Freitag, 29. November 2013

Meine Hebamme

Gerade haben wir - glücklicherweise - erleben dürfen, wie Zusammenhalt und viele Stimmen zu einer zu vereinen sogar die Politik zum Einlenken bringen kann. Es ging um den Hebammenberuf und seine fehlende politische Beachtung bei steigenden Versicherungsbeiträgen und sinkenden Einkommen. Wer möchte, kann hier nachlesen, worum genau es ging.
MIR geht es heute um eine ganz besondere Hebamme. Um meine. Und darum, wie wichtig ihr Beruf  für uns Schwangere und Mütter ist. Und ich freue mich besonders, meine Hebamme heute auf meinem Blog begrüßen und etwas ausquetschen zu dürfen.

Als ich damals mit der Maus schwanger war, war ich total unsicher und hatte eine Million Fragen. Jede Erstschwangere kennt das. Ist das normal? Darf ich das essen/trinken/nehmen? Ist das Zwicken ok? Eigentlich verunsichert einen alles. Symptome, die man nicht kennt - und dann deren Fehlen. Ich stand recht alleine mit meinen Fragen und Unsicherheiten. Im Geburtsvorbereitungskurs lernte ich dann die Hebamme kennen, die mich durch beide Schwangerschaften begleiten und mich nach den Mäuse-Entbindungen betreuen sollte. Claudia. Irgendwie mochten wir uns sofort. Ihre tolle Art, an Dinge heranzugehen, sich für einen einzusetzen und nie von meinem ständigen Gefrage genervt zu sein, ihr Humor, der einfach super zu meinem passte (was nicht immer einfach ist) und die Sicherheit, die sie mir vor und bei beiden Kindern vermittelte. Ich kann, ohne jetzt zu viel Süßholz raspeln zu wollen, sagen, dass ich ohne sie ganz schön blöd aus der Schwangerschafts- und Wochenbettwäsche geschaut hätte. Sie hatte es sicher nicht immer leicht mit mir ;) Doch auch nach beiden Schwangerschaften verstehen wir uns noch prima und halten Kontakt - vielleicht war ich doch gar nicht SO schlimm.

Um euch allen einen kleinen Einblick in die Arbeit von Hebammen zu gewähren und zu zeigen, was genau diesen Beruf eigentlich ausmacht, habe ich sie eingeladen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Viel Spaß!


Grummelmama:Liebe Claudia, magst du für meine Leserinnen und Leser zu Anfang ein paar Fakten deinerseits verraten?
       
Claudia:Sehr gerne! Wo fange ich an? Es sind ziemlich genau auf den Tag 15 Jahre (5.12.), dass ich mein Hebammenexamen in der Tasche habe (sozusagen als Spätberufene, die nicht locker gelassen hat, weil sie wusste, dass es d e r Beruf für sie ist - danach habe ich erstmal selbst Erfahrungen als junge Mutter gesammelt, was sehr hilfreich war - denn dann konnte ich die Sorgen und Ängste der jungen Mütter auch viel besser einordnen und verstehen!
2 Jahre später habe ich dann langsam angefangen, das umzusetzen, zuerst nur freiberuflich und dann wieder als Klinikhebamme (Schwangere und Wöchnerinnen).
Inzwischen arbeite ich ungefähr zur Hälfte freiberuflich (Kurse und Wochenbettbetreuung) und als angestellte Hebamme in der UFK auf der Risikoschwangeren-Station.
Die Kombi ist für mich geradezu ideal, da ich zum einen in Bezug auf "High-Tech-Medizin" auf dem Laufenden bleibe und zum anderen das ganz "normale "Schwangersein und Mutter-Sein miterleben darf, mit allen Höhen und Tiefen.
Gleichzeitig ist es auch eine Erleichterung finanzieller, existentieller Natur, im Hinblick auf die aktuellen Probleme der rein freiberuflichen Hebammen, da ich natürlich über das Angestelltenverhältnis deutlich besser abgesichert bin und z.B. eine private Krankenversicherung wegfällt!

Grummelmama:Darf ich dir die Frage aller Fragen stellen? Warum bist du Hebamme geworden?

Claudia: Die Frage aller Fragen? Gar nicht so einfach zu beantworten... Mein erstes Geburtserlebnis hatte ich als Kind, als ich gesehen habe, wie ein Lamm zur Welt kommt - das hat mich unheimlich fasziniert, v.a. wie toll die Natur es eingerichtet hat, auch wie die Schafmama dann das Kind angenommen hat - damals wollte ich aber dann unbedingt Tierärztin werden ;)
Es ist ein wunderschöner Beruf, der sehr viel positive Energie beinhaltet, auch wenn es nicht immer einfach ist, aber meistens sehr beglückend...Ausserdem kann ich mein persönliches Interesse an Medizin und Psychologie damit "befriedigen".

Grummelmama:Hat sich der Beruf in den letzten Jahren für dich sehr verändert?

Claudia:  Der Beruf hat sich für mich persönlich in den letzten Jahren nicht wirklich verändert - ich erlebe insofern keine Einschränkungen in der Ausübung meiner Tätigkeiten, die ja auch ohne Geburtshilfe ist - ich denke hier liegt ein großer Unterschied!
Eher habe ich durch die Erfahrung mehr Sicherheit und Gelassenheit bekommen, also durchaus positive Veränderungen!

Grummelmama:Wie empfindest du das fehlende Augenmerk seitens der Politik in Bezug auf deinen Beruf und woran könnte das liegen?

Claudia:Ja die Politik - manchmal hat man das Gefühl, dass sie in vielen Dingen erst reagiert, wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", anstatt präventiv "Schlimmeres" zu verhindern - das trifft für mich in dem Fall auch auf einen "gelungenen und gut unterstützten Start" in einen ganz neuen Lebensabschnitt, sowohl für das Kind als auch für die Mutter, zu!


Grummelmama:Wenn ich nicht die Grummelmama, sondern Kanzlerin Katja wäre, was würdest du dir von mir wünschen? 

Claudia:Von Kanzlerin Katja wünsche ich mir, dass diese Dinge noch mehr Beachtung, aber auch v.a. Umsetzung in Politik und Gesellschaft finden - gleichzeitig freue ich mich aber auch über das Engament der Bevölkerung, und v.a. der Frauen und Männer, die wissen und auch schätzen, wie wichtig eine gute Hebammenbetreuung vor, während und nach der Geburt ist - weiter so!!! 

 
Und am Ende noch ein paar Worte von mir an alle Zweitschwangeren, die der Meinung sind, sie bräuchten keinen weiteren Geburtsvorbereitungskurs oder kämen auch ohne nachbetreuende Hebamme klar:
Ich kann wirklich nur zu beidem raten. Ich habe den zweiten Kurs so sehr genossen, weil ich mal wieder Zeit nur für mich hatte UND es ein paar Stunden waren, die ich nur dem zweiten Bauchbewohner widmen konnte. Und man möge es glauben oder nicht, auch nach der zweiten Entbindung ist man noch kein Profi. Mir taten sich wieder unendliche Fragen und Unsicherheiten auf und man sollte auch das "nebenher" zu klärende Zeitchaos mit zwei Kindern nicht unterschätzen in den ersten Tagen. Daher sucht euch auf jeden Fall auch fürs zweite Kind eine Hebamme. Es lohnt sich wirklich. 

Aber nun genug der mahnenden Grummelworte. Und vielen herzlichen Dank an Claudia, das war ein tolles Interview! 


Mittwoch, 27. November 2013

Born to blog

Dass ich gerne schreibe, wissen ja alle. Dass ich blogge, sollte auch jeder mitbekommen haben, der sich auf meine kleine Seite hier verirrt hat. Doch bis auf die paar wenigen Leserinnen und Leser, die sich bisher in mein Impressum geklickt haben oder mich eben persönlich kennen, wissen nicht viele, wer ich eigentlich bin. Lange habe ich überlegt und gegrübelt, ob ich eines Tages hinter meinem Blognamen hervortkrabbeln und mich euch in ganzem Grummelglanz präsentieren soll.

Nun ist es also soweit. Ich packe eine wundervolle Gelegenheit beim Schopf und oute mich. Warum? Weil ich einfach etwas mit allen teilen möchte, über das ich mich gestern sehr, sehr gefreut habe. Und das geht eben nicht, ohne mein Pseudonym einen kurzen Moment zur Seite zu schieben und einen Blick auf die Frau HINTER der Grummelmama zuzulassen.

Vor einiger Zeit habe ich durch Zufall eine Seite bei Facebook mit dem einfach passenden Namen Bloggerherz entdeckt, auf der sich bloggende Menschen vereinen, um gemeinsam das zu tun, was sie lieben,  wofür ihr Herz schlägt. Das Bloggen. Über das Leben, über das WWW, über das Bloggen. Ich war direkt begeistert von dieser Art Zusammentreffen und fand die Idee einfach genial. Für mich war klar, da muss ich mich als Autorin bewerben. Und ich bekam auch sehr schnell ein Feedback, was ich schon gar nicht erwartete - und durfte einen Text verfassen und einreichen. Immer wieder schaute ich danach gespannt in meinen Email-Account. Und dann, ganz plötzlich, waren wir angenommen. Ich und mein Text.
Ich freute mich wirklich sehr, weil ich in meinem Leben zwar schon viele Texte verfasst und veröffentlicht habe, aber nie unter meinem Namen, da ich generell für Firmen und Webseiten Artikel oder Texte entwerfe, auf denen mein Namen letztendlich nicht mehr relevant ist. Das ist auf der einen Seite ok, weil ich damit eben Geld verdiene, auf der anderen Seite auch irgendwie traurig, denn auch wenn man über profane Dinge wie Reisebüros, Medizin oder Kinderzimmerzubehör schreibt, steckt doch immer ein bisschen eigenes Herz im Text. DIESER Text, denn ich extra nur für die Webseite vom Bloggerherz verfasste, in dem ich einfach MICH beschrieb, wurde veröffentlicht. Unter meinem Namen. Und jetzt bin ich Autorin der Seite zusammen mit anderen tollen Bloggern, die alle sowohl ihren eigenen Blog betreuen, als auch immer wieder spannende Artikel auf Bloggerherz.de verfassen.

Warum ich euch das jetzt alles erzähle? Weil ich mich wirklich freue, einen Schritt MIT diesem Blog AUS diesem Blog getan zu haben, ihn bekannter machen zu dürfen und gleichzeitig die Möglichkeit habe, alleine und gemeinsam mit anderen Bloggern über Dinge zu schreiben, die mich bewegen, interessieren und die ich der Bloggerwelt mitteilen möchte. Denn auch wenn ich erst seit diesem Sommer blogge, bin ich doch in dieser Welt angekommen. Born to write. Born to blog.

Jetzt ist es also soweit. Ich präsentiere, heute ganz ungrummelig und voller Freude - meinen Text unter meinem Namen. Jetzt wisst ihr, wer ich bin. Seltsam. Aber so soll es sein.




Sonntag, 24. November 2013

Mausarbeit

Früher war alles besser. Sagt man. Bei manchen Dingen stimmen diese abgenutzten Worte sogar. Zum Beispiel bei der Hausarbeit. "Die spinnt doch, die Grummelmama!" denken jetzt die Nicht- oder NochNicht-Mamas und Papas unter euch. Die anderen nicken jetzt sicher seufzend und wissend.

Ich denke, wir alle sind uns einig, dass Hausarbeit per se jetzt nicht DAS Unterhaltungsprogramm ist, mit dem man gerne langweilige Stunden oder freie Tage füllt. Es muss eben getan werden, egal wie und wann. In meiner Prämamazeit hasste ich es, zu saugen, zu wischen, aufzuräumen, Geschirrspüler zu be- und entfüllen oder das Bad zu putzen. Eigentlich konnte ich mir nichts Schlimmeres vorstellen als das. Und jetzt? Jetzt ist es Entspannung pur? Gar nicht mehr so schlimm? Eine willkommene Abwechslung? Ja - WENN Maus und Mäuschen (M&M) aus dem Haus sind. Warum das so ist?
 Hier nur kurz eine Gegenüberstellung von prä und post M&M Arbeitsschritten am Beispiel "Staubsaugen" (So oder ähnlich übertragbar auf alle Hausarbeiten):

*Staubsaugen prä M&M: Teppiche ausschütteln und hochlegen, Dinge vom Boden wegräumen, Stecker in die Steckdose, Zimmer für Zimmer staubsaugen. Fertigstellung nach etwa 20 Minuten.

**Staubsaugen post M&M: Das Mäuschen davon überzeugen, dass gerade JETZT auf Teppichen sitzen eher schlecht ist, Teppiche ausschütteln und hochlegen. Hinter dem Mäuschen her rennen, das sich den nicht hoch genug gelegten Teppich wieder gemopst hat. Teppich höher hochlegen. Eine Million Dinge vom Boden wegräumen (Papa Schlumpf, Playmo-Feen, Holzkühe, diverse Winzdinge, Bälle, Schnuller, Haarspangen, viel Glitzerzeug in verschiedenen Varianten). Der Maus klarmachen, dass man all das NICHT wegwerfen möchte, währenddessen das Mäuschen wieder ein paar aufgesammelte Dinge auf dem Boden verteilt. Erneut wegräumen. Stecker in die Steckdose. Stecker wieder in die Steckdose. Stecker ein drittes Mal in die Steckdose. Das Mäuschen aus dem Zimmer werfen, weil es immer wieder den Stecker aus der Steckdose zieht. Mit dem Versuch beginnen, das erste Zimmer zu saugen. Das Mäuschen davon überzeugen, dass auf dem Staubsauger reiten jetzt total unpraktisch und zudem nicht ungefährlich ist. Merken, dass 15 Monate alte Mäuse weder diskussionsfähig noch offen für gute Argumente sind. Überzeugungen scheitern, weitersaugen MIT dem reitenden Mäuschen. Stopp alle paar Minuten, um das weinende, weil runtergefallene Mäuschen zu trösten. Die Maus überzeugen, dass der Luftballon zwar dufte im Luftstrom des Staubsaugers fliegt, aber der Arbeit an sich eher kontraproduktiv im Weg steht. Merken, dass vierjährige Mäuse weder diskussionsfähig noch offen für gute Argumente sind. Überzeugungen scheitern, weitersaugen MIT dem Luftballon im Luftstrom und um den Sauger hüpfenden Mäusen. Beim Wechseln in ein anderes Zimmer feststellen, dass die Maus doch wieder die Playmobil-Feen auf dem Boden verteilt hat. Vielleicht aus Trotz, weil immer nur das Mäuschen auf dem Staubsauger reiten "darf". Wieder Dinge aufräumen, während das Mäuschen wieder den Stecker aus der Wand zieht. Je nach Zimmeranzahl wiederholt sich dieses Szenario dann noch 3-4 Mal. Fertigstellung? Gefühlt: Nie! Schweißausbruchanzahl: 100!

(Noch) nicht Mütter und Väter finden das wahrscheinlich jetzt alles sehr spaßig. Verständlich. Aber wenn man sich zu all dem noch die Tatsache vor Augen hält, dass dieses Prozedere ja auch noch viel öfter durchgeführt werden muss, je mehr Kinder man hat, dann wird schnell die volle Tragweite der Umstände klar:
Kinder bedeuten mehr Krümel, Kleinkram auf dem Boden, Papierschnipsel, Glitzerkram (zumindest bei Mädchen), Konfetti (wo auch immer her), Rosinen, vertrocknete Gummibärchen, Dreck aller Art vom Spaziergang mitgebracht. Mehr Kinder bedeuten noch mehr Krümel, noch mehr Kleinkram, Schnipsel, Glitzerkram, mehr - ich denke, ihr wisst, was ich meine! Nur eins wird leider nie mehr: Mamas Nerven. Die nehmen potentiell zum Anstieg der Verschmutzung ab. Und daher kann ich allen Müttern nur raten: Macht es wie ich, werft Mann und Mäuse einfach raus, dreht die Musik auf und staubsaugt, wischt und räumt auf, als ginge es um euer Leben! Denn man kann nie wissen, wie lange die Ruhe und Einsamkeit anhält.

Mittwoch, 13. November 2013

Mama Nervpiens: Unterarten

Während ich mal wieder in den Genuss einer Eingewöhnung gekommen bin und Stunde um Stunde auf meinem kleinen Stühlchen in der Ecke verbringem durfte, schweigend und beobachtend wie einst die Supernanny in der ersten Phase, konnte ich einige seltene Exemplare der Gattung Mama Nervpiens in ihrem natürlichen Umfeld studieren. In ihrem Kitajungesabgabeumfeld fühlen sich die sonst eher scheuen Wesen sehr wohl und präsentieren sich in ihren schönsten Farben und für ihre Art typischen Kindbringritualen:

1. Die HappyMom.
Besondere Merkmale: Breites, übertriebenes Grinsen; viel zu hohe, gewollt niedliche Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe ihrer Jungen an der Kitatür: Begrüßt mit einem unfassbaren Grisen alle anwesenden Kinder mit Namen und einem nicht enden wollenden "Hallooooooooooooooooooooooooooooooo", fragt jedes Kind (und sei es auch noch so klein und nicht antwortfähig) "Naaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, duuuuuuuuuuuuuuuuuuuu?", knutscht ihr Junges vor versammelter Mannschaft ordentlich ab und verabschiedet sich dann mit dem aufgeregten Ruf "Bis spätaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" von allen.

2. Die MussWegMom
Besondere Merkmale: Hektischer Gesichtsausdruck; flüchtige, drängende Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe: Schiebt ihr Junges mit einem unsanften, aber bestimmten Schups in den Kitaraum, stößt einen kurzen Ruf aus, der etwa wie ein "Tschüssbisspäta" klingt und verschwindet sogleich wieder aus dem Umfeld der Kinder. Ihr eigenes Junges bleibt meist etwas ratlos und bedröppelt im Raum zurück und braucht etwas länger, um sich in den Spielalltag einzufinden.

3. Die FreizeitMom
Besondere Merkmale: Entspannter Gesichtsaudruck; plaudernde, fast zwitschernde Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe: Streift sich vorm Abgaberitual die eigenen Schuhe ab und wirft ihr emotionales Netz aus, um eine Erzieherin zu fangen. Gelingt ihr ein solcher Fang, wird dieser ohne Rücksicht auf andere Verpflichtungen mit langweiligen Geschichten des eigenen Jungen gelähmt, bis die Erzieherin sich von selbst aus dem Netz befreien und ohne Augenkontakt zu halten in einen anderen Raum entkommen kann. Das Junge dieser Art von Mom ist übrigens meist direkt nach dem Eintreten in den Raum in einer Spielecke verschwunden.

4. Die SchlechtesGewissenMom
Besondere Merkmale: Dackelblick, sehr leidend; nölende, depressive Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe: Klammert sich am eigenen Jungen fest und drück und herzt es immer wieder. Das Junge, soweit schon eingewöhnt, versucht sich meist erfolglos vom Momtier zu befreien und muss weitere Küsse, Drücker und Schlechtesgewissenumarmungen erdulden, bis es von einer aufmerksamen Erzieherin erlöst wird. Die Art von Mom muss meist von einer Erzieherin getröstet und mit den tollen Spielvorhaben für ihr Junges aufgemuntert werden, woraufhin sie von ihren dringenden Erledigungen erzählen darf. Das Loswerden dieser Art ist ähnlich schwer wie das der FreizeitMom.

5. Die EasyMom
Besondere Merkmale: Cooler Gesichtsausdruck; ruhige, aber bestimmte Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe: Begleitet das Junge noch in den Raum, tauscht kurz wichtige Infos mit der Erzieherin aus und verschwindet dann unauffällig und dem Jungen von weitem winkend wieder aus dem Raum. Diese Art Mom ist die bei Erzieherinnen beliebteste Sorte. In Kindergärten überwiegt diese Art, in Kleinkindergruppen ist sie jedoch nicht häufig anzutreffen.

6. Die HilflosMom
Besondere Merkmale: Panischer, angsterfüllter Gesichtsausdruck; zitternde, fragende Stimmlage.
Verhalten bei Abgabe: Abgabe des Jungen ohne Unterstützung und gutes Zureden seitens der Erzieherin nicht möglich. Eine sehr unsichere Art, die diese Unsicherheit gerne unbewusst auf das Junge überträgt, welches dann schnell in panische Heulanfälle verfällt, was die Abgabesituation oft eskalieren lässt. Es ist bis heute nicht ganz geklärt, ob an diesem Verhalten hauptsächlich die Mom oder das Junge Schuld ist. Es wird vermutet, dass die Trennung nicht ganz vollzogen und akzeptiert wurde.

Zu welcher Art gehört ihr? Ich selbst springe gerne durch die verschiedenen Abgabemöglichkeiten, je nach Lust und Laune. Jedoch habe ich noch nie Nr. 1 ausprobiert - und habe es auch nicht vor!
Bis spätaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!

Montag, 11. November 2013

Laternendings

Letzte Woche war es bei uns wieder soweit: Laternenfest im Kindergarten. UND in der Kita. Am selben Tag. Zur fast selben Uhrzeit. Hier bei uns heißt dieses Ereignis nicht St.Martin, es reitet niemand auf einem Pferd und es wird am Ende des Umzugs auch kein großes Feuer entfacht. Zu meiner Zeit (vor etwa 300 Jahren) war das noch so. Schöne, neue Welt.

Seit die Maus im Kindergarten ist, wurde keine einzige Laterne gebastelt. Zum Glück liebt sie aber ihr gutes Stück aus der Kita heiß und innig und weigerte sich sogar beharrlich, eine neue Laterne zu kaufen. Und nein, ich bastele keine Laternen mit meinen Kindern. Ich bin die Grummelmama. Die kann nicht basteln. Die kann nur fluchend Tonpapier durchs Zimmer werfen, das dann nicht wegsegelt, weil es an ihren Fingern kleben bleibt. Und keiner, wirklich KEINER will das erleben. Also kaufen wir - oder lassen basteln.
Das Mäuschen hingegen hat in der Kita mit ihren 14 Monaten tatsächlich eine Laterne zusammengeschustert, was ihre große Schwester auch schwer beeindruckte. Natürlich wurde ihr verheimlicht, dass das Mäuschen, genau wie sie selbst damals, lediglich ein paar Buntstiftstriche auf ein durchscheinendes Papiert kritzelte und der Rest von den Erzieherinnen erledigt wurde.

Um 17h sollte also das Fest in Mäuschens Kita starten, eine halbe Stunde später das der Maus. Also stiefelten der Mann und ich zusammen mit den Mäusen los, um mal so richtig Laterne zu feiern. Im Garten der Kita war schon eine Menge los, die Maus rannte gleich mit ihren alten Kollegen durch die Gegend und amüsierte sich, während das Mäuschen eigentlich nur eins tat: sich fragen, was zum Geier wir hier eigentlich wollten. Der Garten ihrer Kita voller fremder Leute, Mama, Papa und Schwester dabei, überall trugen fremde Kinder leuchtende Papierkugeln durch die Gegend und dann fingen die Erzieher auch noch an, ein Lied nach dem anderen in ein komisches Gerät zu singen, das ihre Stimmen total laut werden ließ. Und daneben stand ein großer Tisch voller Essen, das man aber nicht nehmen durfte. Und ständig wurde versucht, einem dieses leuchtende Ding in die Hand nötigen und einen damit zum herumlaufen zu bewegen. Voll blöd. Mäuschen wollte nur eins. Weglaufen. Egal wohin, nur schnell. Und da der Mann und ich das verhindern wollten, durfte sie auf dem Arm ihrem Ärger Luft machen. Als es dann endlich nach ewiger Singerei (von Liedern, die überraschend unfassbar viele Strophen hatten, die die Erzieher auch ungerührt ALLE durchzogen) zum kleinen Umzug durch den Garten gehen sollte, liefen wir ein bisschen zur Tarnung mit, um am Gartentörchen schnell die Biege zu machen. Schließlich hatten wir noch viel vor. Partyhopping der Grummelklasse.

Schwupps war das gestresste Mäuschen im Buggy und wir eilten den vielen Eltern mit belaternten Kindern hinterher zum anderen Nicht-Martins-Umzug. Mittlerweile war es ziemlich dunkel und die Maus freute sich wie doof, zu ihren Freundinnen zu stoßen und mit ihrer uralten Kitalaterne zu prahlen - die unter uns gesagt wirklich nicht mehr pralle aussieht, aber was macht das schon, wenn die Besitzerin ein gutes Ego hat?
Der Umzug des Kindergartens ist immer ein etwas größeres Event. Eine Ewigkeit ziehen sehr viele Eltern mit sehr vielen Kindern in der Kindergartengegend umher und singen (die gleichen Lieder wie in der Kita, nur mit schon wieder ganz anderen Strophen! Die sind doch alle frei erfunden!). Die Maus lief alleine mit ihren Freundinnen umher, ich mich mit dem Mann und dem Mäuschen eher im Hintergrund haltend. Das Mäuschen kapierte immer noch nicht, was das hier alles sollte, was man seinem Gesichtsausdruck auch bestens entnehmen konnte. Jetzt liefen da ganz viele Große und Kleine mit diesen Leuchtdingern immer im Kreis auf den Wegen, auf denen man sonst zum Einkaufen oder zum Mausabholen spazierte? Das wurde ja immer merkwürdiger!

Später ging es dann in den mit vielen Laternen erleuchteten Garten des Kinderhauses, wo wieder gesungen und dann endlich auch gegessen wurde. Das stimmte das Mäuschen denn auch kurz fröhlich. Den Mann allerdings weniger, denn es gab Schmalz- und Butterbrote. "Die Schmalzbrote sind selbstverständlich vegetarisch!". Dieser Satz der Kinderhausleiterin war es, der dem Mann den letzten Spaß nahm. Der Mann ist karnivor. Und ist überhaupt nicht amused bei der Kombination der Worte "Schmalz" und "vegetarisch". Daher schickte ich ihn und das Mäuschen kurzerhand nach Hause, bevor die Situation eskalieren konnte und suchte die drei einzigen Mütter, mit denen ich mich wirklich gut verstehe. Es sind auch Grummelmütter. Perfekt, oder? So wurde es dann auch noch echt lustig. Unsere Kinder waren in der Dunkelheit des Gartens verschwunden und wir hatten es uns dieses Jahr auch nicht mehr zur Aufgabe gemacht, hinter ihnen herzulaufen und aufzupassen. Komme, was wolle - wir wollten einfach unsere Ruhe, ein bisschen quatschen und viel zu süßen Kinderpunsch trinken. Neben uns stand ein Vater neben einem anderen dieser recht seltenen Spezies auf solchen Festen und sagte "Das ist ja die reinste Hölle hier! Wie kann meine Frau das nur jeden Tag mitmachen ohne verrückt zu werden?" und eine meiner Grummelmütter sagte laut "Das wird sie doch! Jeden Tag! Kapiert er das nicht?" - und wir lachten und lachten. Verzweifelt, zustimmend und vielleicht etwas übertrieben laut.

Und als die Maus und ich dann viel zu spät nach Hause schlenderten - wir waren mit die Letzten gewesen - merkte ich, dass es doch ein ganz witziger Tag gewesen war. Anstrengend, aber unterhaltsam. Und ich merkte, dass alles einfacher wird, wenn die Kinder größer werden. Und ein klitzekleines bisschen freue ich mich auf das nächste Laternenfest. Aber pssst, nicht verraten. Ich habe einen Ruf zu verlieren!

Sonntag, 10. November 2013

Grummarcesible Chaos

Wenn man Mama eines kleinen Babys ist, das erst vor ein paar wenigen Monaten das Licht der Welt erblickt hat, dann ändert sich so einiges. Man nimmt sich viel vor, hat Pläne, Ideen, Wünsche und Idealvorstellungen vom Leben mit dem kleinen Wurm. Man möchte so viel machen, will sich selbst auf keinen Fall zu kurz kommen lassen - oder seinen Mann, seine Freunde, seine Familie... Doch dann kommt alles ganz anders.

Und wenn man Mama von ZWEI kleinen Babys ist, dann verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, in ein totales Chaos zu geraten, wenn man etwas planen will. Sarah ist nun endgültig mitten in diesem Zwillings-Babys-nichts-läuft-wie-geplant-Chaos angekommen. Und so gerne sie auch hier oder auf Inmarcesible mit mir über unsere vergangene Woche plaudert, so realistisch muss sie auch einsehen, dass so ein fixer und regelmäßiger Termin vielleicht super in unsere theoretische Planung gepasst hat, aber leider nicht in die ihrer zwei kleinen Zwillingsgürkchen.

Ich würde sagen, sie und ich werden hier oder bei ihr auf Inmarcesible zusammen kommen und unseren Grummarcesible Day abhalten, wenn ihre kleinen Brülläffchen das zulassen. Und bis dahin stressen wir sie einfach nicht noch mehr ;) Ich will ja nicht sagen, dass ich es gewusst habe, aber... ICH HAB'S GEWUSST! Nein, im Ernst, es ist nicht möglich und dafür habe ich mehr als Verständnis! Aber es wird ruhiger und einfacher und vielleicht schaffen wir es in naher oder näherer Zukunft, uns wieder regelmäßig hier zu treffen.

Ich wünsche euch auf jeden Fall eine tolle Woche mit vielen Hochs und wenigen Tiefs und hoffe, dass Sarah ein bisschen Zeit für sich findet. Nicht für den Blog, nicht für ihre Facebook-Seite, einfach nur für sich selbst.

Freitag, 8. November 2013

Pssst, Weltspartag!

Man sagt ja immer, Deutschland wäre ein sehr kinderfeindliches Land. Kindergarten-Bauvorhaben werden durch Klagen gestoppt, überall stehen die berühmten "Rasenfläche betreten verboten" - Schilder, richtige Kinderecken sind Raritäten in Restaurants oder öffentlichen Gebäuden, normal sind eher Kistchen mit abgeranzten Büchern oder Spielen, um das schlechte Gewissen zu beruhigen oder ein Häkchen hinter einen imaginären "to do" - Punkt zu machen. Aber wer macht dieses Land zum vermeintlichen Kindermuffelland?

Wir spazierten am Weltspartag mit Maus und Mäuschen zur örtlichen Sparkasse, um das Geschenk für die Maus abzugreifen und ihre schwarze Plastiksau schlachten und daraus ein Sparbuch machen zu lassen. Zunächst war auch alles noch ganz schön. Das Mäuschen sah auf Papas Arm putzig aus, die Maus suchte sich mit leuchtenden Augen ein Playmobil Spielzeug aus und wartete, während die Bankangestellte das armselige Kleingeld des Schweines durch den Zählautomaten jagte. Dann kam ein anderer Angestellter, der uns in einen seperaten Kundenraum brachte, um die Sparbuchangelegenheit zu klären. Dazu bräuchte er einen Kinderausweis oder das Stammbuch. Blöd. Daran hatten wir natürlich nicht gedacht. Der Mann erklärte sich dazu bereit, schnell nach Hause zu flitzen (etwa 3 Gehminuten) um es zu suchen. Entgeistert machte ich meinem tiefen Wunsch Luft, er möge das noch niedliche Mäuschen bitte beim Flitzen mitnehmen. Der Wunsch wurde mir noch erfüllt. Bis dahin alles prima.Warum ich das erzähle? Wartet, kommt gleich.

Ich saß also auf dem geschäftlichen Wippstuhl im seperaten Kundenraum, der Bankangestellte saß hinter seinem Schreibtisch und wir übergrinsten hüstelnd und schulterzuckend die unangenehme Stille im Raum. Die Maus betrachtete still und ruhig ihr Geschenk und kapierte so gar nicht, warum wir eigentlich noch hier rumhingen. Und dann... Dann wurde ihr langweilig. Und mein sonst so altkluges und großes Kind fing plötzlich an, sich wie ein Kleinstkind zu verhalten. Krabbelte durch den Raum, aus dem Raum, unter den Schreibtisch des wartenden Bankkerls, schlug ihren Sparkassen-Luftballon überall dagegen, kicherte wie eine Irre und redete dabei mit mir wie eine Zweijährige, was mich echt zur Weißglut treibt. Das schlimme an so einer Bank ist ja, dass es so ruhig ist! Unglaublich ruhig! Ist man als Doppelmutter überhaupt nicht mehr gewöhnt, so ein stiller Ort mit stillen Menschen, die stille Dinge still erledigen! Und wegen ebendieser Stille traute ich mich auch nicht, die Maus mit mehr als zischenden Mama-ist-stinkig-Lauten zu beschießen oder böse Blicke zu versenden. Normal reicht das auch aus, doch in dieser Stille sah meine Maus wohl die Chance, mal so richtig auf die Kacke zu hauen und machte einfach weiter. Nun gallopierte sie quiekend durch die Bank, die Angestellten lächelten gezwungen und mir bracht der Schweiß in Sturzbächen aus. Nach gefühlten Stunden war der Mann noch immer nicht da und mir taten schon die Schultern vom vielen Zucken weh und ich fragte unseren Bankkerl hoffnungsvoll, ob er nicht noch etwas anderes zu tun hätte (als saublöd vor mir zu sitzen und mich mitleidig anzusehen). Nein. Hätte er nicht. Keine Sorge. Prachtvoll.

Nach unfassbar vielen gefühlten Stunden, also 5 Minuten später, kam dann doch der Mann mit dem Stammbuch angetrabt. Der Bankkerl freute sich mindestens so wie ich darüber und durfte sich endlich ans Werk machen. Doch auch das dauerte wieder. Die Maus, durch die Anwesehnheit des Papas etwas zur Ruhe gebracht, langweilte sich mittlerweile wirklich sehr und auch das Mäuschen hatte keine Lust mehr, niedlich auf Papas Arm auszusehen und beschloss, lieber nörgelnd und nölend von Papas Arm zu wollen. Um uns herum immer noch Bankstille. Irgendwann hatten wir dann irgendwie alles erledigt, haben jetzt irgendein Sparbuch zu irgendwelchen Konditionen mit irgendeinem Betrag darauf - und konnten endlich die Bank verlassen.

Und die Moral von der Geschicht?
1) Das Bankgeheimnis wäre gelüftet, das stille Örtchen ist gar nicht die Toilette!
2) Ob Deutschland wirklich kinderfeindlich ist, weiß ich nicht - aber alleine das Gerücht machte mich zur Mittäterin, denn ob all das, was das Mäuschen in der Bank anstellte, nun wirklich so schlimm gewesen wäre, wären wir eben NICHT in einer Bank gewesen, wage ich zu bezweifeln.
3) Seriöse Erledigungen wie Bankgeschäfte sind KEINE Kinderbespaßungen, auch nicht am Weltspartag.

Ich lerne aus solchen Ereignissen eigentlich immer, dass wir hier in Deutschland viel zu unentspannt mit allem umgehen. In anderen Ländern ist es vollkommen normal und sogar mehr als freudig geduldet, dass überall Kinderlachen und Gekicher ertönt - auch an Orten, an denen das normal gar nicht der Fall ist (oder vielleicht sogar BESONDERS an solchen Orten). Kinder dürfen toben, laut sein, sich freuen, lachen, hüpfen und springen - und uns unentspannten deutschen Eltern sollte das eigentlich weder peinlich sein noch Schweißsturzbäche hervorrufen. Aber irgendwie kann ich das nicht. Noch nicht. Aber ich versuche ehrlich, daran zu arbeiten. Und wenn wir alle, Eltern, Bankkerle, Kassiererinnen, Leute in Wartezimmern oder Menschenschlangen, Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln, speisende Menschen in Restaurants oder ruheliebende und unbekinderte Nachbarn zusammen daran arbeiten, dann werden wir vielleicht bald auch ein Land, in dem Kinderlachen den Alltag dominiert und nicht das ewige "Psssssssst" von unnötig gestressten Grummelmüttern wie mir. Wäre doch irgendwie schön, oder?


Montag, 4. November 2013

INFO

Die Sarah-Katja-Freunde unter euch haben es ja schon bemerkt - der Grummarcesible Day, der gestern bei Sarah auf Inmarcesible stattfinden sollte, musste leider ausfallen. Sarah und die beiden Zwillingsmäuse sind leider krank und daher kam sie nicht dazu, sich mit mir über ihre Woche zu unterhalten. Wir wissen ja leider alle, was es heißt,  wenn man kranke Würmchen zu Hause hat UND es einem selbst mies geht. Wir holen das nach, sobald alle wieder auf dem Damm sind!

Vielen Dank für euer Verständnis :o)

Freitag, 1. November 2013

Blogparade: Gemeinsam für starke Mädchen!

Obwohl die letzten Tage turbulent und von kränkelnden und gar nicht starken Mädchen und Müttern geprägt war, bin ich immer wieder auf Blogs gestoßen, die sich der Blogparade von Berlinmittemom mit ihren tollen und bewegenden Beiträgen angeschlossen haben. Und da ich nicht nur zwei Töchter habe, von denen ich hoffe, dass sie eines Tages starke Mädchen werden, sondern ja auch selbst eine Tochter bin, wollte ich mich ihnen unbedingt anschließen. Ich war mir die ganze Zeit gar nicht sicher, was genau ich eigentlich schreiben wollte und schob den Beitrag vor mir her. Aber dann dachte ich, ich fange einfach an, etwas von mir zu erzählen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein starkes Mädchen war. Freundinnen versicherten mir dies zwar immer wieder - und tun es heute noch, doch ich selbst kam mir fast immer alles andere als stark vor. Auch meine Mutter, die mich jahrelang alleine erzog, wurde immer für ihre Stärke und ihren Mut bewundert. Alleinerziehend mit einer nicht immer einfachen kleinen Tochter, ganztags arbeitend, alle Last auf ihren Schultern alleine tragend - und doch immer die Zeit habend, mit ihrem Kind in Urlaub zu fahren (obwohl kein Geld da war), mit ihrem Kind Unternehmungen und Abenteuer zu erleben (obwohl kaum Zeit da war) und die kleine Grummeltochter niemals spüren zu lassen, wie der Alltag in Wirklichkeit aussah. Für mich war meine Mutter meine Heldin. Ist es heute noch. Sie war immer da, wenn ich sie brauchte. Sie IST immer da, wenn ich sie brauche - selbst wenn ich das nicht immer verdiene.

Es gibt viele Momente im Leben, in denen es mir nicht gut ging in meinem Körper, mit meinen Gedanken, in meiner sich rasant ändernden Kinder- und Teenagerwelt der 1980er und 90er Jahre. Die Zeit, in der mein Dad von uns wegzog, der Moment, in dem mein Stiefvater in mein Leben trat, der Tod meiner Oma (und somit der Moment, in dem ich zum ersten Mal erlebte, was es bedeutet, einen Menschen wirklich zu verlieren), Schulwechsel, Freundschaftswechsel, erste, schmerzhafte Liebe... Rückblickend erscheint einem all das lächerlich lange her und irgendwie nahm auch alles ein gutes Ende. Ich habe zwei tolle Elternpaare, tolle jüngere Brüder, einen großartigen Mann und zwei wunderschöne, kerngesunde Töchter.

Aber ich weiß auch, dass ich meiner Mutter viel zu verdanken habe. Sicherlich hat sie das Gefühl, nicht immer alles richtig gemacht zu haben. Welche Mutter hat das nicht? Aber sie hatte auch die Last zu tragen, eine Tochter zu haben, die immer wieder auf schwierige Pfade geriet, wenn auch unabsichtlich und nie aus radikalen Beweggründen heraus. Ess- und Angststörungen, introvertiere und eine Mutter sicher verängstigende Phasen, Teenagerselbsthass und schlimmste Liebeskummerarien. All das sind Dinge, durch die heranwachsende Mädchen gehen können, vielleicht müssen, wenn sie eines Tages als junge Frau aufwachen und bemerken, dass sie nicht so sind, wie sie gerne wären. Dass sie glauben, nicht mehr das anziehen zu können, was sie noch gestern schön gefunden hatten. Dass sie den Menschen nicht mehr kennen, der sie dort im Spiegel anblickt. Dass der Moment, in dem ihnen schmerzhaft bewusst wird, von der ersten großen Liebe nicht zurückgeliebt zu werden, der schlimmste im ganzen Leben zu sein scheint. Dass das Leben nie mehr so sein wird, wie es einmal war. Beschützt, kindlich, sicher.

Und genau dann, in diesem alles entscheidenden Moment ist sie da. Die Frau, die einen monatelang unter ihrem Herzen trug, die einem alles beibrachte, alles zeigte, alle kindlichen Widrigkeiten aus dem Weg räumte. Und sie sagt dieser jungen Frau im Spiegel, dass sie weiß, wie es in ihr aussieht. Sie lacht nicht, sie sagt nicht "Ist nicht so schlimm, es kommen noch ganz andere Dinge im Leben auf dich zu", sie wendet sich nicht ab und sie wirft nie alles hin. Sie nimmt diese junge Frau in den Arm und verspricht ihr, mit ihr durch die Hölle zu gehen, wenn es sein muss. Sie verspricht ihr, dass alles gut wird und dass sie immer an ihrer Seite ist, ganz egal, was kommt. Und genau solche Momente machen eine junge Frau zuerst zu einem starken Mädchen - und dann zu einer starken Mutter.

Meine Mutter sagte einmal, es sei nicht stark, durch schlimme Dinge gehen zu können, ohne einen Totalschaden zu erleiden - man hätte in vielen Momenten einfach keine andere Wahl. Und ich weiß, was sie meint. Aber für mich ist heute Stärke einfach die Abwesenheit von Resignation und der Mut, Schwäche zu zeigen und dennoch den steinigen Weg weiterzugehen. Und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich für meine beiden Mäuse einmal genauso stark sein und ihnen die gleiche Basis bieten kann, die mir meine Mutter mein Leben lang gab und gibt. Die Basis, zu der man immer wieder zurückkehren kann, wenn man seine eigenen Erfahrungen gesammelt und seine eigenen Fehler gemacht hat und feststellen muss, dass dies sehr schmerzhaft sein kann. Die Basis, die einem keinen Weg vorgibt, aber den gewählten immer schützend begleitet. Denn ich glaube, dass man seine Töchter vor dem meisten nicht beschützen kann, selbst wenn man  es so sehr will. Sie werden sich eines Tages zu dick, zu dünn, zu dumm, zu schlau oder zu hässlich fühlen. Sie werden an sich zweifeln, Dinge ausprobieren, die wir für falsch und gefährlich halten. Sie werden Entscheidungen treffen, die wir nicht gutheißen können. Sie werden sich Vorbilder suchen, die uns unverständlich erscheinen. Sie werden Wege einschlagen, die wir für sie nicht gewählt hätten. Doch für mich gehört all das in Maßen irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Die Kunst, die Stärke ist es, seiner Tochter immer wieder zu vermitteln, dass sie das schönste und tollste Mädchen der Welt ist - aber ihr dennoch das Gefühl geben zu können, es in seinen Zweifeln, Ängsten und Entscheidungen ernst zu nehmen. Denn DAS macht für mich den Unterschied.