Sonntag, 2. März 2014

NEWS

Ihr Lieben - es ist vollbracht, ich bin umgezogen. Und zwar auf eine eigene Domain mit eigenem Programm. Ich werde diese Seite noch eine Weile bestehen lassen - aber zukünftige Posts werden auf meiner neuen Seite zu finden sein.



Vielen Dank für eure Geduld! 

Ich freue mich auf euch - wir sehen uns auf der anderen Seite ;)  

  Grummelmama.de

Mittwoch, 19. Februar 2014

Gastgrummler (2): Kittglo

Heute präsentiere ich euch eine ganz neue, liebe Bloggerin, die erst vor kurzem ihren Weg als Schreibende in unsere Mama-Blog-Welt gefunden hat: Gloria mit ihrem Blog Kittglo. Sie ist Mutter einer kleinen Tochter, sie ist Ärztin und nun beschreibt sie auf ihrem Blog genau diesen Alltag. Und mehr. Und heute habe ich die Ehre, sie als Gastgrummerlin begrüßen zu dürfen, wenn auch mit einem nicht ganz so lustigen Thema. Mir als Scheidungskind liegt dieses Thema jedoch sehr am Herzen. Ich danke Gloria für ihre Ehrlichkeit und diesen tiefgehenden Einblick. Danke.
Aber genug geredet! Grummel-Bühne frei für Gloria!

Von kleinen Händen und großen Träumen 
Meine Tochter Pauline ist ein Wunschkind. Vielleicht macht es das auch so schwer. Ich wurde damals unglaublich schnell schwanger, wir kannten uns seit gerade Mal vier Monaten. Im Nachhinein lässt sich sicher sagen: zu schnell. Aber das ist eigentlich auch vollkommen egal. Die Beziehung zu Paulines Papa war von Anfang an schwierig. Er kam nicht aus Köln, wollte nie hierher. Als ich schwanger wurde, zog er trotzdem her. Wir haben ewig nach einer größeren Wohnung gesucht, denn meine Studentenbude war natürlich keine Option. Kurz nachdem wir eine schweineteure 3-Zimmer-Altbauwohnung gefunden hatten, wurde er arbeitslos. Ich war schon im 7. Monat und da zum ersten Mal vollkommen fertig. Ich hatte regelrechte Panik, dachte an das Baby und wie das nur alles klappen sollte.

Durch Lethargie ändert sich ja leider nur wenig, wir fingen also an, Bewerbungen zu schreiben, haben die gelben Seiten durchtelefoniert und Firmen belästigt. Ich hatte riesige Angst, dass unsere Vermieterin davon erfahren und uns kurzerhand aus der Wohnung werfen würde. Der Gang zum Arbeitsamt war unvermeidlich, ich machte Termine bei Pro Familia und anderen Einrichtungen. Als ich im 8. Monat war, hat mein Ex aus Verzweiflung einen Job bei einer Zeitarbeitsfirma angenommen. Kurz vor der Entbindung dann endlich die erleichternde Zusage eines neuen Jobs. 
In dieser Zeit war ich im letzten Semester an der Uni. Ich habe noch schnell meine letzten Prüfungen geschrieben und nebenbei viel geheult. Und so unromantisch es jetzt auch klingt, dieses dauernde Gefühl des "Nicht wissen, wie es weitergeht" hat schon sehr viel kaputt gemacht. UNS haben die Probleme nicht näher zusammen rücken lassen. Wir entfernten uns voneinander. Wir hatten keine Gelegenheit, nochmal zu zweit in den Urlaub zu fahren oder die Zeit bis zur Geburt zu genießen. Wir haben gestritten und viel geschwiegen. Er hat noch nie viel, ich schon immer viel geredet.

   Ich fühlte mich oft allein. Ich schätze, er sich auch.   

Das Jahr Elternzeit war das Glücklichste meines Lebens. Pauline war sehr pflegeleicht. Sie schlief viel und lange. Nachts vorzugsweise neben mir, er schlief auf dem Sofa. Er musste ja zur Arbeit und wir konnten ausschlafen. Ich stillte, traf mich tagsüber mit anderen Müttern und kochte abends. Wenn er heim kam, spielte und schmuste er mit Pauline. Ich war froh darüber. Ich hatte schon den ganzen Tag das Baby geherzt, für ihn war nichts mehr übrig und ich hatte auch absolut null Verlangen nach Körperlichkeit, wenn sie nicht Pauline betraf.  
Er war ein toller Papa, hat mich beim Abstillen unterstützt, ich konnte abends mal ausgehen und wusste das Baby in den besten Händen. Als Paar jedoch haben wir uns immer weiter verloren. Sehr langsam, aber kontinuierlich.(diese Darstellung ist sehr verkürzt) Ich weiss nicht, wann ich das erste Mal an Trennung dachte. Aber ich weiß noch, wie ich mir diesen Gedanken selber verbot. Und deswegen habe ich auch zunächst nicht mit ihm drüber reden können.

Er war unglücklich. Er mochte Köln nicht, fand keinen Anschluss und hatte Heimweh. Ich fühlte mich für sein Unglück verantwortlich. Und so schwiegen wir weiter und ich bildete mir ein, dass ich genug Kraft für uns alle drei zusammen hätte. Und dass manches sich von allein regeln würde.
Als ich wieder anfing zu arbeiten, merkte ich wie abhängig ich von ihm war. Ohne ihn hätte ich im praktischen Jahr keine Nacht-und Wochenenddienste machen können. Ich wäre nicht zur Prüfung zugelassen worden, denn er hütete spontan Pauline, wenn sie krank wurde. Ich hatte ihm viel zu verdanken. Das Geld war in diesen Zeiten immer knapp und wenn wir redeten, dann stritten wir über das Minus auf dem Konto. Ich war sauer, da ich gezwungenermaßen alle bürokratischen Angelegenheiten regelte.  

Ich machte Termine für Pauline beim Kinderarzt, rannte von einer Kita-Besichtigung zur nächsten, hatte schon seitenweise Eltern-und Kindergeldanträge durchgearbeitet. Er sagte, ich könne sowas einfach besser und im Reden sei ich auch die Geschicktere. Ich warf ihm vor, er mache es sich zu leicht.

   Erst viel später sagte ich ihm, dass ich mir nicht    
   vorstellen könne, mit ihm alt zu werden. 

Dazwischen lagen viele Tränen und durchwachte Nächte. Man hat ein Kind zusammen, da trennt man sich nicht. Es war ja auch nichts vorgefallen - nichts, was eine Trennung nach außen hin hätte rechtfertigen können. 
"Das kannst du nicht machen", sagte meine Familie. "Du musst es machen", sagten meine Freunde. 
Ich beschloss, eine Entscheidung zu vertagen, zu verschieben und hinauszuzögern. Mit einem Kloß im Hals sah ich dabei zu, wie Pauline sich abends im Schlafanzug an ihn schmiegte. An "ihren Papa". Ich versuchte meine Gefühle und Ängste in Worte zu fassen, auf einmal schafften wir es zu reden. 
 
Wir waren scheinbar beide todunglücklich, wollten aber unserer Verantwortung als Eltern gerecht werden. Wir beschlossen, uns noch einmal eine Chance zu geben. Mit mehr Gesprächen, mehr als Familie zu unternehmen, mehr ans Funktionieren zu glauben. Ich schlug eine Paar-Therapie vor. 
Um das an dieser Stelle nochmal abzukürzen - ich trennte mich nach drei Monaten. Mit Gewissensbissen und Vorwürfen von allen Seiten. Ich frage mich bis heute manchmal "Haben wir wirklich alles versucht?". Ja, haben wir, habe ICH. Trotzdem bleibt das Gefühl versagt zu haben. Als Paar, als Mutter, als Familie. Die ehrlichste Frage, die wir uns damals stellten, war:

   "Wären wir ohne Pauline noch zusammen? Nein." Aus der Traum.  

Wir beschlossen, zunächst zusammen wohnen zu bleiben. Wegen Pauline, weil es viel zu regeln gab. Weil wir ohne den anderen nicht arbeiten gehen konnten. Weil wir dachten es wäre leichter so. In unseren modernen Zeiten, wo es doch ganz andere und noch viel verrücktere Modelle des Zusammenlebens als Familie gab. 
Am Anfang hat sich nichts verändert. Getrennte Zimmer, getrennte Leben mit dem gemeinsamen Nenner Kind.
  
Es fühlte komisch an. Trennung bedeutet, Schlussstrich, Liebeskummer, vermissen, Sachen aussortieren und sich ablenken.
Das alles haben wir ausgelassen. Wir lebten nebeneinander her,
aber in einer Wohnung. 
Man hat kein Recht mehr zu fragen "Wo warst du denn so lange?". Ich telefonierte hinter verschlossenen Türen, sehnte mich nach Privatsphäre. Wir gingen uns zunehmend aus dem Weg, keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr, keinen Alltag. Eigentlich war nur noch derjenige zuhause, der Pauline gerade betreute. 
Und die war natürlich auch nicht blöd. Weinte, wenn einer von uns beiden ging. Fragte nach Mama oder Papa. Wenn sie uns beide zusammen sah, hielt sie seine und meine Hand und wollte nicht mehr loslassen.

   Kleine Hände zwischen Großen als einzige Verbindung. Es  
   zerriss mir fast das Herz.  

Ich fühlte mich als egoistische Rabenmutter. Jedes Klischee schoss mir durch den Kopf. "Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte". "Kinder brauchen Mama UND Papa". 
 
Unser nächstes großes Gespräch handelte von Sorgerecht, Unterhaltszahlungen und Aufenthaltbestimmungsrecht. Und von seinem Auszug. Wir wollte es so richtig wie möglich machen. Gemeinsames Sorgerecht hatten wir sowieso, das wollten wir so beibehalten. Pauline sollte bei mir bleiben, jedes zweite Wochenende wollte er sie nehmen. Zusätzlich an einigen Feiertagen und in den Ferien. Ich sagte, dass er sie sehen könne, wann immer er wolle.

An dem Wochenende, als er seine Sachen holte ,war ich mit Pauline nicht zuhause. Als ich spät abends mit schlafendem Kind nach Hause kam, war die Wohnung halb leer. Ich hatte mir übergangsweise eine Matratze besorgt, das riesige Bett hatte ihm gehört. Nachdem ich Pauline in ihr Bett gelegt hatte, hievte ich die Matratze aus dem Keller. Es ist ein enger Keller und ich hatte Mühe, das Ungetüm in die Wohnung zu kriegen. "So fühlt sich das also an. Alleinerziehend. Getrennt lebend", dachte ich. Und obwohl es nur um eine bescheurte Matratze ging, weinte ich den Rest des Abends bitterlich. Weinte um das, was nun doch endgültig war, um Paulinen die sich in den Reigen der Kinder einreihte, deren Eltern nicht mehr zusammen sind. Weinte aus Angst, es nicht zu schaffen alleine, weinte, weil ich mich als Versagerin fühlte. Ich glaube, ich habe alles "nachgeweint", was ich vorher nicht geweint hatte. 

  In dieser Nacht kam Pauline in mein Bett gekrabbelt und 
  schmiegte sich fest an mich. Das hat mich getröstet und ich 
  fühlte mich stark. Sie und ich und ihr Papa würden das schon 
  schaffen.   

Haben wir auch. Mittlerweile hat sich der Alltag neu eingependelt. Pauline weiß, "der Papa wohnt nicht mehr hier, aber er hat mich sehr lieb". Wann immer sie möchte, rufen wir den Papa an. Ihren Geburtstag und Weihnachten verbringen wir gemeinsam. Jedes zweite Wochenende ist sie bei ihm. Wir hassen uns nicht. Im Gegenteil, wir verstehen uns viel besser als früher. 
Wir haben regelmäßig Kontakt, beraten uns und besprechen Urlaubs-und Ferienpläne. Ich schicke ihm Bilder von Pauline. 
Wenn er sie abholt oder wieder bringt, trinken wir Kaffee zusammen oder essen Abendbrot. 

  Als Paar haben wir es nicht geschafft, aber ich glaube als 
  Eltern sind wir auf einem guten Weg. 

Montag, 17. Februar 2014

Vom Dritten

Wie alle meine lieben Leserinnen und Leser ja wissen, habe ich zwei wunderbare Töchter, die ich über alles liebe. Wir verbringen wunderschöne Stunden miteinander, lesen, malen, backen, spielen, hören Musik und Hörspiele und haben uns alle schrecklich lieb. Ob ich verrückt geworden bin, fragt ihr euch? Jein. Warum ich das hier schreibe, fragt ihr euch? Wartet ab, kommt noch.

Vor fast 5 Jahren änderte sich mein Leben komplett, wurde auf den Kopf gestellt und durcheinandergewirbelt. Von der Maus. Die damals noch unser kleines Babychen war. Und uns zeigte, was es heißt, Eltern zu sein. 3 1/2 Jahre später warf das Mäuschen dann wieder alles durcheinander, was wir uns mit der Maus gerade aus dem Chaos heraus aufgebaut hatten. Seit fast 5 Jahren sind wir jetzt Eltern.
Und genau das ist der Grund, warum wir - vor allem ich - von einem Kind fast täglich sprechen:

Vom Dritten.

"Aha, sie will doch noch eins", werden jetzt einige denken und sich wundern, hatte ich dieses Thema doch schon vor einiger Zeit für erledigt befunden. Ich will es schnell erklären:
Wir sprechen fast täglich vom dritten Kind, so oft, dass es fast schon zur Familie gehört. Wir reden von ihm, wenn wir festellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren Kacka- und Pipiwindeln wechseln und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer es NICHT machen muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn wir feststellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren einen Kinderwagen vor uns herschieben und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer ihn NICHT schieben muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn die Maus in der Nacht anfängt zu weinen, weil sie einen schlechten Traum hatte, dabei das Mäuschen aufweckt und hier die nächtliche Hölle losbricht.
Dann heißt es "Und DU willst noch ein DRITTES Kind?!"
Wir reden von ihm, wenn man an einem regnerischen Wintertag versucht, mit der Maus ein Spiel zu spielen und gleichzeitig das Mäuschen vom Babyzillatum abhalten möchte und dann merkt, wie sinnlos das ist - und nun beide zusammen die Bude verwüsten.
Dann heißt es "Und DU willst ECHT noch ein DRITTES Kind?!?!"
Wir reden von ihm, wenn der Einkaufsausflug zu viert mal wieder dermaßen nervig und chaotisch abläuft, weil die Maus entweder UNTER dem Einkaufswagen liegen oder daran surfen will und das Mäuschen derweil statt brav zu sitzen lieber den Laden umräumt und wir so genervt sind, dass wir uns mal wieder schwören, das NIE wieder zu tun.
Dann heißt es "Und DU willst ALLEN ERNSTES noch ein DRITTES Kind?!?!?!"
Wir reden von ihm, wenn das eine Kind kaum wieder gesund ist, während das andere schon wieder krank wird und man aus Schnupfen-Husten-Heiserkeit an Magen-Darm auf Mandelentzündung kaum herauskommt und schon total unklar ist, wer hier eigentlich wen womit schon wieder angesteckt hat.
Dann heißt es "Und DU willst DA IM ERNST NOCH EIN DRITTES KIND?!?!?!?!?!"

Wenn es heißt, dass es dann heißt, dann heißt das, dass ICH das sage. Denn der Mann wollte ja gerne noch ein drittes Kind. EIN DRITTES! Doch mittlerweile ist es doch so, dass er diesen Gedanken vielleicht doch ein winziges bisschen mehr in sein virtuelles Eisfach gelegt hat und mit mir zusammen auf die Zeit wartet, wo hier weniger Chaos herrschen wird. Vielleicht.
Ich möchte nicht sagen, dass ein drittes Kind unmöglich ist. Dass es eine echt bescheuerte Idee wäre. Oder total unvorstellbar. Erschreckend. Nein. Das möchte ich nicht sagen. Aber ich möchte sagen, dass ein drittes Kind, die Vorstellung von ihm, für MICH unmöglich, echt bescheuert, total unvorstellbar und erschreckend ist. Ja, das ist so. Ich muss ganz deutlich sagen, ICH habe da keine Lust mehr drauf.

Ich habe keine Lust mehr auf stinkende Windeln und noch stinkendere Windeleimerfüllungen.
Ich habe keine Lust mehr auf Kinderwagenschieben und Kleinkinder-Hinterherrennereien.
Ich habe keine Lust mehr auf auf weinende Babys in der Nacht.
Ich habe keine Lust mehr auf Babyzillas, die normales Spielen unmöglich machen.
Ich habe keine Lust mehr auf schweißtreibende Einkaufstouren mit Kleinstkindern, die erkunden wollen.
Ich habe keine Lust mehr auf noch eine kleine Bazillenschleuder.
Ich habe keine Lust mehr darauf.
(Von einer dritten Schwangerschaft und deren Folgen mal ganz abgesehen)

Ich habe Lust auf zwei Töchter, mit denen mal in ein Restaurant gehen kann, die sich beide selbstständig anziehen können, mit denen man zusammen am Tisch sitzen und malen, basteln oder kneten kann, mit denen man in der Nacht normal kommunizieren kann, sollte etwas sein, die mir beim Einkaufen "helfen" statt es zu sabotieren, die mittags mal bei Freunden zum Spielen sind, denen man sagen kann "Heute passt XY auf euch auf, Mama und Papa gehen ins Kino".

Also: Verzeih mir, drittes Kind. Ich würde dich sicher lieben. Sehr sogar. Aber mit uns wird es leider nichts. Und sei mir auch nicht böse, wenn wir noch oft in solchen Momenten von dir sprechen und dir jegliche Hoffnung nehmen werden.

ICH jedenfalls ziehe meinen Hut vor allen Müttern, die mehr als zwei Kinder haben oder wollen. ICH würde das nicht schaffen, ohne den Rest meines Verstandes zu verlieren. Und der ist nur noch klitzeklein...

Sonntag, 16. Februar 2014

Blogparade: Wozu denn Hebammen?

Ich, wie so viele andere Mütter, Schwangere, werdende oder seiende Väter, verfolgen in den letzten Tagen, Wochen und Monaten gespannt und traurig die Entscheidungen von Politik und Versicherungen zum Thema "freiberufliche Hebammen" und sehen ihr Berufsfeld schwer bedroht und vollkommen an den Rand der Wichtigkeit gedrängt. Ich weiß gerade gar nicht, ob und wie viele andere Blogparaden zu diesem Thema derzeit kursieren, aber ich dachte mir, je mehr, desto besser - und desto ernster wird dieses Thema vielleicht auch von der Öffentlichkeit genommen.  
Ich möchte alle Teilnehmer bitten, eine Geschichte von sich und ihrer Hebamme zu erzählen, die uns zeigt, wie wichtig diese Frauen für uns in der Schwangerschaft und danach wirklich waren - und warum man sie und ihren Berufsstand dringend unterstützen sollte! Verlinkt mich einfach in eurem Beitrag und schreibt mir doch unter meinem Post hier euren Blog-Link zu eurer Paraden-Geschichte! Ich freue mich, wenn bis zum 15. März viele von euch mitmachen - und werde dann eine Auswertung der besten und schönsten Momente verfassen!

Ich selbst schrieb ja schon über meine Hebamme, hatte sogar ein Interview mit ihr zu ihrem Beruf und diesem Thema - wer möchte, kann es hier nachlesen. Und ich schrieb über das wichtige Thema des Stillens, was bei mir ja leider beide Male gehörig in die Hose ging. Und genau an diesem Still-Thema setzt meine Geschichte an. Nämlich an dem Nachmittag im August 2013, an dem ich bei 40°C Außentemperatur nach Tagen des Nicht-Klappens auf dem Sofa im Wohnzimmer saß...

...mit dem paar Tage alten Mäuschen auf dem Arm. Ich hatte nichts an außer einer kurzen Hose und meinem offenen Still-BH. Draußen war es so heiß, dass die Rollläden seit ihrer Geburt nur noch nach Sonnenuntergang hochgezogen werden konnten, meine dreijährige Tochter den ganzen Tag mit meinen Eltern in Gewässern und Eisläden unterwegs war und der Mann sein Bestes versuchte, mich irgendwie zu beruhigen. Meine Brüste taten höllisch weh, sie waren heiß und fest und gespannt und das Baby und ich weinten abwechselnd - ich vor Schmerzen, die Kleine vor Hunger. Ich hatte gedacht, diesmal würde alles klappen, ich hätte dazugelernt, ich wäre "Profi", weil ich bereits das zweite Kind geboren hatte. Ich glaubte vor der Geburt, dass dieses Mal alles easy sein würde - und ich hatte auch gar keine Sorge, als mir meine Hebamme, die mich schon bei der Maus durch alle Hochs und Tiefs begleitet hatte, lange vor meiner Entbindung sagte, dass sie ein paar Tage nach meinem Termin leider in Urlaub gehen und ich ihre Kollegin als Ersatz erhalten würde. Ich dachte, alles würde gut, ich würde sie dieses Mal gar nicht mehr brauchen. Ich WOLLTE stillen, ich wollte es schaffen, ich wollte nicht wieder die Mutter sein, die es nicht geschafft hatte, die zu doof zum Stillen war, zu armselig, zu unfähig. Ich WOLLTE nicht zum Fläschchen greifen.

Doch da saß ich wieder. Komplett am Ende. Und wartete auf meine Hebamme, wie jeden Tag. Auf meine Hebamme, die mich in meiner Entscheidung unterstützt hatte, ambulant zu entbinden und direkt nach Hause zu gehen. Die mir wochenlang Mut gemacht hatte, dass wir es diesmal schaffen würden. Die zu jedem Zeitpunkt für mich da war und mir jede noch so doofe Frage in aller Ruhe beantwortete. Die immer einen lieben, aufmunternden Spruch für mich hatte, egal wie es ihr vielleicht selbst gerade ging.
Auf diese Frau wartete ich an diesem heißen Tag. Und als sie kam, sah sie mir direkt in den ersten Sekunden an, wie es mir ging. Meine Eltern waren gerade mit der Maus angekommen und es war etwas Trubel und Chaos ausgebrochen. Ich machte gute Mine zum schmerzhaften Spiel - und sie lächelte und bat mich, ihr ins Kinderzimmer zu folgen. Sie schloss die Tür, sah mich an und sagte mir, dass sie wüsste, was los wäre. Und dann drückte sie mich. Und ich fing an zu weinen und alles kam aus mir raus und ich erzählte ihr, was in mir vorging - und sie verstand. Sie kannte mich und wusste, warum das alles doppelt so schlimm für mich war wie bei anderen Müttern. Warum ich nicht mehr konnte. Was meine Ängste und Sorgen waren.

Und ich weiß noch so genau, als wäre es gestern gewesen, dass sie mir in diesem Moment einen Vortrag über alles hielt, was in mir brodelte. Und sie nahm mir meine Ängste, meine Sorgen, machte mir klar, dass ICH eine gute Mutter wäre und dass ICH darauf pfeifen sollte, was andere von mir denken könnten. Sie fasste alles zusammen, um was es mir damals ging und versprach mir, dass alles gut werden würde. Und dann erarbeiteten wir zusammen, wie es weitergehen sollte. In diesem Moment ging es mir besser und ab diesem Besuch hatte ich wieder Mut und mein Kloß verschwand, der mir tagelange Übelkeit verursacht hatte. Sie hatte es geschafft, die Prioriäten wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen.


Das ist mein Hebammen-Moment, der mir mein Seelen-Leben rettete damals. Und den ich nie vergessen werde. Und niemand auf der Welt, weder der Mann, noch meine Mutter oder meine beste Freundin hätten das in diesem Moment geschafft, was diese Frau damals schaffte. Weil sie mich kannte, weil sie sich Zeit nehmen konnte und einfach da war. DAS sind die Momente, in denen wir sie brauchen. DAS sind die Momente, neben der Entbindung und den Stunden danach, in denen diese kleinen und doch weltbewegenden Dinge nicht von einem Kinder- oder Frauenarzt oder einem Verwandten übernommen werden können. Die Grundversorgung ist sicher auch in Kliniken und Praxen gewährleistet - aber um das, was in uns Frauen und Männern vorgeht, wenn etwas nicht nach Plan läuft oder alles zu viel wird, können sich nur die Hebammen kümmern. Das ist zumindest meine persönliche Meinung.

Wer möchte, kann bitte diese Petition von Bianca Kasting unterstützen - oder weitere posten und in den Fokus der Öffentlichkeit bringen. Danke :)




Donnerstag, 13. Februar 2014

Generation Bitchiness - oder: Wie Lego uns das Fürchten lehrte?

Also langsam gehen mir die ganzen Diskussionen über Lego-Farben und Puppen-für-Jungs-Gespräche wirklich genauso auf den Dottersack wie die Gender-Streitereien der Feministinnen. Meine Güte, gibt es denn wirklich nichts mehr, worüber man sich streiten kann auf dieser Welt als über die Farbe irgendwelcher Plastiksteinchen oder die Angst vor falschem Spielzeug für die Kinder?

Lego, das am meisten breitgetretene (aua) Spielzeug zu diesem Thema. Oder Playmobil.
Früher, in den 1980ern meiner bescheidenen Kindheit, gab es keine Unterscheidungen zwischen "Jungsspielzeug" und "Mädelskram". Da gab es Abendteurer, Indianer, Cowboys, Piraten, Feuerwehr, Polizei, Ritter, Kindergärten, Krankenstationen und ähnlichen mehr oder weniger "alltäglichen" Irrsinn. Und da hatten halt alle Männeleins oder Frolleins rote und grüne und gelbe Plastikklamotten an. Mehr hatten wir nicht und mehr wollten wir somit eben auch nicht.
Heute werden die Spielsachen von Lego und Playmobil in die Kategorien "Mädchen = rosa" und "Jungs = alles andere" unterteilt. Vom Hersteller. Die Jungsallesanderemänneleins sind Abendteurer, Indianer, Cowboys, Piraten, Feuerwehrmänner, Polizisten und Ritter, die Mädchenrosafrolleins mit häufig gewagtem Outfit sind Kindergärtnerinnen oder Krankenschwestern, Hunde- oder Pferdesalonbesitzerinnen, Yachtclubchillerinnen und machen unfassbar viel mit geflügelten oder ungeflügelten Einhörnern und deren elfenhaften Besitzerinnen. Der Mann und ich nennen die Mädchen-Legos (Lego friends) übrigens liebevoll "Lego Bitch World". Aber das nur am Rande.

Soweit die Fakten. Immer, wenn ich mit der Maus also losziehe, um etwas von Lego oder Playmobil für sie zu besorgen oder wenn sie sich etwas wünschen darf, geht also dieses "Das ist aber für Jungs"-Gedöns los, was mich total nervt und gleichzeitig amüsiert. Sie ist gerade in einer sehr extremen Rosa-Phase - und das nicht nur, was die direkte Farbwahl angeht. Das ist eher so ein grundsätzliches Einstellungsding. Rosa im Kleiderschrank UND im Kopf. Für sie besteht die Welt gerade eben aus Prinzessinnen, Ein- oder Keinhörnern, Feen und pinken Hundesalonbesitzerinnen. Ihre Kleidung muss rosa, lila oder pink sein, ihre Haare lang und ihre Fingernägel glitzerbelackt. Das hat SIE sich aus dem Angebot der Hersteller und dem ihres Umfeldes so ausgesucht und ich unterstütze das gerne, weil ich es schlicht und ergreifend nicht schlimm finde.

ABER: Warum heißt es immer, dass DAMALS alles besser, schöner und geschlechtsneutraler war? Es gab eben noch keine Farbunterscheidungen bei dem Kram, aber HÄTTE es sie gegeben, hätten die Mädels der 1980er Generation sicher auch die rosa Burgfrolleins den Piraten vorgezogen. Und ja, ich hatte einen besten Freund, der mit seinen He-Man-Figuren Mutter, Vater, Kind mit mir spielen musste. Ganz ohne rosa Feen kam ich auf diese Idee! Weil ich ein Mädchen war. Sein durfte. Bin. Meine Frage ist nur, warum verteufelt man immer die Hersteller und die "Gesellschaft" (Wer ist die denn? Sind nicht WIR das?)? Ich bin ja noch immer der naiven Meinung, dass wir, ich als Mutter oder der Mann als Vater, doch noch mehr Macht über die Einstellungen unserer Kinder haben als Playmobil oder Lego. Und die Erziehung ist das, was am Ende aus Kindern Männer und Frauen macht, die sowohl als Ritterinnen als auch als Kindergärtner durchs Leben gehen können.
Mit vier Jahren finde ich das noch vollkommen in Ordnung und sogar nachvollziehbar. Irgendwann jedoch werde ich der Maus, sei es denn dann noch notwendig, die gewisse Portion Realität mit auf ihren Weg geben, auf dem sie dann eines Tages selbst entscheiden kann, ob sie rosa oder grün oder blau tragen möchte. Und wenn ich einen Sohn hätte, der eine Puppe wollen würde, dann würde er sie bekommen. Und wenn er nur mit blauen Autos und Piratenschiffen spielen wollen würde, dann würde ich ihn lassen. Doch ich werde meine Vierjährige nicht dazu zwingen, sich eine Ritterburg zu wünschen - ebensowenig, wie ich meinen Sohn zwingen würde, stolzer Besitzer eines Prinzessinnenschlosses mit Einhörnern zu werden.

Lasst doch die Kinder einfach mal Kinder sein, egal in welche Rollenbilder sie sich einspielen oder reindenken wollen. Ich verstehe dieses ganze Gewese darum wirklich nicht. Haben wir wirklich keine anderen Sorgen mehr heute? Und nein, ich sehe das auch nicht als die berühmte (und echt abgenutzte) Spitze des Eisberges. WIR sind die Eltern und WIR lenken die Lebensbahnen unserer Kinder. Und wenn WIR es nicht schaffen, uns über Spielzeughersteller stellen zu können, dann läuft bei UNS was falsch und nicht bei Lego. Jammern und Probleme suchen auf verdammt hohem Niveau nenne ich das.

Wir werden alle in die Geschichte eingehen als "Die Generation Jammer". Gratulation.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Caesar, mein Held

Heute durfte ich bei der Super Mom den süßen, blauen Knut kennenlernen, der sie durch ihre Kindheit begleitete und ein treuer Weggefährte war. Und da dachte ich, dass ich noch einen kleinen Kerl kenne, der einen eigenen Blopost verdient hat: Caesar. Und obwohl ich ja hier nie Bilder hochlade, möchte ich euch voller Stolz mein abgewetztes Hasentier präsentieren.


Das ist also Caesar, süße 34 Jahre alt und in (nicht mehr) bestem Zustand. Bekommen habe ich ihn von meiner verstorbenen Oma, als ich noch ein ganz kleiner Grummelwinzling war. Da war er noch stolz und stattlich und gut im Futter. Mittlerweile ist er nur noch stolz. Er war bei mir eigentlich IMMER dabei. Als ich  etwa zwei Jahre alt war, zogen meine Eltern mit mir nach Lomé, Togo in Westafrika. Das war wohl das erste Mal, dass dieser Hase die Landesgrenzen überschritt, um mich zu begleiten. Zwei Jahre war er mir dort der beste Beschützer und Begleiter - und auch danach war er nicht nur zu Hause immer bei mir, sondern begleitete mich in JEDEN Urlaub. Ich betone dieses Wort, weil er wirklich immer und überall dabei war, selbst als ich volljährig und halbwegs erwachsen war. Ohne ihn konnte ich einfach nicht schlafen. Bevor der Mann in mein Leben trat und ihn in seiner Beschützerrolle ablöste (oder unterstützte), lag er immer auf der "bösen Seite" vom Bett, also dort, von wo das unaussprechliche Böse und die Monster mich hätten angreifen können. Oder auf der Tür- oder Fensterseite. Je nachdem, was zu erledigen war. Mit ihm fühlte ich mich immer sicher.

Als ich dann von zu Hause ausgezogen und in meine erste eigene Wohnung gezogen war, wurde seine Rolle irgendwie NOCH wichtiger. Meine Güte, hatte ich Ängste in den Nächten! Wie ein kleines Kind war das für mich in meiner kleinen Einzimmerbude. Aber Caesar meisterte auch das prima und mir ist dank seiner Hilfe auch dort nichts zugestoßen - obwohl das unaussprechliche Böse und die Monster es sicher das ein oder andere Mal versuchten, als ich schlief. Aber nicht mit dem Hasen! Als ich dann dort in meiner Wohnung mit einer Freundin Formel-1 schaute, fiel dem Hasen der rote Filz-Mund ab und seit dem ist er nicht mehr so gesprächig wie früher. Aber das macht nichts.

Heute ist er alt und brüchig und bröselig, trägt einen von meiner (zum Glück noch lebenden) Oma gehäkelten Schal, damit ihm der Kopf nicht abfällt - und ist den Weg aller Mutter-Tiere gegangen, wie man an dem Photo auch klar erkennen kann: ins Bett meiner Tochter. Die Maus hat selbst kein Lieblingstier und liebt ihn über alles und behauptet, wenn er nicht bei ihr im Bett liege, habe sie böse Träume. Das Mäuschen hat ein kleines Nilpferd, das sie überall hin mitschleppt. ICH selbst trauere meinem Hasen hinterher, denn immerhin teilte er mein Leben lang das Bett mit mir! Aber was will man machen? Ab und an, wenn sie ihn gerade nicht so wichtig findet, mopse ich ihn und lege ihn wieder zu mir ;) Aber das hält nie lange an. Doch ich bin diesen Stofftierdiebstahl ja gewöhnt, denn schon meine (heute erwachsenen) Brüder klauten ihn mir mitten in der Nacht aus dem Bett! Wenn die große Schwester oder die Mutter SO an einem Stofftier hängt, dann MUSS das wohl irgendwie gut sein...

Langer Rede kurzer Sinn:

Caesar, Held meiner Kindheit, Beschützer vor dem Bösen und bester Zuhörer der Welt, ich danke dir von ganzem Herzen für deine treuen Dienste. Und auch, wenn dieser Blogpost total uninteressant und unspektakulär war, hast du ihn mehr als verdient. Auf weitere 34 Jahre!

[Habt ihr auch so einen Gefährten, der euch in der Nacht beschützte und tagsüber guter Kumpel war?]




Freitag, 7. Februar 2014

Wart es nur ab, das wird noch schlimmer!

Wie immer hört man als Schwangere und Mutter oft den Satz "Wart es nur ab, das wird noch schlimmer". Hätte ich für jedes einzelne Mal einen Euro bekommen, dann könnte ich mir mittlerweile einen ordentlichen Vorrat an Ohrenstöpseln davon leisten. Aber leider gibt es auf dieser Welt kein Geld für unnötige Aussagen und Tipps, es gibt sie sogar umsonst.

Natürlich hört man diesen Satz auch als Mutter einer fast 5- und einer 1 1/2-Jährigen ziemlich oft. Von der älteren Generation. Oder von Bekannten und Freunden, die schon ältere Kinder haben. Während man sich also gerade zum zweiten Mal darüber freuen möchte, dass man bald das Töpfchen-Thema angehen will und die lästige Zahnerei demnächst ein für alle Mal hinter sich hat, werden schon die ersten Stimmen darüber laut, was denn dann bald auf uns zukommen wird. Statt sich also über Keinwindel-Kinder und zahnungsfreies Leben zu freuen, werden einem die Einschulung und die nachfolgenden ersten Schuljahre in düsterstem Licht präsentiert. Während man sich freut, dass die Große vielleicht schon bald groß genug dafür ist, selbst zum Kindergarten zu laufen, sich schon selbstständig anziehen und fertigemachen kann, munkeln böse Zungen bereits von der immer früher einsetzenden Pubertät und deren fatalen Folgen.
Sowieso ist das, was man als Mutter zweier Mädels am allermeisten zu hören bekommt, das böse P-Wort. Die Pubertät von gleich zwei hormonverseuchten Mädchen im Abstand von 3 1/2 Jahren könnte, nein, WIRD das Grauen pur. Das Grauen galore.

Dabei stelle ich mir das alles noch ganz toll vor. Ich lasse an dieser Stelle mal einen Blick in das grummelsche Hirn zu. Viel Spaß dabei:

Das Mäuschen wird in ein paar Wochen alle Zähne haben, wieder bestens schlafen können und im Frühling, kaum dass die ersten wärmenden Sonnenstrahlen unseren Garten erreicht haben, perfekt auf Toilette gehen und sich anziehen können. Bis auf die Nachtschlafwindel werden wir also nie wieder Müffelwindeln wechseln oder zahnende Kinder trösten müssen. Natürlich übersteht das Mäuschen die bereits jetzt schon einsetzende Trotzphase schnell und ohne viele Probleme für Nerv und dessen Kostüm und sieht glücklich und zuckersüß seiner Kindergarten-Karriere entgegen. Die Maus wird in ein paar Wochen ihren ersten Wackelzahn haben, was sie aber natürlich nicht aus der Ruhe bringen wird, während sie sich in aller Ruhe auf die nächstes Jahr anstehende Einschulung freuen und das letzte Kindergartenjahr als Vorschulkind über die Bühne bringen kann. Der Mann und ich werden also in nicht allzu ferner Zukunft wieder zusammen ausgehen dürfen, weil die Kinder endlich (in meinem Hirn - in Wahrheit wären sie das schon lange gewesen) babysitterreif sind und kein armer Mensch unschlüssig vor einem heulenden Baby stehen muss, während wir irgendwo in der Stadt "Party" machen. (Memo an mich: vorher dringend Informationen darüber einholen, wie genau das eigentlich heutzutage funktioniert mit dem "Nachtleben" außerhalb der Wohnung!)

Wenn die Jahre dann ins Ländle gezogen sind, in dem wir mittlerweile eine größere und geräumigere Wohnung unser Eigen nennen, werden die beiden Mädels beide zur Schule gehen und mit Entspannung und großer Freude am Lernen gute Noten nach Hause bringen. Das Mäuschen in der Grund-, die Maus in der weiterführenden Schule (welche auch immer dies sein mag, ich will niemanden mit Erwartungen unter Druck setzen). Sicher wird die - Obacht! - Pubertät dann irgendwann einsetzen, doch die Maus, die ja zuerst in deren Genuß kommt, wird sich prächtig darunter entwickeln. Sie wird natürlich zickig, fängt mit Schminken und Styling an, "borgt" sich meine Klamotten und Eyeshadows, bekommt Pickel und Interesse an Jungs - doch mit kleinen und liebevollen Erziehungsmaßnahmen wie Handyverbot oder WLAN-Entzug wird sie immer lieb und brav in der Spur laufen. Das Mäuschen wird noch ein paar Jahre ohne die P verbringen, sich in der Zeit aber natürlich bestens mit seiner großen Schwester verstehen, die sie wie eine Art Mentorin einfühlsam und geschickt in die Jungendjahre einführen kann.
Ich selbst werde, auch dank meiner lieben und braven Töchter, in aller Ruhe den ein oder anderen Bestseller geschrieben und verkauft haben, der von der Gelassenheit der Pubertäts-Mütter handelt und wie man leicht und locker durch die Jugendjahre kommt. Ich kann meinen warmen, weichen Ledersessel unter meinem Bestsellerautorenhintern geradezu spüren!

So und nicht anders wird es laufen. Und ich möchte nichts und niemanden hören, der irgendetwas Gegenteiliges gehaupten oder sogar die Dreistigkeit besitzen will, über meine Zukunftsvorstellungen zu schmunzeln oder gar zu lachen! Denn ganz im Ernst: Was hilft es einem, wenn man vom ersten positiven Schwangerschaftstest an immer und immer wieder zu hören bekommt, dass man abwarten soll, weil alles noch schlimmer wird? Soll man sich gleich erschießen? Eine lebenslange Therapie beantragen? Die ganze Kinder-Sache einfach sein lassen? Ich frage mich ernsthaft, was diese Aussage eigentlich immer bewirken soll. Und warum ist dies scheinbar so wichtig für die Menschen, dass sie es immer und immer wieder aussprechen müssen? Ich finde, jeder soll seine eigenen Wünsche und Vorstellungen haben und selbst seine Erfahrungen sammeln dürfen. Niemandem mit kleinen Kindern hilft es, sich schon jetzt Horrorbilder von Zeiten auszumalen, die erst in einem Jahrzehnt auf einen einstürmen werden. Und niemandem hilft es doch auch eigentlich, diese Worte ausgesprochen zu haben.

Ich kämpfe für das Recht, mich JETZT um fiebernde Kleinkinder sorgen und mich über freche Vierjährige aufregen zu dürfen - und nicht alles locker nehmen zu müssen, nur weil das, was ich JETZT anstrengend finde, vielleicht in ein paar Jahren Pillepalle gewesen sein könnte!
Also hört auf mit eurem "Wart es nur ab", tauscht es einfach gegen "Wenn was ist, frag mich gern" oder "Alles wird gut, so schlimm ist es nicht" aus - und denkt daran, wie es euch damit gegangen ist, als ihr diese Worte hören musstet. Und dann nehmt ihr sie und packt sie in die Kiste, in der auch schon "Jetzt fängt der Ernst des Lebens an" steckt und schließt sie einfach ab. Ich und viele andere Mütter und Väter werden es euch von Herzen danken.

Montag, 3. Februar 2014

Still(l)eben

Neben Impfungen, diveresen Schwangerschaftsthemen oder Genderdiskussionen gibt es noch ein großes Thema, das die mütterlichen Gemüter bisweilen stark erhitzt: Das Stillen. In Mütterforen und Gruppen wird darüber gestritten, gehetzt, es wird mit Fingern aufeinander gezeigt - und wie immer hat jede einzelne Mutter die alleinige und beste Meinung dazu. Ich möchte euch mal an meinen Stillerfahrungen teilhaben lassen. Wenn ihr mögt.

Um es vorwegzunehmen: Ich stillte beide Kinder jeweils nur maximal zwei Wochen. Danach gab es sowohl für die Maus als auch für das Mäuschen Pre Milch aus dem Fläschchen. Doch wie kam es dazu?

Als die Maus gerade geschlüpft war und wir noch erschöpft und verschwitzt im Kreisssaal entspannten, fingen die Probleme eigentlich schon an. Das winzige Baby, das laut Arzt "leicht dehydriert" war, wollte nicht recht andocken. Es fand die Brust, spielte etwas damit, aber so richtig Lust aufs Trinken hatte es nicht. Und damit begann mein Horror auch schon. Ich, total ohne Ahnung von nichts, zusammen mit einem trinkschwachen Baby in einer "stillfreundlichen" Klinik. Ich fühlte mich schrecklich. Die Belegschaft auf Station brachte mich um den Verstand. Ich legte an, es klappte nicht. Ich legte wieder und wieder an - und statt wirklicher Hilfe der Hebammen bekam ich nur Sätze wie "So werden wir Sie sicher nicht entlassen!" oder "Ich habe Sie noch kein einziges Mal stillen sehen, so wird das nichts!" zu hören. Das Baby schlief viel, zu viel, ich ließ es schlafen, statt es zu wecken. Dachte, wenn es Hunger hat, wird es schon selbst aufwachen. Dafür bekam ich Ärger. Ich lief zwei Nächte lang mit einem brüllenden Neugeborenen die Gänge der Klinik auf und ab, die Hebammen hetzten vorbei und niemand half uns. Ich saß stundenlang im Stillraum, legte immer wieder an und nichts klappte. Mit taten schon nach kurzer Zeit die Brustwarzen so weh, dass ich nur heulen konnte. Ich wollte einfach nur raus da.

Als ich dann zu Hause war und meine Hebamme mich betreute, beruhigte ich mich etwas. Zusammen versuchten wir alles, was möglich war. Verschiedene Anlegevarianten und Lagewechsel, ich bekam Mittelchen und Dingelchen für meine wunden Brustwarzen und zur Milchanregung - und als der Milcheinschuss da war, dachte ich, JETZT klappt es. Ich stillte permanent. Stunden am Stück. Die Maus saugte nicht richtig, nahm die Brustwarze nicht richtig in den Mund. Ich blutete, weinte - und bekam mit der Zeit regelrechte Angstzustände vor dem Moment, in dem das Baby aufwachen würde. Und es wachte auf, oft. Und es weinte. Fast nur. Da saß ich also, mit blutenden Brustwarzen vom Dauerstillen und einem Schreibaby. Mir ging es richtig, richtig schlecht. Ich bekam Depressionen und wollte gar nichts mehr. Dann stellten wir dank meiner Hebamme fest, dass nach einer Stunde des Stillens aus beiden Seiten nicht mal die Hälfte der Menge Milch kam, wie eine Seite hätte leisten müssen zu diesem Zeitpunkt. Und das war der Moment, an dem wir beschlossen, die Flasche zu geben. Und das erste Mal trank die Maus. Sie leerte ein ganzes Fläschchen (mit der für sie passenden Menge natürlich) und dann schlief sie 8 Stunden am Stück. Und sie weinte nicht mehr. Da traf mich die schreckliche Erkenntnis, die mir heute noch Tränen in die Augen treibt: Mein Kind hatte tagelang vor Hunger geweint. Ich hatte kein Schreikind, ich hatte ein kleines, hilfloses Baby hungern lassen. Und warum? Weil alles so aussah, als hätte ich genug Milch. Aber dem war nicht so.

Bevor das Mäuschen zur Welt kam, informierte ich mich eingehend über das Thema Stillen. Ich wollte es diesmal richtig machen, wollte alles versuchen, dass es klappt. Ich las Bücher, redete viel mit meiner Hebamme darüber, die mir dieses Mal einen schöneren Start verschaffen wollte. Ich war mir sicher, dass es diesmal klappen würde. Doch als das Mäuschen dann auf der Welt war - ein kräftiges, kleines Mädchen, das schon im Kreisssaal gierig trank - ging der Spuk von vorne los. Ich stillte stundenlang, die Brustwarzen bluteten wieder, ich weinte und hatte Schmerzen. Der Rekord lag bei vier Stunden am Stück. Ich saß im Bett bei 40°C Außentemperatur, an meiner Brust das Mäuschen und neben mir die Maus, mit der ich mir einen Zeichentrickfilm ansah. Und ich wechselte das Mäuschen vier lange Stunden lang von einer Brust zur anderen. Mir war schon alles egal geworden, ich spürte schon keine Schmerzen mehr, ich wollte nur, dass dieses Kind aufhörte zu heulen! Meine Hebamme musste zu diesem Zeitpunkt leider weg und ich bekam eine Urlaubsvertretung, die auf ihre Art und Weise versuchte zu retten, was ihrer Meinung nach noch zu retten sei. Und als wir alles versucht hatten, blieb mir nur noch die Wahl zwischen medikamentösen Versuchen - oder dem Fläschchen. Und ich wählte das Fläschen. Und die Hebamme war nicht begeistert. Aber mir war es egal. Und wieder trank das Kind sich satt. Und wieder wurde mir klar, dass ich ein hungriges Baby gehabt hatte. War ich denn blöd? Hatten wir alle Tomaten auf den Augen gehabt? Warum war mir das zum zweiten Mal passiert?

Und ich kann euch sagen, warum ich das Offensichtliche zum zweiten Mal nicht gesehen hatte: Weil man zum Stillen gezwungen wird. Und ja, ihr könnt jetzt alle auf mir herumhacken und mit den Köpfen schütteln. Es ist mir mittlerweile egal geworden. Mit der Maus musste ich mich noch ständig rechtfertigen in dieser Ökostadt, in der nichts anderes gilt als Tragetuch und Dauer- und Langzeitstillen. Niemanden interessierte es wirklich, warum mein Kind das Fläschchen bekam. Alle waren nur entsetzt, DASS es so war. Das war der Grund, warum ich auch beim zweiten Mal so krampfhaft (vielleicht ZU krampfhaft) versuchte, es zu schaffen - ohne Rücksicht auf Verluste.

Aber JETZT kann ich nur sagen: Es geht verdammt nochmal niemanden etwas an. Ich hasste das Stillen. Es tat weh, es machte mir Angst und es machte mich und meine Kinder unglücklich. Ich saß da, mit einer Abpumpmaschine auf beiden Brüsten und fühlte mich erniedrigt. Ich lief herum mit wunden Brustwarzen und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte, wie ich so eine schlechte Mutter sein konnte, die es nicht einmal schaffte, ihre Kinder zu ernähren. Aber HEUTE ärgert mich das alles dermaßen. Ja, ich hasste das Stillen. Ich hasste den Gedanken daran, rund um die Uhr abrufbar sein zu müssen. Ich hasste diese Abhängigkeit. Ich hasste diesen Druck. Ich hasste es, in der Öffentlichkeit Stillmöglichkeiten finden zu müssen, ich hasste die Stilleilagen, die Flecken auf den Shirts, die Still-BHs. Ich hasste das alles.
Vielleicht hatte ich wirklich nicht genug Milch. Vielleicht hat auch mein Unterbewusstsein diesen Hass gespürt und daher die Milchproduktion eingestellt. Vielleicht war ich selbst daran Schuld gewesen.
Ich werde mir nur nie mehr von jemandem erzählen lassen, dass ich nicht genug probiert hätte, dass ich meinen Kindern das Beste vorenthalten hätte, was die Natur zu bieten hat oder ich eine schlechte Mutter war/bin, weil ich diese ganze Stillerei nicht ertragen konnte und wollte.
Ich hatte nach jeder Geburt ganz schlimme Wochen mit vielen Tränen, Schmerzen und Selbstvorwürfen. Ich hatte Angst vor dem Moment, in dem mein eigenes Baby aufwachen würde. Mir wurde zweimal ein Start ins Leben mit meinem Baby verwehrt, wie ihn andere Mütter haben - und ich finde dieses ganze Von-Oben-Herab-Geheuchel einfach nur zum Kotzen.

An alle seienden und werdenden Mamas da draußen: Stillen ist wichtig und toll und wahrscheinlich das Beste, was ihr euren Babys bieten könnt - aber: Ihr seid auch noch da. Macht euch nicht verrückt, lasst euch nicht vom Stillwahnsinn krank machen. Wenn es klappt, ist es toll. Wenn nicht, dann nicht. Findet euren eigenen Weg mit euren eigenen Babys und lasst euch nicht zu Dingen zwingen, die sich für euch falsch anfühlen. Denn sicher ist Muttermilch gut und wichtig für ein Baby, aber nicht um jeden Preis. Ein Baby braucht zuallererst eine Mama, der es gut geht und die sich um es kümmern kann. Und wer euch dann egoistisch oder nicht belastungsfähig oder gar eine schlechte Mutter nennt, der sollte euch einfach nur da vorbeigehen, wo die Sonne niemals hinscheint...

Samstag, 1. Februar 2014

Blogparade: Zerstören Kinder unsere Freundschaft?

Die liebe Herzmutter Janina, die auch schon Gast hier bei mir war, startete vor ein paar Wochen diese Blog-Parade, an der ich noch unbedingt teilnehmen wollte, weil ich dieses Thema spannend und wichtig finde.

Zerstören Kinder unsere Freundschaft? Mit diesen ziemlich harten Worten habe ich über dieses Thema eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Bisher war meine Meinung dazu nur, dass Kinder Freundschaften auf jeden Fall verändern, weil einfach von heute auf morgen Prioritäten verschoben werden. In den Schwangerschaften habe ich diese Verschiebung jedoch eigentlich nicht verspürt. Meine kinderlosen Freundinnen fanden auf jeden Fall meine erste Schwangerschaft alle sehr spannend, nahmen daran Anteil, fragten viel, gingen mit shoppen und machten sich mit mir Gedanken, was sich wohl alles ändern würde in MEINEM Leben. Also kann ich nicht behaupten, dass die Veränderung schon in der Schwangerschaft beginnt und das empfand ich auch nicht so, als ich selbst noch kinderlos war und Freundinnen oder jüngere Verwandte vor mir schwanger waren. Ich selbst liebte es auch, die Bäuche wachsen und die Kleiderschränke voller werden zu sehen mit süßen Babysachen und Spielzeugen. Die Frauen veränderten sich für mich nicht wirklich - und ich glaube, ich veränderte mich ebensowenig für meine Freundinnen. Natürlich muss man zu der Sorte Schwangeren gehören, die neben der Schwangerschaft auch noch andere Gesprächsthemen haben, sonst wird es wahrscheinlich wirklich schon vorher anstrengend und einseitig.
Was mir bei all dem auch noch half, war wohl die Tatsache, dass ich noch nie der Partylöwe oder Discotiger war, der trinken und tanzend die Nacht zum Tag machte. Ich konnte all das, was ich VOR der Schwangerschaft mit Freunden unternahm, auch IN der Schwangerschaft machen.

Als das Baby dann auf der Welt und in unserem Leben war, änderte sich einiges. Aber ich kann auch hier nicht sagen, dass es unbedingt negativ geschah. Sicher ist es so, dass kinderlosen Freunden oft das Verständnis für ganz normale Tatsachen fehlt. Oft staunte ich mit großen Augen über so viel Unverständnis und fehlende Fähigkeiten, sich in Situationen hineinzuversetzen. Vor allem betraf dieses Unverständnis Tatsachen wie Schlafgewohnheiten und Tagesabläufe von und mit Kindern. Das war und ist wohl das, was unsere kinderlosen Freunde am wenigsten nachvollziehen konnten. Mit Kindern gehen eben nicht mehr alle Dinge zu jeder Zeit und spontan. Zumindest nicht bei uns, die wir sehr strukturiert und durchgeplant und unsere Kinder an genaue Zeitpläne gewöhnt sind. Natürlich ändert sich auch die Besucher-Situation. Ich selbst hasste und hasse es, mit sehr kleinen Kindern im Alter des Mäuschens zu kinderlosen Freunden nach Hause zu kommen, wo nichts kindersicher ist. Es ist unentspannt, nervig, gefährlich, doof - und treibt mir nur Schweißperlen auf die Stirn, während mein kinderloses und entspanntes Gegenüber denkt, dass ich scheinbar einen an der Klatsche habe, weil ich ständig einem einjährigen Dreikäsehoch hinterherhechten muss. So ist das für mich. So ist das für meine Freunde. Aber das sind alles Dinge, die ich verstehen kann. Und für mich sind das vor allem alles Dinge, die eine echte Freundschaft nicht vor unlösbare Probleme stellen.

Wichtig ist einfach, dass man sich selbst auf jeden Fall seine Selbstreflexion bewahrt und diese auch oft und gerne einsetzt. Und dass man zu sich und seinem kinderlosen Umfeld schlichtweg ehrlich ist. Man kann über alles reden und einfach ab und an mal auf den Punkt bringen, was einen stört und was man gerne geändert hätte. So besuchen uns unsere Freunde eben meistens hier, wo wir in Ruhe und entspannt quatschen und Käffchen trinken können, während Maus und Mäuschen in ihrem Zimmer spielen und ich nicht permanent teure Gitarren oder unbezahlbare Stereoanlagen vor ihnen in Sicherheit bringen muss. Oder unsere Freunde sind eben daran gewöhnt, dass es den Mann und mich auf Abendveranstaltungen nicht mehr im Doppelpack gibt, sondern wir uns an solchen Ereignissen abwechseln müssen, weil einer von uns zu Hause den Babysitter spielen muss. So sind wir eben. Und ich glaube behaupten zu können, dass ich nicht zu der Sorte Mutter gehöre, die in ihrer Freizeit mit Freunden permanent über die Brut und deren Stuhl-, Schlaf- oder Essgewohnheiten sprechen muss. Im Gegenteil freue ich mich ja darüber, wenn ich mal über andere Dinge reden kann und nehme diese Chancen auch sehr gerne wahr.

Also, um ein kleines Fazit zum Thema dieser Blogparade ziehen zu können: Ich muss euch enttäuschen. Ich finde nicht, dass Kinder Freundschaften zerstören. Lockere Bekanntschaften, die nur auf Freizeit und Party gründeten, vielleicht. Aber Freundschaften ganz sicher nicht. Nicht in meiner Welt. Sicher, sie verändern sich, man sieht sich weniger oft, muss andere Nischen für Unternehmungen und Aktionen suchen und finden - aber bisher machten das all unsere Freunde gerne mit. Und wir auch. All das ist nur eine Frage der Toleranz, Organisation, Ehrlichkeit - und Treue. Denn Kinder sind ja kleine, neue Menschen, die eben zu uns gehören und keine Störenfriede und Eindringlinge in Beziehungen zwischen Menschen, die sich wirklich mögen. Und ich freue mich, mit diesem Text festellen zu können, dass wir uns wohl schon lange vor unseren Kindern die richtigen Herzensmenschen ausgesucht haben, die diese Meinung mit uns teilen.

Montag, 27. Januar 2014

Hilfe, Zweitkind?!

Da ich in letzter Zeit immer mehr hilfesuchende Blicke von (vielleicht) werdenden Zweitmüttern zugeworfen bekomme, dachte ich, ich schreibe einfach hier eine Zusammenfassung meiner Antworten für alle:

Da hat man also die erste Schwangerschaft, die erste Geburt und die ersten Wochen, Monate und vielleicht Jahre mit dem Erstkind hinter sich gebracht, da werden schon die ersten Hormone in Mutter (und auch Vater) wieder lauter, die Gedanken wie "Geschwisterchen" und "Hach, was wäre das schön, wenn..." in die elterlichen Köpfe pflanzen. Doch dann sieht man das Erstkind, wie es spielt, schläft, lacht und die ganze Liebe und Aufmerksamkeit von Mama und Papa, von Omas und Opas, Onkels und Tanten genießt. Und dann melden sich auch die ersten Zweifel und Fragen an, mit denen fast alle Eltern zu kämpfen haben.
Hier ein paar der typischen Ängste und seltsamen Ideen zum Thema Zweitkind:

1) Was, wenn ich das zweite Kind nicht so lieben kann wie das erste?
2) Was, wenn ich das zweite Kind mehr liebe als das erste?
3) Was, wenn das erste Kind schwer darunter leidet, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen?
4) Was, wenn das zweite Kind schwer darunter leidet, nicht so im Mittelpunkt stehen zu können?
5) Was, wenn ich es mit zwei Kindern nicht schaffen kann?
6) Was, wenn das zweite Kind krank ist?

Ich versuche einfach mal, alle Fragen aus meiner Sicht zu beantworten. Und vorweg: Ja, ich habe sie mir alle auch gestellt.

Sobald einem die Hebamme das Zweitkind auf den Arm gegeben hat, wird man es wunderschön und einzigartig und unfassbar liebenswert finden. Bei mir waren in diesem Moment alle Zweifel und Ängste weggespült und ich fühlte mich wie damals, als ich die Maus im Kreisssaal zum ersten Mal in den Armen hielt. Es war MEIN Baby, nicht mehr und nicht weniger. Eltern, vor allem Mütter, neigen dazu, sich in den Irrglauben um Ungerechtigkeiten und Unausgewogenheiten in der Gefühlswelt mit ihren Kindern zu verrennen. Man ängstelt wegen "Lieblingskindern" oder "Bevorzugungen", die man selten oder vielleicht gar nicht bemerkt. Und hier muss ich sagen, ja, doch, das ist so. Meiner Meinung nach hat man Lieblingskinder und es wird auch klare und deutliche Bevorzugungen geben. ABER das wechselt! Ich finde es etwas unehrlich, wenn man als Mutter immer davon sprechen muss, dass man alle Kinder gleich liebt. Denn ehrlich gesagt finde ich das ungerecht. Ich liebe nicht beide Kinder gleich. Ich liebe jedes auf seine ganz eigene Art und Weise. Und manchmal ist die Maus mein Lieblingskind - und dann wieder das Mäuschen. Das würde ich natürlich nicht laut sagen, aber dennoch ist es so. Jedes Kind hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen, seine Vorlieben und Abneigungen, seine Pros und Contras. So wie jeder Mensch auf dieser Welt. Und genau deshalb kann man nicht alle gleich lieben - was aber nichts mit "mehr" oder "weniger" lieben zu tun hat.

Als ich in den letzten Wochen der Zweitschwangerschaft mit der Maus unterwegs war und mit ihr noch einmal all die letzten Dinge machte, die in meiner Vorstellung nie mehr so sein würden wie jetzt, wurde ich immer verdammt traurig und sentimental, wenn ich sie beim Spielen beobachtete. Sie war 3 1/2 Jahre alt und mein kleines Babychen, mein Herz und mein Leben. Es gab nur sie und uns. 3 1/2 Jahre lang drehte sich unsere Welt um dieses Mädchen. Und bald, das wusste ich, würde ich nicht mehr so viel Zeit und Aufmerksamkeit für sie haben können. Und ich hatte eine Riesenangst davor, dass sie das deutlich spüren und darunter leiden würde. Ich kann nicht für andere Eltern von Geschwisterkindern sprechen (und ich selbst war 14 Jahre alt, als meine Brüder zur Welt kamen), aber ich für meinen Teil hatte mir all diese Gedanken umsonst gemacht. Klar stand sie nicht mehr im Mittelpunkt, aber ab dem Moment, wo wir mit dem Mäuschen aus dem Krankenhaus kamen, liebte sie ihre kleine Schwester - und wenige Monate später konnte sie gar nicht glauben, dass das Mäuschen einmal nicht bei uns gewesen sein sollte. Sicher gibt es Eifersüchteleien und Neid. Wäre dem nicht so, würde ich mir ernsthafte Gedanken machen. Aber alles in allem ist es doch so: Für beide Kinder ist das eine Win-Win-Situation. Die Große HATTE immerhin 3 1/2 Jahre ganz alleine mit uns, die die Kleine niemals haben wird - und umgekehrt genießt die Kleine von Beginn an den Luxus einer großen Schwester, von der sie geliebt wird und die ihr alles zeigen kann, was man als kleines Grummelmädchen so wissen muss. Und heute, nach 17 Monaten Mäuschen-Leben spielen die beiden miteinander, ärgern sich, toben gemeinsam durch die Wohnung und auf unseren Nerven herum - und ich weiß, dass es die absolut richtige Entscheidung war.

Natürlich wird alles anders mit einem zweiten Kind. Der ganze Alltag, den man sich als Ein-Kind-Eltern so schön zusammengeschustert hat im Laufe der Monate, wird von Grund auf durcheinander geworfen und umgekrempelt. Alles dauert länger, ist komplizierter und muss neu überdacht werden. Als das Mäuschen die ersten Tage in unserem Leben war, saß ich abends weinend auf dem Bett, weil ich - hormongebeutelt vom Wochenbett-Blues - mir sicher war, dass ich das NIE NIE NIE auf die Reihe kriegen und nichts mehr je gut werden würde. Ich würde NIE mehr die Maus kuschelnd und vorlesend ins Bett bringen können, weil das neue Baby im Wohnzimmer aus Leibeskräften schrie und diese Schreie in mir Übelkeit verursachten und meine Nerven zerstörten. Wir würden NIE mehr in Ruhe gemeinsam zu Abend essen können, NIE mehr mit der Maus spielen, NIE mehr zusammen einkaufen gehen können. Es würde sich NIE ein Alltag einstellen. Dessen war ich mir, heulend, sicher. Während ich diese Worte hier schreibe, muss ich lachen. Denn dieses NIE, das bin ich. Ich neige zu Übertreibungen und Panikvorstellungen von allem und jedem. Und dieses NIE begleitet mich mein Mutterleben lang. Und es ist UNSINN! Ein paar wenige Wochen später war alles normal. Ich brachte die Maus kuschelnd und vorlesend ins Bett, während der Mann im Wohnzimmer das Mäuschen bespaßte und nachdem wir in aller Ruhe gemeinsam zu Abend gegessen hatten. Und unglaublicherweise konnten wir auch ein paar Tage nach meinen Horrorgedanken gemeinsam einkaufen und mit der Maus spielen gehen. Es ist lauter geworden, chaotischer, unaufgeräumter, enger - aber selbst ich habe es geschafft, nicht komplett überfordert durchzudrehen. Und wenn ich das schaffe, dann schafft es jeder, der auch nur einen Gedanken an ein zweites Kind denken kann.

Und dann wäre da noch die Angst um ein krankes Kind. An dieser Stelle kann ich leider nicht weiterhelfen. Ich bin unendlich dankbar für meine beiden gesunden Kinder, aber ich kann die Ängste und Fragen komplett nachvollziehen. Auch wir haben diese Gedanken durchgespielt. Denn all die Fragen, die man sich sowieso schon stellt, werden wirklich ad absurdum geführt, wenn man diese Überlegungen und Szenarien weiterspinnt. Aber ich denke und hoffe und glaube fest daran, dass auch dieser Fall, sollte er eintreten, gut gemeistert werden kann. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann dass bei Familie und Kindern die Theorie meist viel erschreckender und unüberwindbarer erscheint, als es die Praxis hinterher tatsächlich ist.

Ich wünsche an dieser Stelle allen werdenden Zweitmamas eine tolle Schwangerschaft mit wenig trüben Gedanken und Ängsten und - allen noch grübelnden Eltern rate ich, einfach an all die Sorgen und Überlegungen zu denken, die man sich schon vor dem ersten Kind gemacht hat. Und dann erinnern wir uns doch alle wieder daran, schmunzeln und fassen all das mit den passenden Worten von Wilhelm Busch zusammen:

Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt!

Mittwoch, 22. Januar 2014

Gastgrummler (1): Herzmutter

Schon länger denke ich darüber nach, eine Gastblogger-Serie hier zu starten, da ich in den letzten Wochen und Monaten wirklich so viele tolle BloggerInnen kennenlernen durfte. Die Ehre der ersten Gastgrummlerin gebührt der lieben Janina mit ihrem Blog Herzmutter: Sie ist ehrlich, offen, beschönigt nichts und bringt die Dinge einfach auf den Punkt. Ich würde sagen, kaum ein Blog passt so gut zu mir, meinem Blog und meinen drei Hs (Herz, Hirn, Humor) wie dieser. Und ihr Beitrag bringt genau das bestens zum Ausdruck, vielen Dank! - Falls einer oder eine von euch auch Lust hat, einen Beitrag hier zu schreiben, der möge mich via Twitter, Facebook oder Email einfach anhauen! Danke ;)

Hier ist er also, der erste Gastbeitrag von Janina:

Ode an die Grummelmama


Liebe Grummelmama – oder sollte ich schreiben: mein zukünftiges Ich? Zwar kenne ich dich nicht persönlich, aber ich lese schon lange bei dir mit und wollte mich bei dir bedanken – nicht nur dafür, den ersten Gastartikel schreiben zu dürfen, sondern auch, weil du mir einen Blick in die Zukunft schenkst.

Natürlich weiß ich nicht, ob und wann ich das zweite Kind bekommen werde (nicht, dass es gerade danach aussieht, drei rote Kreuze im Kalender) aber du hast es ja nun schon seit vier Jahren gewuppt bekommen, Mama zu sein und gleichzeitig deine einzigartige Grummeligkeit zu bewahren 
– und das ist meiner Meinung nach eine absolut bewundernswerte Eigenschaft!

Mama werden, gleichgeschaltet sein?


Ja da haben wir es wieder, das alte Leid. Man wird Mama und damit stürzen nicht nur Myriaden von Hormonen auf einen ein, sondern auch gesellschaftliche Erwartungen und Anforderungen. Jeder erwartet etwas von einem, nicht zuletzt sondern mit großem Nachdruck die Familie. Jetzt gehört man „dazu“ zu den Erwachsenen, egal wie alt und beruflich erfahren man vorher war, man hatte trotzdem noch irgendwie den Kinderstatus. 
Irgendwie kotzt mich das an – klar, es ist echt ne Leistung, die Schwangerschaft zu überstehen (und dabei nicht zu den nervtötenden „Mir fällt alles ach so leicht und Schwangerschaft ist keine Krankheit – Tussen“ zu gehören) und das Kind auf die Welt zu bringen (wem sag ich das), aber die eigentliche Arbeit fängt doch dann erst an... als ob das die wahre Schwelle ins Reich der ultimativen Langeweile und des Erwachsenendaseins wäre. Als ob man da nicht auch so hingekommen sein könnte.

How to stay Grummelmama


Ich muss gestehen, ich habe bestimmt fast ein Jahr gebraucht, um wieder sagen zu können, ich fühle mich wie ich selbst. Aber damit ist es ja noch lange nicht überstanden – man muss den Spagat schaffen zwischen Vorbild und Erzieherin (och nöö!) und irgendwo noch die ursprüngliche Persönlichkeit bewahren. 
Ich hoffe du beschimpfst mich jetzt nicht als Jammerfrau! Dann bin ich eben eine. Nä nä nänä nä! Du jedenfalls machst mir Mut und das nicht nur aufgrund deiner Grummeligkeit – dass man auch nach einigen Jahren im Mamabusiness noch man selbst sein kann und sich nicht den Konventionen der Gesellschaft oder des Mama Blogoversums beugen muss, um Erfolg zu haben. 

Seien wir erfrischend anders und machen es einfach so, wie wir es schon immer gemacht haben: the grummel way of life!

Liebste Grüße, deine Janina

Sonntag, 19. Januar 2014

Schreibende Jammerfrauen und andere Berufungen

Vor ein paar Tagen stieß mich der Mann auf den Artikel "Schreiben und Kinder sind unvereinbar" von Julia Franck in der Welt. Jetzt, wo ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht habe, wollte ich doch noch ein paar Worte zu diesem Thema loswerden, denn in den letzten Wochen wird ja eine regelrechte Unvereinbarkeits-Debatte von Müttern und Frauen geführt, die teilweise nachvollziehbar ist, teilweise aber auch sehr auf ein Niveau abrutscht, welches den berüchtigten Jammerfrauen-Artikel in der FAZ herausforderte.

Schreiben und Kinder sollen also unvereinbar sein. "Richtige" Schriftsteller brauchen Ruhe, Abgeschiedenheit und Einsamkeit, um ihre Werke zu Papier zu bringen, Gedanken zu formen und die Kreativität fließen zu lassen und können keine Kinder, Sorgen und Krankheiten in ihrem Schaffensprozess gebrauchen. So zumindest kommt es vielen Autoren vor, die keine oder NOCH keine Kinder haben. Scheinbar soll die Elternschaft sogar eine Art Todesurteil für junge Schriftsteller sein, was nun doch überdramatisch dargestellt scheint, sogar für mich, die eine wahre Drama-Ader in sich hat.
Was mich jetzt an dieser Debatte nun doch etwas stutzig gemacht hat, ist die Tatsache, dass der Prozess des Schreibens dabei so vereinheitlicht und pragmatisiert wird. Gibt es nicht ebenso viele unterschiedliche Arten des Schreibens wie es verschiedene Schriftsteller, Texter, Journalisten, Dichter, Drehbuch- oder Theaterstück-Autoren oder Blogger gibt? Wie kann man das Schreiben per se gerade als Schriftstellerin oder Schriftsteller so starr und als gegeben definieren?

Jeder Mensch, der es sich zum Hobby oder Beruf gemacht hat, Buchstaben zu Worten, Sätzen und Texten zusammenzufügen, arbeitet doch auf seine ganz eigene Art mit seinen Werkzeugen. Die einen schreiben am Stück ganze Kapitel, die anderen jeden Tag ein paar wenige Seiten. Manche brauchen keine Entwürfe und kommen nach einer Stunde mit den besten Texten daher, andere müssen erst lange an Konzepten und Theorien arbeiten, bis sie ihr Gerüst gedanklich so weit erbaut haben, dass sie loslegen können. Die einen arbeiten am liebsten in der Nacht, die anderen können nur am frühen Morgen kreativ sein. Und selbst diese unterschiedlichen Arten des Schreib-Prozesses können fließend ineinander übergehen und/oder sich im Laufe des Schreiber-Lebens gewaltig ändern. Man wird älter, die Umstände und die Interessen entwickeln und verschieben sich - das Schreiben reift wie ein guter Käse oder Wein mit all seinen Nuancen und Noten. Soweit, so gut. Ein Schriftsteller, der plötzlich nicht nur seine Arbeit hat, sondern Vater oder Mutter wurde, muss lernen, seinen Prozess wieder neu zu überdenken. Man kann nicht mehr dann schreiben, wann es einen überkommt, man muss Planungen machen, Zeitfenster nutzen, die einem vom Alltag angeboten werden, es müssen neue Wege des kreativen Prozesses beschritten und erkundet werden.

ABER: Was genau hat das jetzt nur mit der Schriftstellerei zu tun? Es ist richtig, ich kann heute nicht mehr dann schreiben, wann ich Lust dazu habe. Ich muss das Schreiben weniger als kreative Marotte und mehr als Beruf sehen, der in mehr oder weniger geregelten Bahnen zu verlaufen hat. Aber geht das jetzt nur uns Buchstaben-Artisten so, oder stehen nicht alle arbeitenden Eltern genau vor diesem "Problem", wenn man es jetzt zu einem machen möchte? Wer Kinder hat, der kann nicht mehr alles zu jeder Zeit tun. Das ist wahr. Aber wer Kinder hat, der hat doch nicht automatisch sein Recht auf Eigenes verwirkt! Kinder schlafen, sind in Kindergärten, Kitas, sie spielen, sind bei Freunden, Verwandten, gehen irgendwann wieder eigene Wege - und in all dieser gar nicht so schrecklich kurzen Zeit muss Mann oder Frau eben den Beruf oder die Berufung unterbringen.

Und nochmal aufs Schreiben gemünzt: Meine erste veröffentliche Kurzgeschichte war eine Geschichte für Kinder, die ich SO ohne meine beiden Töchter vielleicht nie geschrieben hätte. Meine Gedanken- und Ideenwelt, mein Horizont und meine Sichtweise auf und um Dinge veränderten sich gewaltig durch ihre Geburt. ICH veränderte mich. Und mit mir mein Schreiben. Und ich kann und will nicht sehen, wie man zwei der existentiellsten Dinge in meinem Leben einfach so schnöde als "unvereinbar" titulieren kann. Da stampfe ich mit dem Fuß auf und verschränke die Arme, um laut "NÖ!" zu sagen. Frauen und Männer, Väter und Mütter: Ihr seid nicht "nur", sondern "auch". Verhaltet euch dementsprechend, holt eure Köpfe wieder aus dem Sand und macht verdammt nochmal einfach das, was ihr machen wollt. Ihr könnt das nämlich. Nicht nur TROTZ, sondern vor allem MIT Kindern - nur hat nie jemand behauptet, das dies ein Spaziergang würde.

Blogparade: Heiteres Beruferaten - 7 mögliche Traumjobs meines Kindes

In den letzten Wochen bekomme ich ständig Blogstöckchen, Einladungen zu Blogparaden oder Tagging-Fragen zugeschickt. Ich freue mich auch immer wie ein Schnitzel, aber ich schaffe das alles einfach nicht! Für zwei Paraden habe ich mich aber nun doch entschieden - und die erste Runde startet heute hier. Eingeladen hat mich die Bloggerin mit dem wunderschönen Namen Dajana (ich muss es immer wieder erwähnen) vom Mit Kinderaugen Blog - und die Parade-Starterin ist Wiebke mit ihrem Blog Verflixter Alltag. Dann mal los!

Die Maus wird ja demnächst schon stolze 5 Jahre alt und da ist die Berufswahl ja schon in greifbare Nähe gerückt. Immerhin muss die heutige Jugend schon recht früh entscheiden, was sie werden wird, damit sie mit Beginn ihrer Volljährigkeit schon ein paar Jahre Berufserfahrung auf dem jungen Buckel vorweisen kann ;) Das Mäuschen hat noch ein bisschen länger Zeit, daher gehe ich hier mal nur auf die Erstgeborene ein.

Wedding- oder Partyplanner:
Die liebste Beschäftigung derzeit ist es, ihr Kinderzimmer mit allem Schnickschnack und Gedöns, das sie finden kann, für eine Party zu dekorieren, die dann auch bitte mit dem nötigen Enthusiasmus stattfinden muss. Der Mann ist ihr liebster Handlanger bei diesen Vorbereitungen und könnte gerne mitgebucht werden. Fast täglich werden Nicht-Geburtstage und ähnliche Imaginations-Partys abgehalten und wer nicht spurt und sich standesgemäß amüsiert - wird nächstes Mal trotzdem wieder eingeladen.

Fließband-Picasso:
Wie alle Kinder in ihrem Alter schafft es die Maus auch, täglich eine wahre Flut an "Extra für dich!"-Gemälden zu fabrizieren. Und ehrlich gesagt wird es langsam etwas schwer, die nötige Begeisterung dafür aufzubringen. Könnte man damit ein Geschäft eröffnen, würde es jedoch niemals an Nachschub fehlen - und ich würde nicht mehr in den Papier-Fluten ertrinken!

Schauspielerin im Drama-Bereich:
Die Maus hat die unnachahmliche Gabe der puren Übertreibungskunst mit in die Wiege gelegt bekommen. Nicht einmal geschulte Fachohren können den echten Schmerz vom dramatischen Übertreibungsgeschrei unterscheiden. Der Oscar für die überzeugendste Darstellung eines schlimmen Tier-Angriffs ging also im vergangenen Sommer an die Maus für ihre Rolle in "Angriff der Killer-Käfer". Nicht gesehen?

Maus (schrill schreiend und heulend im Garten am Tisch): Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah, es tut sooooooooo weeeeeeeeeeeeeeeeeeeh, macht ihn weeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeg!!!!!!!
Co-Star: Ein Marienkäfer, der auf ihrem Bein saß.

August im Zirkus:
Es gibt kaum jemanden, der so gezielt immer in Fettnäpfchen auf metaphorischer und nichtmetaphorischer Ebene tritt, wie mein Kind. In meinem Heimatbundesland, dem Saarland, würde man sie liebevoll als "arisch dabbisch" bezeichnen. Sie stolpert und plumpst und läuft wogegen, wirft um, räumt ab und zieht Unfälle direkt magisch an. In einer Manege und mit lustigen Clowns-Schlappen und Spritzblumenhut würde sie der Star des Abends sein! (Ich weiß, das war jetzt etwas gemein, aber jeder, der sie kennt und erlebt, muss mir zustimmen.)

Psychotherapeutin:
Schon sehr früh entwickelte die Maus eine wirklich erstaunliche Empathiefähigkeit ihren Mitmenschen gegenüber und tröstet, ermuntert und heitert auf, wo Not am Mann ist. Sie findet immer die richtigen Worte und weiß ganz genau, wer sie wo am nötigsten braucht, sei es zu Hause oder im Kindergarten. Sie würde eine wirklich gute und liebevolle Therapeutin abgeben, wenn sie sich diese großartige Eigenschaft erhalten kann.

Sängerin:
Klar, das ist, wie das Malen, eine Sache, die jedes Kind in diesem Alter prima drauf hat. Die Maus auch. Sie singt mit ernster Miene und vollster Inbrunst Lieder in jeder Sprache und Tonlage, was kombiniert mit ihrer Drama-Ausbildung ein Schmaus für Ohren UND Augen bietet. Ich bin mir allderings nicht sicher, auf welcher Stufe ihre Darbietung auf der bohlenschen Bewertungsskala stehen würde - aber wen interessiert schon dessen Meinung?

Märchen-Tante:
Seit Winzlingstagen liebt die Maus Bücher. Sie liebt Geschichten über alles und will ständig vorgelesen bekommen, "liest" ihrer kleinen Schwester selbst vor oder hört Hörspiele auf ihrem rosa Barbie-CD-Player. Sie beschwert sich schon immer, dass sie endlich in die Grundschule möchte, um selbst endlich lesen zu können - und zu Hause und im Kindergarten diktiert sie liebend gerne eigene Geschichten, die auch wirklich Potential haben. Wenn sie nicht eine Schreiberina wie ihre Mutter wird, wird sie mindestens eine Märchen-Tante, die geschichtenbegeisterten Kindern in Büchereien aufregende Abenteuergeschichten vorträgt.

So, dies und mehr könnte ich mir für die Maus vorstellen. Ich bete und hoffe, dass sie mir diese Einschätzungen verzeihen wird, sollte sie eines Tages lesen können und auf diese Seiten hier stoßen.
Taggen möchte ich niemanden, aber jeder, der das hier liest, noch nicht mitparadet hat und sich berufen fühlt, der möge es mir nachtun! Vielen Dank :)


Freitag, 10. Januar 2014

Gender oder Gensie?

Schon ziemlich lange beobachte ich (Tochter einer alleinerziehenden und voll arbeitenden Mutter) die ganzen Genderdiskussionen, die sich scheinbar um alles drehen, was nicht schnell genug auf dem (oder der) Baum (oder Bäumin) ist. Um es gleich am Anfang klarzustellen: Ich bin keine Feministin. Ich bin keine Emanze. Wer jetzt hier schon augenrollend schnaubt, der sollte am besten gar nicht weiterlesen, um sich viel Ärger und Aufregung zu ersparen. Allen anderen möchte ich gerne meine Sicht der Dinge weiter erläutern.

Frauen wollen Soldatinnen werden, Manager, hohe Tiere bei Polizei und Staat. Frauen wollen alles dürfen, was Männer auch dürfen. Aus Prinzip. Und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Frauen wollen für gleiche Arbeit gleiches Geld. Absolut nachvollziehbar. Frauen wollen Jobs, OBWOHL sie Kinder haben (oder wollen). Auf jeden Fall! Frauen wollen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung - und bis hierher gehe ich mit allen Frauen mit, ohne wenn und aber. Ich ja. Doch die meisten Frauen können nicht ohne wenn und aber. Sie wollen Extrawürste. Sie müssen nicht die gleichen Sporttestanforderungen bestehen bei Polizei oder Bundeswehr. Sie müssen nicht die gleichen Frisuren oder das gleiche Gepäck tragen. Nur mal als kleine Beispiele. Warum ist das so? Weil sie keine Männer sind.

Diesen letzten Satz lasse ich einfach mal so stehen und greife ihn gleich wieder auf, nachdem ich noch ein paar Worte zur Frauenquote verloren habe. Möchte ich einen Job bekommen, nur weil ich eine Frau bin und damit eine Quote für ein Unternehmen erfülle, das sonst in Teufels sehr heiße Politküche gerät? Nein. Ich möchte einen Job bekommen, weil ich am besten dafür geeignet bin. Das wäre für MICH Gleichberechtigung. Diese Gleichstellung von Menschen - nicht die von Männern und Frauen - wäre das, was ich für eine Gesellschaft wie unsere anstreben würde. Aber nicht auf Biegen und Brechen. Und hier kommen wir wieder zu dem Satz zurück, den ich vorhin einfach mal so stehen ließ: Weil sie keine Männer sind. Weil Frauen Frauen sind, können sie Kinder bekommen. Sie bluten einmal im Monat. Sie sind oft körperlich unterlegen. Das sind Fakten, die für MICH keine Frau Schwarzer der Welt wegdiskutieren kann. Ob sie nun tatsächlich Kinder bekommen wollen, während ihrer Periode NICHT weniger (körperlich) leistungsfähig sind als zu anderen Zeiten im Monat oder ob sie es schaffen, schneller, höher und weiter zu laufen oder zu springen als Männer, das steht nicht mehr auf dem Faktenblatt.

Ich selbst habe mich für die klassische Rolle der Mutter zweier Töchter entschieden, die aufgrund von schwierigen Betreuungsverhältnissen in Krankheitsfällen der Kinder eine selbstständige Home-Office-Lösung anstrebt, während der Mann die Brötchen außer Haus verdient. Ich mache den Haushalt, gehe einkaufen, schwatze mit Nachbarinnen am Gartenzaun, koche (meistens) das Essen und tue sonst das, was eine Frau in feministischen Albträumen so tut. Der Mann kümmert sich um das Auto, dübelt Dinge an Wände, repariert, baut auf und tut sonst das, was ein Mann so tut. ABER - und nun wird es spannend: Er spielt auch mit seinen Töchtern, kümmert sich um die Wäsche, bügelt, übernimmt oft das Essen und andere Dinge im Haushalt und kann mit unserer Nähmaschine umgehen (im Gegensatz zu mir). Hier tut jeder das, was gerade getan werden muss. Im Kleinen funktioniert das prima.

Im Großen scheint das unmöglich zu sein. Im Großen müssen Debatten um Straßenschilder geführt werden, auf denen die Piktogramme nicht genderneutral sind. Im Großen müssen Bücher durchgehetzt werden, weil die Kinder mit fiesen Rollenklischees wie "Die Prinzessin wartet auf die Erlösung durch ihren Prinzen" verdorben werden. Im Großen wird gegen spärlich bekleidete Frauen auf Plakaten gewettert, weil sie unseren jungen Frauen falsche Signale für ihre Zukunft aussenden. Im Großen wird der Studentenausweis in "Studierendenausweis" umbenannt, um... Ja, um was eigentlich? Um die Millionen von Studentinnen zu beruhigen, die jeden Tag weinend aufstehen, weil sie sich plötzlich mit dem Wort "Student" nicht mehr identifizieren können? Irgendwie weiß ich gar nicht mehr, um was genau es hier eigentlich geht. Im Großen.
Ich habe nur das Gefühl, dass die FeministINNEN und ihre AnhängerINNEN gar keine Gleichberechtigung wollen. Sie wollen keine Genderneutralität. Sie wollen das, was sie so sehr anprangern, einfach umdrehen. Sie wollen MEHR als das, was sie den Männern zusprechen. Sie wollen alle Rechte, aber nicht alle Pflichten. Sie wollten zur Bundeswehr DÜRFEN, aber nicht MÜSSEN. Und das Beispiel ist für mich klassisch.

Aber wohin soll das führen? Dabei gibt es schon so lange so viele Bereiche, in denen sich auch die Männer hätten erheben können. Bereiche, in denen sie schon früh aus ihren Wunschberufen gemobbt werden - oder schon am Anfang zur Ausbildung dahin. Oder was glaubt ihr, warum es so wenige Erzieher, Grundschullehrer, Zahnarzt- oder Arzthelfer gibt? Habt ihr schon eine Männerinitiative gehört, die laut nach einer männlichen Bezeichung für "Hebamme" schreit? Oder sich darüber beschwert, dass auf dem Spielstraßen-Schild ein Vater mit seinem Sohn Fußball spielt und nicht mit seiner Tochter Puppen? Oder lange Diskussionen über die Ungerechtigkeit von Frauenparkplätzen führt, weil es schließlich auch schwache Männer gibt, die überfallen werden könnten? Oder eine Emanze, die sich zu Zeiten der Wehrpflicht über die Ungerechtigkeit dessen echauffiert hätte, dass den Männern ein ganzes Jahr gestohlen wird, während ihre weiblichen Mitschüler schon studieren oder in Ausbildungen sein dürfen?

Ich könnte noch stundenlang diese Art der Unlogik erläutern, aber dies ist nicht der richtige Ort dafür. Ich als Mutter und Frau möchte einfach nur sagen, dass Frauen keine Männer sind. Und Männer keine Frauen. Aber was zur Hölle ist schlimm daran? Das ist, was ich nicht begreife. Warum kann man nicht versuchen, zusammen das Beste aus allen Eigenschaften zu machen, die die Natur beiden Seiten geschenkt hat. ZUSAMMEN und nicht gegeneinander. Als Männer und Frauen, als Väter und Mütter. Und sich nicht immer die Rosinen rauspicken wollen, aber den Rest liegenlassen. Das gilt für beide Seiten.

Ich für meinen Teil sehe nicht, was schlimm daran ist, wenn die Prinzessin auf die Erlösung durch ihren Prinzen wartet - und dann glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende mit ihm zusammen ist. Das ist, was ich meinen Töchtern gerne mal vorlese. In ihrem rosa Kinderzimmer mit den Prinzessinnen von Disney an den Wänden und den Barbies in der Ecke. Und wenn sie dann in ein paar Jahren Hebamme werden möchten, finde ich das toll. Und wenn sie Elektronik studieren möchten, auch. So what? Werdet lockerer da draußen und richtet eure Superwoman-Kräfte auf die wichtigen Dinge im Leben, die da im Argen liegen und verschwendet sie nicht für Kämpfe, die nur aus Prinzip ausgefochten werden wollen. Und denkt an die tausenden Frauen, die während der WM die Fußballspieler nur auf ihre Körper reduzieren oder sich die Finger im Kino danach lecken, wenn junge Schauspieler ihr Shirt ausziehen - und lächelt darüber, was von Männern gehalten wird, die sich gleiches laut trauen würden im umgekehrten Fall. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und jetzt muss ich meine Nägel lackieren. Ihr entschuldigt mich.