Samstag, 24. August 2013

Einjahrbaby

Endlich komme ich dazu, auch hier den ersten Geburtstag meiner Zweitgeborenen noch nachträglich zu würdigen. Ich sprach ja schon an, dass ich mitbekomme, wie viele Mütter dem ersten Geburtstag ihrer Kinder mit Wehmut und Tränen entgegensehen und sich fragen, wo die Zeit geblieben ist - und das ich das so gar nicht verstehen kann.

Ein Jahr mit dem Mäuschen. Das erste Jahr. Vorbei.
Wobei das ja auch gar nicht stimmt. Der erste Moment mit ihr begann mit dem positiven Schwangerschaftstest. Vielleicht sogar mit den drei negativen aus den vergangenen Zyklen. Denn zumindest im Kopf lebte ich ja schon mit der Idee von ihr. Oder ihm. Drei Zyklen, in denen ich mit mir und der Vorstellung von einem zweiten Kind haderte. Denn ich muss an dieser Stelle zugeben, ich wollte gar nicht wirklich ein zweites Kind, ich wollte nur kein Einzelkind. Klingt merkwürdig, aber vielleicht kann die ein oder andere Leserin den Unterschied nachvollziehen. Drei Zyklen, in denen ich das volle Programm von vorgetäuschten Schwangerschaftsanzeichen und Vorahnungen und Erwarungen und Enttäuschungen und Erleichterungen durchmachte. Und dann war der vierte Zyklus angebrochen. Und ich schwor mir, wenn dieser Test wieder negativ sein würde, dann würde ich nicht mehr weitermachen. Dann würde das Schicksal mit sagen, nein, du bist eine Grummelmama und mit einem Kind voll ausgelastet. Und dann hielt ich den positiven Test in den Händen. Und in diesem Augenblick trat das Mäuschen in unser Leben. Keine Sekunde später.

Und auch die Schwangerschaft war nicht nur rosarot. Ich machte mir permanent die Gedanken einer Zweigebärenden...

Schaffe ich das. Schaffen WIR das. Kann ich ein zweites Kind ebenso lieben? Will ich das überhaupt? Wird das nicht die Große total überfordern, ihr nicht mehr gerecht werden? Was, wenn ich das Kind nicht leiden kann? Was, wenn ich die Große nicht mehr leiden kann? Was, wenn das Kind nicht gesund ist und ich keine Zeit mehr für die Große habe? Keine Zeit mehr für mich habe? Keine Zeit mehr für irgendwas habe? Keine Zeit mehr...

Diese und ähnlich dämliche Fragen und Sorgen quälten mich die ganze Schwangerschaft.
Und dann war sie da. Nach vier Stunden wehen purzelte sie einfach so in unser Leben. Und natürlich liebte ich sie. Und natürlich war alles gut.
Aber ich will eben auch nicht verschweigen, wie die ersten Wochen und Monate waren. Hart und anstrengend und kein Zuckerschlecken. Zumindest nicht für eine Grummelmama wie mich. Sich samt Stillproblemen, Hochsommerhitze, Wochenfluss und Co. zu viert zusammenzuraufen, war nicht einfach. Und in den ersten Tagen und Nächten weinte ich viel und war mir sicher, dass sich all das nie wieder normalisieren wird. Der Babyblues erwischte mich noch heftiger als letztes Mal. Zunächst.

Doch es normalisierte sich alles wieder. Schneller, als ich dachte. Aber diese Wochen werde ich nicht vergessen. Und wie gesagt eben auch nicht die Nächte, die Schmerzen, die Probleme, die Sorgen. Und genau deshalb freue ich mich, dass das Mäuschen nun ein Jahr alt ist, fast läuft, fast spricht und kein anfälliges und zartes Neugeborenes mehr ist. Sie ist dem winzigen Schreihals und Tragling entwachsen - und ich mit ihr. Auf mich warten jetzt andere Aufgaben. Erste Zahnlücken und Einschulungen, Wettrennen und Versteckspiele. Auf mich wartet kein Wochenfluss mehr, keine Dammnaht, kein Geburtsvorbereitungskurs. Es war schön, es war aufregend, es war besonders. Beide Male. Und jetzt ist es gut. Jetzt wollen wir nicht mehr erneut zusammenwachsen müssen, jetzt wollen wir zusammen groß werden.




1 Kommentar :

  1. Das sind wahre Worte. Ich mag deinen Blick auf Dinge und dass du es schaffst, einfach so im letzten Satz alles zu sagen, was zu sagen ist.
    Ich glaube, ich verstehe was du meinst.. nur kein Einzelkind wollen und so. Geht mir ähnlich.

    Ich schicke dir liebe Grüße!

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