Sonntag, 29. September 2013

Bücherverbrennung 2013

Seit einiger Zeit tobt ja die Debatte um das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" - und gipfelt nun vorerst in einer ins Leben gerufenen Petition, die das Buch verbieten lassen soll. So weit, so gut.

Ich kenne dieses Buch nicht - und mit mir die meinsten anderen Mütter auch nicht, die diese Petition laut wetternd unterzeichnen. Zunächst ist mir nämlich nur eins suspekt. Ein Buch verbieten zu lassen. Es gibt so viele Bücher auf dem Markt, die ich für nicht gut, fragwürdig oder sogar schädlich halte - aber sie verbieten lassen? Wie sagt man doch so schön: Papier ist geduldig. Und mir erschließt sich einfach nicht, welchen Sinn es haben würde, solche Ratgeber zu indizieren. Über sowas sollten wir hinaus sein, finde ich.

Wie gesagt, ich habe dieses Buch nicht gelesen, habe es nie lesen müssen. Doch soweit ich mich informiert habe, geht es hier nicht darum, Wort für Wort einer Anweisung von zwei Menschen zu folgen, sondern eine Art Hilfestellung für Kinder zu finden, die wirkliche Probleme mit dem Einschlafen haben. Und noch mehr für ihre Eltern, die meiner Meinung nach meist die Hauptschuld tragen. Was auch gar nicht böse gemeint ist, ich kenne diese Art Schuld nur zu gut. Schließlich kämpft doch das ganze Leben lang unsere Vernunft gegen das, was das Herz sagt. Doch die Grundhaltung, einem Baby die Chance zu geben, sich ans Einschlafen alleine zu gewöhnen, finde ich nicht fragwürdig, sondern okay. Niemand verlangt von den Eltern, ihr Kind stundenlang schreien zu lassen, ohne ihm Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Alle paar Minuten zu ihm zu gehen, um ihm genau das zu vermitteln, ist doch auch das, was das Buch rät? Auch vom "Versuch abbrechen" ist dort häufig die Rede, wie ich las? Aber darum soll es mir auch gar nicht gehen und am allerwenigsten möchte ich hier für dieses fragwürdige Werk eine Lanze brechen - den auch ICH bin nicht der Meinung, so ein Training oder Programm könne helfen. Ich denke nur, dass ein Verbot eines solchen Werkes sicher nicht die vielen Eltern verhindert, die ihr Baby tatsächlich eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken stundenlang schreien lassen, bis es müde und entmutigt vollkommen entkräftet einschläft. Wer die Grundhaltung zu einem solchen Verhalten hat, der wird es auch durchziehen, ohne ein solches Buch gelesen zu haben. Und ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass DIE Eltern, die so mit ihren Kindern umgehen, es gar nicht für nötig halten, Ratgeber zu befragen. Jede Mutter und jeder Vater, der sich die Mühe und Gedanken macht, sich in Büchern über die bestmögliche Weise der Erziehung informieren zu wollen, hat meiner Meinung nach Grips genug, um abstrahieren und abwägen zu können, was er liest und tut.

Ein bisschen geht es mir mit diesem Buch wie mit der ganzen Diskussion über Lebensmittellügen und Werbeverbote. Wer ernsthaft jahrelang glaubte, Milchschnitte sei gesund für sein Kind, weil auf dem Verpackungsbilchen ein Glas Milch und Honig abgebildet sind, dem ist weder mit Werbeverboten noch mit Kalorienampeln zu helfen. Wer erst durch fettgedruckte Hinweisschilder erfährt, dass Chips dick machen, der wird keine noch so detaillierten Nahrungsmittelangaben verstehen. Wer plötzlich total überrascht war, dass der Granulattee vom lieben Claus fast komplett aus Zucker besteht, dem helfen auch keine Produktverbote weiter. Nicht, dass ich all das unwichtig, gut oder unterstützenswert finde. Aber es ist doch so: Auf der einen Seite wird dem Verbraucher totale Eigenständigkeit unterstellt und vorausgesetzt, auf der anderen Seite ist man der Meinung, Aufklärung für Doofe starten zu müssen, um die Nahrungsmittelwelt sicherer zu machen. Was denn jetzt?

Auf jeden Fall sollte man aufhören, alles nur in Schwarz oder Weiß unterteilen zu wollen. Es gibt noch mehr auf dieser Welt als Eltern, die ihr Baby vernachlässigen und solche, die es zu sehr betüddeln. Jedes Kind ist anders und brauch andere Arten der Erziehung und Zuwendung - und ebenso sind es die zugehörigen Eltern. Jede liebende Mutter und jeder fürsorgliche Vater wird sein Kind gut genug einschätzen können, an dieser einen Stelle nicht mehr auf ein Buch zu hören, wenn er oder sie das Gefühl bekommt, es schade seinem Baby. Und kein Buch der Welt wird das ändern können - denn ein Buch zwingt niemanden zu etwas. Zum Glück.

Und am Schluss möchte ich mich noch Heinrich Heine (1817) anschließen, der einmal sagte:

„Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“


Und nach diesem dramatischen Blogpostfinale noch ein Hinweis ganz anderer Art! Heute ist Sonntag, heute ist Grummarcesible Day! Wen es interessiert, der möge heute bei der lieben Sarah auf Inmarcesible zu Gast sein und lesen, was unsere Woche so brachte.

Dienstag, 24. September 2013

Forum Mamarum

Vor meiner ersten Schwangerschaft meldete ich mich voll motiviert und hormonell schwer verwirrt in einem großen Mamaforum im Internet an. Schnell fand ich auch die für mich passende Gruppe von Frauen, die wie ich schnellstens schwanger werden wollten. Ich freute mich wie eine Schneekönigin! Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen internen Kürzel für Ereignisse verstand, mit denen ich bis dato nichts zu tun gehabt hatte:
  • ES = kein Roman mit einem mordlustigen Clown, sondern der Eisprung, der mit vielen Tricks perfekt  vorhergesagt werden kann
  • NMT = diese drei unscheinbaren Buchstaben können sogar zwei Bedeutungen haben: für die Hibblerinnen ist es der Nicht-Menstruations-Tag, für die Verhüterinnen der Normal-Menstruations-Tag
  • SS = nicht die Schutzstaffel der NSDAP (die mich in einem Mamaforum auch wirklich sehr verwirrt hätte), sondern einfach die Schwangerschaft
  • Hibbeln = tue ich normal, wenn ich dringend muss, aber nicht kann - soll hier aber die Tätigkeit von Frauen beschreiben, die darauf warten, endlich schwanger zu werden
  • ZS = keine ehemalige saudi-arabische Billigfluggesellschaft, sondern etwas noch Schlimmeres - die zwei Buchstaben kürzen das unschöne Wort Zervixschleim ab
  • ÜZ = nicht die niedliche Abkürzung eines schweizerischen Altherrennamens, sondern schlicht für den Übungszyklus. In diesem Zyklus wird nichts anderes "geübt", als schwanger zu werden - und zwar nicht durch profanen Sex, sondern durch Herzeln
  • ET = kein süßer Alien-Langfinger, sondern das, was all dem Abkürzungshorror endlich die Krone aufsetzen soll: der Entbindungstermin
Diese und zahlreiche andere Neuheiten der Sprachwelt jenseits meines Horizontes lernte ich also brav und konnte schnell ebenso über Tempi-Kurven und ZS-Ausprägungen fachsimpeln wie die alten Mama-Hasen. Soweit, so lustig. Als ich dann überraschenderweise schon im ersten ÜZ schwanger wurde, wechselte ich euphorisch in die passende Gruppe Frauen, die im gleichen Monat wie ich ET hatten. Zunächst war all das auch wirklich noch nett, informativ und spannend. Gleichgesinnte zu finden hat für mich immer den AA-Charakter (ja, ich meine die Anonymen Alkoholiker und nicht etwa einen "Absoluten Anovulationszyklus"):
"Hallo. Meine Name ist Grummelmama und ich bin Hibblerin." "Hallo, Grummelmama."
Zuerst ist es toll, sich unter ähnlich tickenden Menschen zu befinden, aber schnell artet diese Art Gruppenkuscheln auch aus.

Nach einigen Wochen hatte ich das Forum jedoch durchschaut. Und mit ihm die Mütter, die sich dort so tummeln. (Und nicht nur dort, wie ich viel später erst rausfinden sollte)

Im Grunde ist so ein Forum ganz einfach erklärt. Es gibt das Klischee der Übermutter und das der Rabenmutter - und für eins der beiden musst du dich entscheiden. Und dann gibt es da noch die Hauptthemen, die wieder und wieder und wieder (und wieder) durchgekaut werden und regelmäßig zu den schlimmsten Zickenkriegen führen, die ich jemals miterleben durfte:
  • Rauchen in der Schwangerschaft
  • Alkohol in der Schwangerschaft
  • Impfen oder nicht
  • Gehfreis und Türhopser
  • Ohrlöcher bei Babys und Kleinkindern
  • Richtige und falsche Bauchtragen
  • Stillen
  • Schlaferziehung
Diese Themen und ihre Abwandlungen findet man jeden Tag - und die Tragik daran war, dass ich mich viel zu oft auf sie einließ. Ich kann gar nicht sagen, wieviel kostbare Lebenszeit ich drauf verwendete, meine Ansichten zu vertreten, mich zu streiten und mich auf unnötige Diskussionen mit wildfremden Menschen einzulassen, die vom Thema ungefähr so viel Ahnung haben wie eine Stubenfliege von Kurvendiskussionen. Es ist unfassbar, auf wieviel Dummheit, Ignoranz und Unwissenheit man in einem solchen Forum treffen kann. Unfassbar, unheimlich und ungelogen unerträglich. Leider brauchte ich mehrere Jahre, um mich gänzlich aus dieser anstrengenden Welt herauszuhalten und im Stillen für mich zu klären, dass ich weder eine Raben-, noch eine Übermutter bin und keinen inneren Auftrag mehr verspürte, das Leben und die Meinungen anderer zu ändern.

Es gibt einfach Dinge auf dieser Welt, speziell wenn es um Babys und Kinder geht, die für mich keine Diskussionen mehr zulassen. Im Gegenzug dazu ist es aber auch unter aller Kanone, regelmäßig zu vergessen, dass man im Internet mit Menschen und nicht nur mit Nicknames und Pseudonymen zu tun hat und auf eine derart respektlose Weise mit jemandem kommuniziert, wie man es nicht einmal mit seinem schlimmsten Feind tun würde.

Fazit von all dem ist: Frauen untereinander sind anstrengend - und wenn diese dann noch frustrierte Hibblerinnen oder gar schwanger sind, gibt es kein Halten mehr. Jede weiß es besser und ist die Tollere, selbst wenn sie noch gar keine Ahnung hat, was du eigentlich willst. Und ich kann nur jeder Frau, die Kinder hat oder möchte, raten: Mach einen großen Bogen um Mütter- und Schwangerenforen und lerne stattdessen das Stricken oder eine Fremdsprache. Aber was rede ich? Ihr hört sowieso nicht auf mich. Und warum? Weil wir Frauen das brauchen. Irgendwie liegt all das doch in unserem Blut - und Hand auf's Mutterherz:
Es gibt Tage, an denen ist es durchaus entspannend, seinen Frust und seine Aggressionen in einem Streitgespräch über Bauchtragen wegdiskutieren zu können - so unbefriedigend es am Ende auch ausfallen wird.


Sonntag, 22. September 2013

Grummarcesible Day (1)



K: So, Sarahlein, dann ist heute also der große Tag! Unser erster offizieller Grummarcesible Day. Magst du dich vielleicht kurz vorstellen für die Leserinnen und Leser meines Blogs, die dich noch nicht kennen – wobei das sicher nicht so viele sind?

   S: Katja, jetzt übertreibst Du aber etwas ;)
   Ich heiße Sarah und bin 31 Jahre alt. Im Juni habe ich meinen Traummann geheiratet und im Juli kamen    
   unsere Kinder Lena und Paul zur Welt. Seitdem lebe ich meinen Traum von einer schrecklich spießigen   
   Familie.

K: Du hast noch euren Hund Anton vergessen – der gehört doch unbedingt dazu zur perfekten Spießigkeit! Unfassbar, dass wir jetzt schon beide Ü30, Eheweiber und Mütter sind, oder? Also mein Hirn ist nicht wirklich gereift seit damals, als wir uns kennenlernten ;) Und deins auch nicht, sonst hättest du dich nie auf dieses Projekt hier mit mir zusammen eingelassen.

   S: Stimmt, der gehört natürlich auch dazu und macht das Spießer-Bild komplett! Naja, was heißt   
   gereift… Älter sind wir ja geworden, aber viel verändert haben wir uns wohl nicht, bis darauf dass wir  
   nun  Ehemänner und Kinder haben.

K: Aber mal im Ernst, ich freue mich riesig, das hier mit dir zu machen. Wenn uns beiden jemand vor ein paar Jahren prophezeit hätte, dass wir mal unsere Muddiblogs verknüpfen, hätten wir aber auch nur laut und hysterisch gelacht, oder?

   S: Wir haben sowieso immer viel gelacht und deshalb mag ich Dich so: man kann mit Dir lachen und   
   ernsthafte Gespräche führen und ich komme mir bei Dir nie verrückt vor. Wenn andere die Hände über  
   den  Kopf schlagen würden bei manch verqueren Gedankengängen nimmst Du diese ernst, tust, als seien  
   sie völlig normal und dann lachen wir wieder gemeinsam darüber. Du bist toll! (ich höre jetzt auf, das soll
   hier ja keine Liebeserklärung werden, musste aber mal gesagt werden!)

K: Och, da werde ich ja jetzt ganz rührselig, Sarah! Ja, wir passen schon gut zusammen… <3 Na gut, dann fangen wir einfach mal direkt an! Was war denn dein himmlischstes Hoch diese Woche?

   S: Diese Woche war mein himmlischstes Hoch am Mittwoch. Wir hatten einen Termin in der   
   Frühförderstelle (unsere Babys sind leider schon in der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt   
   gekommen),   wo der Arzt, der auch beim Kaiserschnitt dabei war, beurteilen sollte, ob eine  
   Frühförderung  für die Kleinen notwendig ist. Er untersuchte Paul und Lena und kam zu dem   
   Entschluss, dass beide keine besondere Förderung brauchen und absolut zeitgerecht entwickelt sind. Wir  
   sind total erleichtert und glücklich, dass wir ganz gesunde Babys haben, die zwar einen frühen, aber keinen 
   schlechten Start ins Leben hatten.

K: Hey, das ist ja voll toll! Die beiden sind echte Helden! Und es macht doch auch allen Zwillingsschwangeren richtig Mut zu sehen, dass es auch ganz normale Nach-Schwangerschafts-Verläufe gibt! Ich bin irre stolz auf die beiden Gürkchen! Ein tolles Hoch!

   S: Ja, ich hoffe, es kann einigen Frühchen-Eltern vielleicht etwas Mut machen.

K: Ganz bestimmt! Mein himmlischstes Hoch diese Woche war gestern, als das Wetter endlich wieder etwas schöner wurde und zum ersten Mal seit langem die Sonne wieder durch die Wolken kam. Ich weiß, dass ich meine Follower bei Facebook sicher schon mit meinen negativen Wetterposts nerve, aber diese graue Herbstsuppe macht mich wirklich traurig und depressiv. Ich bin einfach viel motivierter und optimistischer, wenn wenigstens ab und an die Sonne durch ein kleines Stück blauen Himmel schaut! Und so konnten wir dann auch gestern zum dritten Mal diesen Monat abgrillen – ich hoffe allerdings noch auf ein viertes oder gar fünftes Mal, denn so eine Grillsaison will ja standesgemäß und höchst zeremoniell beendet werden! Schließlich bin ich Saarländerin und stamme somit ab vom Volk der „Trinker und Schwenker“ („Am Grill stehn vill – nur am Schwenker steht der Denker“). Aber genug hiervon – saarländische Grilleigenschaften sind ja nicht Thema unserer Blogs. Schade eigentlich… 

   S: Wir können ja auch gerne mal übers Grillen bloggen! Ich wusste gar nicht dass Du so eine Grilleule  
   bist. Aber ich wusste, dass Du den Herbst und Winter gar nicht magst. Magst Du denn Weihnachten?  
   Oder dieses eiskalte, frische Schneewetter?

K: Oh ja, das würde mir gefallen! Klar, Sommer und Grillen gehören für mich total zusammen, das ist die schönste Zeit, wenn wir im Garten mit den Kindern und unseren liebsten Nachbarn und Freunden (ich nenne hier keine Namen, aber bezeichnen wir sie mal liebevoll als „die Ös“) die Abende grillend, futternd und Cocktails schlürfend verbringen (natürlich erst, wenn die Kinder schlummern). Weihnachten mag ich, weil die ganze Familie zusammen ist – aber sagen wir so: Es würde mich nicht stören, fiele es in den Frühling oder gar in den Sommer. Nein, ich mag auch keinen Schnee, egal welches Wetter oder welche Temperaturen ihn begleiten. Da mache ich dann meinem Grummelmamanamen alle Ehre.

   S: Ok, keinen Herbst und Winter für die Grummelmama! Das hört sich echt toll an, ich bin neidisch auf  
   Eure Sommerabende. Kein Wunder dass Du den Sommer so vermisst. Ich habe nun etwas mehr  
   Verständnis für Deine Grummelwetter-Postings!
 
K: Eines Tages grillen wir zusammen, versprochen! Was war denn nun dein teuflischstes Tief diese Woche?

   S: Mein teuflischstes Tief war am Freitag: Mein Mann organisierte mit seinen Mitgesellschaftern einen  
   Firmen-Event. Das ganze fand in Köln statt. Wir sind letztes Jahr im September ins Ruhrgebiet gezogen, 
   meiner Heimat, vorher haben wir 4,5 Jahre in Köln gelebt. Natürlich war klar, dass ich zuhause bleibe. Die 
   Veranstaltung war alles andere als babygerecht und ging bis spät in die Nacht. Es war das erste Mal, dass 
   ich bei etwas wirklich gerne dabei gewesen wäre, seitdem die Kinder da sind. Versteht mich nicht falsch, 
   ich hätte ebenso ungern die Kinder bei jemand anderem gelassen um dabei sein zu können, obwohl es   
   zum Glück Menschen gibt, denen ich sie anvertrauen würde. Es war mehr die Erkenntnis: Sarah, das geht 
   jetzt nicht mehr. Vieles ist nun komplizierter, bedarf genauer Planung. Selbstverständlich wusste ich das 
   alles vorher, aber als es dann so weit war, hat es mich doch etwas getroffen. Der Abend alleine warjedoch 
   toll! Ich habe ihn genossen. Paul hat geschlafen und Lena war hellwach, lag auf meinem Schoß und wir  
   haben Musik gehört. Es war kein wirkliches Tief, eher ein Ankommen in der Mama-Realität.

K: Da musste ich jetzt ein bisschen lachen, denn dieses Ankommen kenne ich nur zu gut. Es gab bei mir auch immer wieder Momente, in denen ich erkennen musste, dass es nicht mehr so läuft wie früher. Ehrlich gesagt passiert mir das sogar heute noch hin und wieder…*seufzt* Aber ich kann dich gut verstehen, ich hätte die Kinder auch nicht „abgegeben“, denn genießen kann man so einen Abend dann sowieso nicht mehr. Das erlaubt unsere arme, geschundene, wenn auch oft gestresste und genervte Mamaseele gar nicht am Anfang! 

   S: Na Du machst mir ja Hoffnung! Jetzt bist Du dran, was war Dein teuflischstes Tief?

K: Tut mir leid, ich sollte öfter lügen, was? :) Mein teuflischstes Tief diese Woche war am Mittwoch. Ich hatte gerade die Maus ins Ballett gebracht und lief mit dem Mäuschen im Kinderwagen aus der Ausfahrt des Gebäudekomplexes, in dem das Tanzstudio ist – als ich zuerst nur eine Frau „Haaaaaalt, Stooooopp!“ brüllen hörte, das nicht auf mich bezog und im nächsten Augenblick nur noch mitkriegte, dass mich ein VW-Bus erwischte. Die gute Frau war total hektisch, weil zu spät und keinen Parkplatz vorm Eingang gefunden, rückwärts aus der Ausfahrt gefahren und hatte mich und Mäuschen schlichtweg nicht gesehen. Mich erwischte sie am Arm und an der Hüfte – und was viel erschreckender und grauenvoller in dem Moment war – den Kinderwagen volle Breitseite, so dass die Räder der linken Seite unter der Stoßstange hingen. Ich riss in Panik den Buggy unter dem Auto hervor und dem Mäuschen ist nichts passiert. Uns beiden nicht. Die arme Fahrerin war total fertig mit sich und der Welt und hatte sicher einen noch schlimmeren Schrecken bekommen als ich. Aber als der erste Schock vorbei war, kamen eben die Gedankenmonster à la „Was wäre gewesen, wenn ich nicht den Kinderwagen, sondern den klapprigen Buggy genommen hätte, wie ich ursprünglich wollte?“, oder „Was, wenn die Frau nicht so schnell gebremst, sondern in Panik Bremse und Gas verwechselt hätte?“. 
Die Erkenntnis des Tages: „So schnell kann es gehen“, und man darf, kann und will sich gar nicht vorstellen, was alles passieren kann, wenn Auto gegen Kind gewinnt…

   S: Oh man, wie krass! Warum hast Du mir nicht eher davon erzählt? Das war ja ein wirkliches Tief, ich  
   hoffe Du hast den Schreck verdaut und das Gedankenmonster verscheucht?

K: Habe ich nicht? Ich glaube, ich wollte den Schreck schnell verdrängen und es ist ja auch nichts passiert… Ja, mittlerweile ist es wieder ok, aber den Tag danach hatte ich immer ein panisches Gefühl, sobald ich ein Auto um mich herum hörte. 

   S: Nein, hast Du nicht Ja das glaube ich Dir! Ich hoffe nächste Woche gibt es maximal ein "Tiefchen" für 
   Dich.

K: Das hoffe ich auch... Hey, da sind wir dann schon am Ende! Das war dann unser erster gemeinsamer Post. Hat Spaß gemacht! Ich übernehme mal frech das Schlusswort, da unser erster Grummarcesible Day heute auf meinem Blog startet, worüber ich mich sehr freue!

Nächste Woche geht es auf Inmarcesible dann weiter mit unseren himmlischsten Hochs und teuflischsten Tiefs. Ich bin schon ganz gespannt auf die neue Woche und wünsche Sarah und allen Leserinnen und Lesern einen tollen Septemberausklang!

Freitag, 20. September 2013

20 Dinge (1)

Aus mehreren aktuellen Anlässen wollte ich einmal folgende Liste erstellen und mit euch teilen.

20 Dinge, die Kinder einfach besser können als wir:
  1. an der Bettdecke immer genau SO ziehen, dass nur noch der Bezug oben hängt, während unten das ganze Deckenchaos klumpt (Uaaaaaah!)
  2. den Trinkbecher immer so nahe an die Tischkante stellen, dass er von selbst und wie von Geisterhand runterfällt
  3. ganz normal über den Badezimmerteppich laufen und ihn dabei derartig verknautschen, dass die Tür nicht mehr richtig aufgeht (Nochmal uaaaaaaah!)
  4. Schokobrötchen so verputzen, dass Nutella bis zu den Ohren klebt (Konnte ich auch früher, ist aber im Laufe des Erwachsenwerdens verloren gegangen)
  5. nach zwei Minuten Malkunst alle Finger bunt haben (Wie schaffen die das?)
  6. einen eben geputzen Spiegel binnen Sekunden in den Vor-Putz-Zustand zurückversetzen (Kinder kennen den für uns unsichtbaren Putzreset-Knopf. Wobei, Männer können ihn auch manchmal sehen)
  7. immer dann vergessen, wie man Schuhe anzieht oder wo die Jacke liegt, wenn die Erwachsenen es unglaublich eilig haben (Wobei, Männer können... Ihr wisst schon.)
  8. Verkäufer mit Blicken bezirzen und so immer kleine Geschenke bekommen
  9. an einem Tag Frikadellen total toll finden und sie am nächsten Tag hassen
  10. gefühlte 100 Stofftiere im Bett lagern und trotzdem noch selbst ein Schlafplätzchen finden
  11. richtig fiese Sachen sagen und tun - und Erwachsene trotzdem damit zum Lachen bringen
  12. unschöne Wahrheiten charmant verkaufen
  13. mit wenig Mühe und Aufwand die tollsten Geschenke herstellen (Zumindest, wenn die Verwandtschaft sich nicht traut, die Wahrheit zu sagen, weil sie 12) nicht mächtig ist)
  14. auf einem freien Platz den einzigen Baum finden und mit dem Bobbycar dagegenbrettern
  15. mit den Gummistiefel genau SO in Pfützen treten, dass das Wasser hineinlaufen kann
  16. sich Knoten IN die Haare kämmen (Auch eine Kunst!)
  17. kleinste Spielsachen nach GANZ hinten unter's Sofa schaffen, ohne auch nur in der Nähe davon gespielt zu haben
  18. ein Brot so essen, dass das ganze Zimmer verkrümelt ist (Männer?)
  19. alle Minen von gerade gespitzen Stiften in Rekordzeit wieder abbrechen
  20. beim Händewaschen das ganze Badezimmer unter Wasser setzen und es nicht gewesen sein (it's magic!)

"Du wurdest getaggt!"

Aha, ich wurde also getaggt - und nachdem ich meinen Freund Google bat, mir ein bisschen darüber zu erzählen, bin ich nun auch etwas schlauer und habe beschlossen, das Spielchen mitzuspielen! Getaggt hat mich die liebe Nadine von Familie & Freizeit in Hannover. Freut mich! Nadine erklärte auch noch kurz die Regeln, ich zitiere:

"Und hier noch die Regeln fürs taggen:
Beantworte die Fragen, die der Tagger dir gestellt hat.
Denke dir selbst zehn Fragen aus, die du den Bloggern, die du taggen möchtest, stellst
Such dir zehn Blogs aus, die unter 200 Follower haben und tagge sie.
Erzähle es den glücklichen Bloggern.
Zurücktaggen ist nicht erlaubt. ;)"

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Dann versuche ich mal, ihre Fragen zu beantworten.

1. Was gefällt dir am Herbst? 
- Ehrlich? Nichts. Ich mag den Herbst nicht, weil er ein Vorbote für den Winter ist, den ich noch weniger leiden kann. Die kurzen Tage und das oft graue und windig-kühle Wetter kann ich gar nicht leiden und es schlägt mir auf's Gemüt - außerdem geht die Krankheitszeit los und die Grillsaison endet.

2. Welches Buch kannst du weiterempfehlen? 

- Es gibt ein Buch, das es geschafft hat, mich in all den Jahren des Lesens und Literaturstudiums so richtig tief zu berühren. "Ist das ein Mensch" von Primo Levi. Unbedingt lesen.

3. Dein Lieblingsort? 

- Ein Einzelarbeitsraum in der Universitätsbibliothek. Nur ich und mein Laptop. 

4. Das wichtigste im Leben ist…? 

- ...Menschen zu haben, die man liebt, von denen man zurückgeliebt wird - und die einem immer wieder zeigen, dass alles andere unwichtig ist.

5. Wovor hast du Angst? 

 - Ebendiese Menschen zu verlieren

6. Deine Lieblingsfarbe? 

- Grün

7. In drei Monaten ist Weihnachten, suchst du jetzt schon nach Geschenken?

- *lach* Oh nein, ich gehöre zu den CCs - Christmas Chaoten, die am 23. und 24. noch panisch durch die Stadt hetzen.

8. Wie sieht für dich ein perfektes Wochenende aus? 
- Ausgeschlafen etwas Schönes mit der Familie unternehmen, danach alleine, mit Freundinnen oder meiner Mom bummeln gehen, während der Mann auf die Mäuse aufpasst und nach der Kinderschlafenszeit nochmal mit Laptop in einem schon erwähnten Arbeitsraum verschwinden zu können. Außerdem gehört dringend schönes Wetter und ein Grillabend im Garten mit Freunden dazu.

9. Frühaufsteher oder Morgenmuffel? 

- Definitiv Morgenmuffel! Beziehungsweise müsste für mich ein neues Wort erfunden werden, denn Muffel ist zu schwach.

10. Dein Lieblingsseite im Internet? 

- Alle tun es, kaum einer gibt es zu: Facebook ;)

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So, hiermit habe ich Nadines Fragen beantwortet. Und jetzt muss ich mir wohl welche ausdenken - so schreiben es die Regeln vor. Puh, das wird schwer.

1.  Hunde- oder Katzenmensch?
2.  Die berühmte Frage: Welche drei Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
3.  Mit welchem Star würdest du gerne für eine Woche dein Leben tauschen?
4.  Ein Feenwunsch frei. Was darf es sein?
5.  Welche deiner Eigenschaften finden deine Freunde anstrengend?
6.  Welche deiner Eigenschaften schätzen deine Freunde am meisten?
7.  Lieblingsserie aus deiner Kindheit?
8.  Bist du zufrieden mit deinem Aussehen?
9.  Was ist deine Lieblingsjahreszeit und warum?
10. Wie bist du zum Bloggen gekommen?

Ich tagge:

Inmarcesible (ist zwar kein kleiner Blog mehr, aber egal, da muss sie jetzt durch)
Kaleas Welt
Mama sein - Frau bleiben
Räuberherz
Kids, Hubby and me
Aus dem Leben einer Zwillings-Mama
Der schöne schicke Babybauch
A glorius mess
Mrs. Chaos Queen
Alltagsschrott (einfach cool)








Mittwoch, 18. September 2013

Zweinzelkind

Die Maus ist im Kindergarten, ich gieße mir eine heiße Tasse Kaffee ein, werde langsam fit und spiele mit dem Mäuschen auf dem Teppich im Wohnzimmer. Sie schleppt mir Bücher an, die wir schon hunderfach angesehen haben, macht "Wau!" zu allem, was vier Beine hat, rennt auf ihren kleinen Beinchen durch die Wohnung und ist so schnell von allem begeistert, was man mit ihr macht. Oder wir gehen spazieren, bummeln gemütlich mit dem Kinderwagen durch die Altstadt. Sie zeigt auf alles und winkt jedem, alles ist "Bau!" (Baum, ihr neustes Lieblingswort), sie lässt mich sogar in Kleidungsgeschäften nach langweiligen Mamasachen gucken. Dann setzen wir uns an den Markt oder an den See und spielen Nachlauf oder Ball -  und ist dabei so niedlich, ich könnte sie einfach nur knuddeln.

Das Mäuschen ist beim Papa und die Maus und ich machen Große-Mädels-Nachmittag zusammen. Das ist unser monatliches Ritual und wir genießen es beide sehr. Wir gehen in die Stadt, lesen stundenlang Bücher in der Kinderecke der Stadtbücherei, gucken uns jedes Spielzeug im Kinderladen genau an, kaufen auch meistens eine Kleinigkeit, futtern ein Eis beim Lieblingseisladen oder Crêpes am Marktstand. Dann geht es noch auf den Spielplatz, wenn das Wetter mitspielt und wir rutschen, rennen, schaukeln und toben.
Sie ist so ein Schatz, schon meine richtig große Maus, mit der man Spaß haben und sich unterhalten kann -
und ist dabei so süß, ich könnte sie einfach nur knuddeln.

Doch wehe, wehe sie treffen aufeinander!

Sobald die Maus die Augen aufmacht und das Mäuschen ins Zimmer stürmt (wir sind meist schon vor der Großen wach) ist die Ruhe und Niedlichkeit vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Stressmonster! Mäuschen zieht Maus an den Haaren, Maus jagt Mäuschen durch die Wohnung (finden alle spaßig, nur die Mama nicht um diese Uhrzeit), Mäuschen wirft Mausens Stifte durch das Zimmer, Maus schreit wegen dieser Aktion Zeter und Mordio, Maus versteckt Mäuschens Schnuller so im Bett, dass dieses ihn nicht mehr finden kann, Mäuschen brüllt wegen dieser Aktion wie am Spieß.

Sobald die Maus aus dem Kindergarten kommt und das Mäuschen Mittagsschlaf gemacht hat, ist die Ruhe und Niedlichkeit wieder vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Terrormäuse! Mäuschen lässt Maus nicht in Ruhe mit Mama ein Buch angucken, Maus sieht es nicht ein, dass Mäuschen mit ihrem Playmobil spielt, Mäuschen hat keine Lust zu warten, bis Mama und Maus ein Bild beklebt haben und wütet in der Küche, Maus hat keine Lust zu warten, bis Mama und Mäuschen Bauklötze gespielt haben und sitzt laut meckernd und trotzig in der Ecke.

Es könnte alles so einfach sein. So schön. So friedlich. So perfekt - wenn man ein Zweinzelkind hat. Sobald daraus jedoch ein Geschwisterkind wird, ist es nicht mehr zu bremsen. Beinahe unheimlich, wie Kinder diesen Schalter umlegen können. Und auch verständlich. Nichtsdestotrotz auch grauenvoll anstregend für die arme Mutter, die sich in solchen Momenten sogar sträflich an Goethe vergreift:

Zwei Seelen wohnen, ach! in ihrer Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Schwesternlust
sich an die Maus mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Frust
zu den Mäuschens Stofftierahnen. 


Und wie immer tue ich das, was man als Mutter immer tut. Ich warte, bis eine bessere Zeit kommt, in der wir alle drei gemeinsam auf dem Teppich im Wohnzimmer spielen und Bücher ansehen können und bis ich keine Zweinzelkinder mehr brauche, um sie zum Knuddeln süß und niedlich zu finden. Und falls jetzt hier jemand liest, der schon ältere Kinder hat als ich: 

Bitte zerstört nicht meine Hoffnungen. Lügt einfach. 


Montag, 16. September 2013

Oberflächlich betrachtet

Yummy Mummy oder Öko Muddi - oder etwas dazwischen? Zu welcher Sorte Mütter gehört ihr? Ich lebe in einer Stadt, in der die Öko Muddi das Stadtbild sehr prägt. Aber eine Art Mama gibt es hier, mit der ich gar nicht klarkomme: Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige Frauen Shampoo und Bürsten gegen ihre Kinder eingetauscht haben müssen und scheinbar auch keine Zeit mehr für Kleidungswechsel haben. Klingt böse, ich weiß - aber ich kann nicht nachvollziehen, wie man als Frau auf alles verzichten kann, was mit Pflege oder Äußerlichkeiten zu tun hat.

Ich möchte über niemanden urteilen. Jeder sollte und darf so durch die Welt gehen, wie er sich am wohlsten fühlt. Ich gehöre eben zu den Müttern, die einmal am Tag die Brut aus dem Zimmer werfen, sich vor ihr prall gefülltes Schminkschränkchen stellen und die hohe Kunst der Gesichtsbemalung pflegen. Auch stehe ich eher zu lange vor dem Kleiderschrank, bevor ich mein Outfit wähle - und kaum weniger Zeit benötigt die Schuhwahl, die leider viel zu selten auf High Heels fällt, da Kinder UND Kopfsteinpflaster selbst für mich zu viel sind. Ich sage es ohne Umschweife: Ohne Mascara, Kajal, Eyeshadow oder Abdeckstift verlasse ich nicht das Haus. Der Mann findet diese Macke lustig - lernten wir uns doch in einer Zeit kennen, in der ich nicht einmal Mascara benutze, "weil meine Wimpern doch sowieso schon schwarz sind" - und fragt immer, ob ich im REWE Heidi Klum erwarte, die ein spontanes Casting zwischen Dosenwurst und Klopapier veranstalten möchte. Natürlich tue ich das nicht! (Aber falls sie kommt, bin ICH gerüstet!)

Ich erwarte das nicht von anderen Frauen. Ich stehe eben eher auf Röhre und Tubetop, andere lieben Hippiestyle, Öko- oder Basiclook. Alles ist toll. Alles ist erlaubt. Wofür ich nur kein Verständnis habe, sind Frauen, die ihrer Umwelt das Gefühl vermitteln, sie wären nur angezogen, um nicht nackt zu sein, behaargummit, nur um die Kinder besser zu sehen - und sorry: aussehen, als wären sie gerade nach einem tagelangen Schlaf aus dem Bett gefallen. Ohne Dusche. Oder Bürste. Sicher weiß ich nicht, ob diese Damen nicht auch schon vor ihren Kindern so wenig auf ihr Äußeres achteten, aber ich kenne auch viele Fälle, die sich nach der Geburt ihrer Kinder total haben gehen lassen. Und das finde ich traurig. Denn was in den ersten Wochen nach der Geburt noch vollkommen normal und fast unumgänglich ist, wird doch spätestens nach ein paar Monaten zur traurigen Gewissheit: Kind bekommen, Fall erledigt.

Vor einigen Monaten stand ich an der Ampel mit den Kindern. Neben mir zwei dieser argen Fälle. Sagt doch die eine zur anderen gerade so laut, dass ich es hören kann: "Früher habe ich mich auch geschminkt. Heute verbringe ich die Zeit lieber mit meinen Kindern." Ist das zu fassen? Ich weiß ja nicht, wie lange die Gute braucht, um sich zu schminken, aber ich hoffe doch, dass meine Kinder 10 Minuten am Tag Mamazeit entbehren können, sich dafür aber später mal nicht für mich schämen müssen, wenn ich sie von Kindergarten und Schule abhole. In einer Stadt wie dieser fällt man eben eher negativ auf, wenn man Kinder UND Augenmakeup hat.

Auch tun mir die zugehörigen Männer leid, die mit ansehen müssen, wie ihre Frau sich in eine Glucke verwandelt, die sich für nichts mehr interessiert, was nicht mit Dreikäsehoch und Tragetuch zu tun hat.
(Und ich meine hier nicht die Figur, die sich während und nach einer Schwangerschaft sowieso verändert.) Sicher ist all das kein kein Scheidungsgrund - aber wundern braucht sich keine Frau, wenn ihr Kerl sich irgendwann sehnsüchtig nach anderen Frauen umdreht, die noch wissen, wie man Körperpflege und Styling schreibt.

Aber was ist nun das richtige Mischungsverhältnis? Ich denke, Frau sollte sich guten Gewissens vor den Spiegel stellen und sich mit dem, was sie sieht, wohlfühlen können - und sich ab und zu eigene Bilder aus der Vor-Kinder-Zeit ansehen, um nicht ganz aus dem Auge zu verlieren, in welche Frau sich der Vater ihrer Kinder vor Jahren verliebt hat. Innere Werte zählen ganz sicher, aber Hand auf's Herz: Wollen wir selbst nicht auch das Komplettpaket?



Sonntag, 15. September 2013

Grummarcesible - Sarah und Katja fusionieren (jeden Sonntag)

Hinter der Grummelmama und Inmarcesible stecken Sarah und Katja. Sie lernten sich lange vor Hibbelzeiten, Schwangerschaftstests, vollgekackten Windeln und Babysorgen kennen. Früher redeten wir gemeinsam über Fastnochteenie-Probleme, Liebe, Mädelskram und Lästereien. Heute sind wir irgendwie erwachsen geworden und regen uns gemeinsam über unsere Kinder auf - und genießen zusammen die ersten und zweiten Schritte als erwachsene Frauen und Mütter.

Heute möchten wir gemeinsam eine Neuerung einführen:

Den Grummarcesible Day.
 
Ab nächste Woche werden Sarah von Inmarcesible und ich unser teuflischstes Tief und unser himmlischstes Hoch mit euch teilen. Immer Sonntags. Wir werden diese Serie blogumgreifend gestalten - in der einen Woche hier, in der anderen auf Inmarcesible. Also, legen wir los! Wenn ihr Ideen, Wünsche oder Anregungen habt, meldet euch einfach bei uns!

Freitag, 13. September 2013

Schubkraft

Die Geschichte der Wachstumsschübe ist eine Geschichte voller Missverständnisse - könnte man meinen. Die einen Mütter schwören, dass ihre heranwachsende Brut JEDEN einzelenen dieser von Van de Rijt und Plooij beschriebenen Sprünge genau pünktlich durchgemacht hat. Die anderen Mütter lächeln nur müde und halten das alles für ausgemachten und erfundenen Unsinn. Doch was ist eigentlich dran an "Oje, ich wachse!" und seinen Wachstumsschüben, die die Zwerge (und vor allem ihre Mütter) alle paar Wochen wieder neu quälen und vor unbekannte Abenteuer stellen?

Ich habe ja bekanntlich zwei oje, wachsende Kinder. Ich weiß gar nicht mehr, was zuerst da war - das Buch oder die Maus? Jedenfalls wusste ich, was mir bevorstehen sollte und nachdem der erste Wachstumsschub, der um die 5. Lebenswoche herum alle erfreuen sollte, dann auch tatsächlich pünktlich und mit voller Wucht geschah, machte mir das Buch noch mehr Angst. Das sollte jetzt also alle paar Wochen aus meinem kleinen, süßen Mädchen werden? Ein nervendes, quengelndes, mit nichts zu beruhigendes kleines Monsterchen? Ja. Genau das sollte es. Die Maus nahm jeden einzelnen der Schübe mit Anlauf mit, und nach jedem Schub war ich mir sicher, DAS war der schlimmste Schub von allen gewesen. Zugegeben verstehe ich auch schon, was die buchkritischen Mamas dazu bewegt, all das nicht zu ernst zu nehmen. Denn wie heißt es so schön? Richtig: Irgendwas ist immer. Im ersten Jahr beschäftigt ein heranwachsendes Wesen so ziemlich alles dermaßen, dass es aus der nicht mal erlernten Ruhe kommt. Rhythmus finden, neue Leute kennenlernen, Nahrungsumstellungen, Zähne, Bauchschmerzen und all die anderen Horrorerlebnisse eines Menschleins, das gerade ein paar Wochen auf diesem Planeten wohnt.

Dennoch kann ich sagen, dass die Maus wirklich pünktlich auf die Sekunde dann schubte (ihren Rhythmus suchte, neue Leute kennenlernte, ihre Nahrung umstellen musste, zahnte, von Bauchschmerzen gequält wurde), wenn Van de Rijt es mir versprochen hatte. Und ich hatte schon nach den ersten paar Sprüngen keine Lust mehr. Nein, bitte nicht wieder "zurück zu Mama", wenn sich der nächste Sprung ankündigt. Kein "isst mehr, schläft weniger" und schon gar kein "wird als nörgelig, unzufrieden und schwierig beschrieben". Mir grauste immer schon davor, schon VOR dem Schub das nächste Kapitel anzusehen und ins Schwitzen zu geraten. Natürlich nahm die Maus immer nur die negativen Dinge mit - wobei das Buch in seinen Sprung-Ergebnissen auch von Kapitel zu Kapitel zu protzigeren Übertreibungen neigte. Nein, mein 6 Monate altes Kind konnte nach dem Sprung weder stehen noch laufen - aber ich war trotzdem froh, ihn überlebt zu haben. Gemischt mit den Zähnen waren diese Schübe jedenfalls eine echte Grummelmamaherausforderung. Und als die Autoren auf der letzten Seite nach dem 55. Woche Schub auch noch still und leise darauf hinwiesen, dass noch 2 weitere Schübe folgen sollten, hatte ich wirklich die Schnauze voll von all dem. Und da schwor ich mir: Nie wieder ein Kind. DAS mache ich ganz sicher nicht ein zweites Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!

Und als das Mäuschen dann da war, pustete ich den Staub von dem Buch und schlug es auf. Ich hatte verdrängt, was darin stand und ich war nicht sicher, ob ich die Erinnerung daran auffrischen wollte. Merkwürdigerweise hatte ich mittlerweile zwei dieser Bücher und konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann und woher das zweite dazugekommen war. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass Mütter und Väter Gott sein Dank sehr viel von dem schnell vergessen und verdrängen, was sich während der Geburt und die Monate danach so abspielt, sonst wäre dieser Planet wohl nur von Waschbären und Tauben bewohnt. Doch als ich das Buch wieder in den Händen hielt und die ersten paar Seiten überflogen hatte, wurde mir ganz schlecht. Und wir sprechen hier nicht von einer "Oh Mist, ich habe vergessen, Oma anzurufen"-Übelkeit, sondern von der ausgewachsenen "Oh Gott, morgen früh ist mündliche Prüfung und ich habe dieses Kapitel vergessen zu lernen"-Übelkeit. Kurz überlegte ich schon, ob ich das Mäuschen vielleicht noch gegen einen Gutschein eintauschen könnte - aber merkte schnell, dass sich niemand auf diesen Handel einlassen würde. Also hieß es: Volle Schubkraft voraus in die nächste Sprungrunde.

Und siehe da: Das Mäuschen schubte nicht wie die große Schwester. So oft ich auch blätterte und rechnete und las, kein Schub wurde derart ausgelebt, wie ich es gewohnt war. Gegen Ende der Zeiten, die in dem Buch beschrieben waren, hatte sie ein bis zwei miese Tage. Aber nicht mehr. Auch die bisherigen sechs Zähne nahm sie relativ gelassen entgegen, obwohl sie die nach 11 Monaten Zahnlosigkeit innerhalb von 18 Tagen herbeigezaubert hatte. Und was soll ich noch sagen? Wir haben soeben das letzte Kapitel überlebt - und warten jetzt noch auf die zwei Schübe, die noch ohne Beschreibungen folgen sollen.

Am Ende kann ich sagen: Nie wieder ein Kind! DAS mache ich ganz sicher nicht ein drittes Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!

Denn die negativen Erwartungen waren fast noch schlimmer als das, was tatsächlich passierte. Und allen Müttern, die diese Schübe, ob sie nun existieren oder nicht, noch vor sich haben: Keep calm and don't panic. Alles wird gut - und nach dem ersten Lebensjahr wirkt alles, was man bis dahin als unfassbar anstrengend empfunden hat, gar nicht mehr so schlimm. Großes Grummelmamaehrenwort.

Und wer jetzt denkt, dass der Schub EINES Kindes schon anstrengend ist, der kann HIER hautnah miterleben, wie und ob meine liebe Freundin Inmarcesible Zwillingsschübe übersteht!

Mittwoch, 11. September 2013

Schlaflose Helden

Heute schicke ich ein lautes und enthusiastisches "Hut ab" an alle Mamas und Papas, die seit Wochen und Monaten nicht mehr richtig schlafen, weil Zwerg und Zwergin die Nacht zum Tag machen wollen. Wie haltet ihr das aus?

Für mich war die Nacht und mit ihr mein Schlaf unfassbar wichtig. Ich schlief lange und gerne. War eine Nachteule. Konnte problemlos wochenends bis zum Mittag in den Federn liegen. Vor dem Schlafmangel und seinen Folgen hatte ich in meiner ersten Schwangerschaft wohl am meisten Angst. Als die Maus dann auf der Welt war, waren der Mann und ich uns auch einig, dass wir eine strenge Schlaferziehung durchsetzen wollten. Das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" habe ich übrigens noch nie persönlich in der Hand gehabt - nur falls jetzt schon einige mit den Augen rollen. Die ersten sechs Monate schlief die Maus in unserem Schlafzimmer. Zunächst in einer kleinen Wiege, später dann in ihrem Babybettchen. Nur die ersten paar Nächte hatte ich sie mit in unserem Bett und stellte ganz schnell fest: ICH HASSE ES. Ich konnte nicht schlafen, traute mich kaum zu atmen und war immer auf 180.

Klar, die ersten Nächte waren nicht toll. Babychen brüllte gerne, was das Zeug hielt, war hungrig, bauchschmerzig, neugeborenenpanisch. Aber wir starteten schon da die Operation: Superschlaf. Und die war eigentlich ganz einfach: wir machten NIE die Nacht zum Tag. Tags wurde sie rumgetragen, bespielt, bekuschelt. Nachts wurde geschlafen. Im Dunkeln. Im Bett. Nicht im Auto um den Block fahrend, nicht neben dem laufenden Staubsauger, nicht im Buggy durch die Straße schockelnd. Ich lag neben ihr, hielt ihr Händchen, streichelte sie, sang, fütterte sie - aber nie, nie, nie machte ich Licht und schleppte sie rum.Und, oh Wunder, das zeigte schnell Wirkung. Die Maus schlief sehr schnell durch. Die ersten Monate trank sie natürlich noch 1-2 Mal in der Nacht, aber schlief dann wieder sofort ein und wir hatten nie Probleme. (Fairerweise sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, dass ich brustproblemtechnisch zwei Flaschenkinder und es somit einfacher hatte)

Als wir über ein zweites Kind nachdachten, war die Maus etwa 2 1/2 und ein perfekt schlafendes Kind. Ein Kind, das zum Entsetzen und zum Neid vieler Eltern abends "Mama, ich will ins Bett" sagte, das man hinlegte und das dann bis morgens um 9 oder gar 10 Uhr durchschlief. Daran war ich gewöhnt. VERwöhnt. Was, wenn das zweite Kind das genaue Gegenteil von Maus werden würde? Was, wenn ich plötzlich ein sehr aktives, anstrengendes dreijähriges Rebellenmausekind hatte, das perfekt schlief UND ein ruhiges, entspanntes Relaxmäuschen, das in der Nacht permanent aufwachte? Das würde ich nicht durchstehen.
Je näher der Geburtsttermin rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich hatte wirklich Angst um meinen Schlaf - noch viel mehr als beim ersten Mal. Der Mann beruhigte mich, meinte, wird würden alles einfach so wie beim ersten Kind machen, das würde schon klappen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch davon überzeugt, dass sich Schlaferziehung und Veranlagung etwa die Waage halten.

Als das Mäuschen dann auf der Welt war, machten wir alles genau wie bei der Maus. Sie lag im Beistellbettchen neben uns, ihr Händchen in meiner Hand. Kein Rumrennen, kein Licht, kein Trara und kein Tamtam. Und was soll ich sagen? Es klappte wieder.

Damit hattet ihr jetzt nicht gerechnet, oder? Hand auf's Herz: Ich auch nicht.

Die beiden schlafen jetzt seit mehreren Monaten zusammen in einem Zimmer und es gibt keine Probleme. Das Mäuschen schläft supergut, schlief auch schnell durch und wir sind echt happy darüber. Gut, ich muss aber auch sagen, wir sind die Art von bösen Eltern, die nicht bei jedem Gejammer ins Zimmer rennen und Aufstand machen. Ich lasse meine Kinder nicht stundenlang brüllen, bis sie erschöpft einschlafen, aber ich lasse ihnen durchaus die Chance, sich selbst zu beruhigen, bevor ich es tue.

So viele sagen, dass ein Baby nie ohne Grund weint und man immer darauf eingehen muss. Das denke ich nicht. Klar, ohne Grund weinen sie nicht - aber es muss nicht immer Angst oder Panik dahinterstecken. Manchmal sind sie einfach nur übermüdet oder bockig. Und ich denke, jede Mutter kann sehr gut unterscheiden, welches Weinen was bedeutet. Und ich sehe nicht ein, dass ich für ein übermüdetes, bockiges Kind Animateur spiele. Dazu ist mir MEIN Schlaf zu heilig.

Warum ich all das hier schreibe? Weil ich trotz meiner Meinung, meiner Erfahrung und meiner Einstellung nur den Hut vor den Mamas ziehen kann, die monate- und jahrelang Familienbett praktizieren, nie länger als 3-4 Stunden Schlaf kriegen und daran auch scheinbar nicht wirklich etwas ändern wollen. Und das ist weder zynisch noch sarkastisch gemeint. Ihr seid meine Heldinnen. Und wenn ich ab 20:15h für etwa 12 Stunden meine Ruhe habe, denke ich an euch - und frage mich, was für eine Mutter ich wäre, hätte unsere Erziehung nicht gefruchtet...

Freitag, 6. September 2013

Namenlos

Man gewöhnt sich als Mutter ja an so einiges. An weniger Schlaf, mehr Wäsche oder weniger Freizeit. Man gewöhnt sich auch daran, dass man immer zuerst an die Kinder und dann erst an sich selbst denken muss. Aber an eine Sache werde ich mich wohl nie gewöhnen: Keinen Namen mehr zu haben.

Mit 18 fängt es ja schon an, das Elend. Als ich das erste Mal volljährigerweise im Wartezimmer des Frauenarztes saß und plötzlich meine Mutter aufgerufen wurde, obwohl diese gar nicht dabei war - und ich feststellte, dass die Helferin wohl MICH meinen musste. Frau Sowieso. Oh mein Gott. Ich war alt. Das Leben ging jetzt bergab. Falten, graue Haare, Rückenprobleme. All das lief wie eine Vorschau in meinem Kopf ab. Frau Sowieso. Da war ich also. Im Erwachsenenleben angekommen. Was ich immer wollte. Jetzt, wo ich ihn hatte, den Respekt von Gleichgestellten, wollte ich ihn nicht mehr haben.

Weiter ging es, als ich heiratete. Ich war nun nicht mehr Frau Sowieso, Freundin von Demunddem. Ich war Frau Dingsbums. Frau vom Mann. Am Telefon musste ich immer sagen: "Mein Mann wollte blabla", oder "Ja, mein Mann hat blabla". Grauenvoll. Ich kam mir schlagartig 10 Jahre älter vor UND musste mich auch noch an einen vollkommen fremden Namen gewöhnen.

Dann kam die Maus. Nun musste ich am Telefon sagen: "Ich wollte einen Termin für meine Tochter machen", oder "Meine Tochter soll blabla". Wieder 10 Jahre älter geworden. Ich sah mein Leben irgendwie im Schnelldurchlauf an mir vorbeiziehen, obwohl ich mich doch selbst kein Jahr älter als nach dem Abi fühlte. Warum begriff das nur niemand und übernahm all diese Erwachsenenaufgaben für mich?
Dann kam das Mäuschen und nun war ich Frau Dingsbums, Ehefrau und Mutter von zwei Töchtern. Wieder 10 Jahre drauf.

Als die Maus einige Zeit später sprechen konnte, war ich plötzlich nicht mehr nur Frau Dingsbums, ich war auch Mama. Manchmal auch Mami. Mamilein auch in seltenene Fällen. 10 Jahre mehr und wieder das Gefühl, meine eigene Mutter zu sein.

Der vorläufige Höhepunkt war erreicht, als die Maus in den Kindergarten kam... Warum?
Früher ging ich durch die Stadt und ich traf Leute. Freunde, Bekannte von mir oder meinem Freund. Und sie sagten zu einander "Hey, das ist doch die Dingens!". Heute gehe ich durch die Stadt und treffe Leute. Freunde, Bekannte von der Maus. Und sie sagen zueinander "Hey, das ist doch die Mutter von Maus!". Und folgendes Wort schreibe ich wirklich nur ungern. BÄMM. Wieder 10 Jahre drauf. Mindestens.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich werde schon so lange nicht mehr bei meinem Vornamen genannt, dass ich ihn selbst manchmal gar nicht mehr weiß. Der Mann sagt ihn auch selten bis nie, was mir immer dann auffällt, wenn er es doch einmal tut. Fremd klingt er dann und ein bisschen seltsam. Nein, er nennt mich auch nicht "Mutti", "Hasenpups" oder gar "Mamabär". Sonst wäre ich schnell wieder Frau Sowieso, geschiedene Dingsbums. Er sagt ihn einfach nur selten. Sehr selten. Aber vielleicht ist das ganz gut, dann nutzt er nicht so schnell ab.

Denn ich brauche ihn ja noch. Für die Zielgerade des Elends - wenn Maus und Mäuschen in die Pubertät kommen und es plötzlich cooler finden, mich beim Vornamen zu nennen.
Und ich weiß schon jetzt: Ich werde wohl nie älter sein, als ich mich dann fühlen werde.