Montag, 27. Januar 2014

Hilfe, Zweitkind?!

Da ich in letzter Zeit immer mehr hilfesuchende Blicke von (vielleicht) werdenden Zweitmüttern zugeworfen bekomme, dachte ich, ich schreibe einfach hier eine Zusammenfassung meiner Antworten für alle:

Da hat man also die erste Schwangerschaft, die erste Geburt und die ersten Wochen, Monate und vielleicht Jahre mit dem Erstkind hinter sich gebracht, da werden schon die ersten Hormone in Mutter (und auch Vater) wieder lauter, die Gedanken wie "Geschwisterchen" und "Hach, was wäre das schön, wenn..." in die elterlichen Köpfe pflanzen. Doch dann sieht man das Erstkind, wie es spielt, schläft, lacht und die ganze Liebe und Aufmerksamkeit von Mama und Papa, von Omas und Opas, Onkels und Tanten genießt. Und dann melden sich auch die ersten Zweifel und Fragen an, mit denen fast alle Eltern zu kämpfen haben.
Hier ein paar der typischen Ängste und seltsamen Ideen zum Thema Zweitkind:

1) Was, wenn ich das zweite Kind nicht so lieben kann wie das erste?
2) Was, wenn ich das zweite Kind mehr liebe als das erste?
3) Was, wenn das erste Kind schwer darunter leidet, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen?
4) Was, wenn das zweite Kind schwer darunter leidet, nicht so im Mittelpunkt stehen zu können?
5) Was, wenn ich es mit zwei Kindern nicht schaffen kann?
6) Was, wenn das zweite Kind krank ist?

Ich versuche einfach mal, alle Fragen aus meiner Sicht zu beantworten. Und vorweg: Ja, ich habe sie mir alle auch gestellt.

Sobald einem die Hebamme das Zweitkind auf den Arm gegeben hat, wird man es wunderschön und einzigartig und unfassbar liebenswert finden. Bei mir waren in diesem Moment alle Zweifel und Ängste weggespült und ich fühlte mich wie damals, als ich die Maus im Kreisssaal zum ersten Mal in den Armen hielt. Es war MEIN Baby, nicht mehr und nicht weniger. Eltern, vor allem Mütter, neigen dazu, sich in den Irrglauben um Ungerechtigkeiten und Unausgewogenheiten in der Gefühlswelt mit ihren Kindern zu verrennen. Man ängstelt wegen "Lieblingskindern" oder "Bevorzugungen", die man selten oder vielleicht gar nicht bemerkt. Und hier muss ich sagen, ja, doch, das ist so. Meiner Meinung nach hat man Lieblingskinder und es wird auch klare und deutliche Bevorzugungen geben. ABER das wechselt! Ich finde es etwas unehrlich, wenn man als Mutter immer davon sprechen muss, dass man alle Kinder gleich liebt. Denn ehrlich gesagt finde ich das ungerecht. Ich liebe nicht beide Kinder gleich. Ich liebe jedes auf seine ganz eigene Art und Weise. Und manchmal ist die Maus mein Lieblingskind - und dann wieder das Mäuschen. Das würde ich natürlich nicht laut sagen, aber dennoch ist es so. Jedes Kind hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen, seine Vorlieben und Abneigungen, seine Pros und Contras. So wie jeder Mensch auf dieser Welt. Und genau deshalb kann man nicht alle gleich lieben - was aber nichts mit "mehr" oder "weniger" lieben zu tun hat.

Als ich in den letzten Wochen der Zweitschwangerschaft mit der Maus unterwegs war und mit ihr noch einmal all die letzten Dinge machte, die in meiner Vorstellung nie mehr so sein würden wie jetzt, wurde ich immer verdammt traurig und sentimental, wenn ich sie beim Spielen beobachtete. Sie war 3 1/2 Jahre alt und mein kleines Babychen, mein Herz und mein Leben. Es gab nur sie und uns. 3 1/2 Jahre lang drehte sich unsere Welt um dieses Mädchen. Und bald, das wusste ich, würde ich nicht mehr so viel Zeit und Aufmerksamkeit für sie haben können. Und ich hatte eine Riesenangst davor, dass sie das deutlich spüren und darunter leiden würde. Ich kann nicht für andere Eltern von Geschwisterkindern sprechen (und ich selbst war 14 Jahre alt, als meine Brüder zur Welt kamen), aber ich für meinen Teil hatte mir all diese Gedanken umsonst gemacht. Klar stand sie nicht mehr im Mittelpunkt, aber ab dem Moment, wo wir mit dem Mäuschen aus dem Krankenhaus kamen, liebte sie ihre kleine Schwester - und wenige Monate später konnte sie gar nicht glauben, dass das Mäuschen einmal nicht bei uns gewesen sein sollte. Sicher gibt es Eifersüchteleien und Neid. Wäre dem nicht so, würde ich mir ernsthafte Gedanken machen. Aber alles in allem ist es doch so: Für beide Kinder ist das eine Win-Win-Situation. Die Große HATTE immerhin 3 1/2 Jahre ganz alleine mit uns, die die Kleine niemals haben wird - und umgekehrt genießt die Kleine von Beginn an den Luxus einer großen Schwester, von der sie geliebt wird und die ihr alles zeigen kann, was man als kleines Grummelmädchen so wissen muss. Und heute, nach 17 Monaten Mäuschen-Leben spielen die beiden miteinander, ärgern sich, toben gemeinsam durch die Wohnung und auf unseren Nerven herum - und ich weiß, dass es die absolut richtige Entscheidung war.

Natürlich wird alles anders mit einem zweiten Kind. Der ganze Alltag, den man sich als Ein-Kind-Eltern so schön zusammengeschustert hat im Laufe der Monate, wird von Grund auf durcheinander geworfen und umgekrempelt. Alles dauert länger, ist komplizierter und muss neu überdacht werden. Als das Mäuschen die ersten Tage in unserem Leben war, saß ich abends weinend auf dem Bett, weil ich - hormongebeutelt vom Wochenbett-Blues - mir sicher war, dass ich das NIE NIE NIE auf die Reihe kriegen und nichts mehr je gut werden würde. Ich würde NIE mehr die Maus kuschelnd und vorlesend ins Bett bringen können, weil das neue Baby im Wohnzimmer aus Leibeskräften schrie und diese Schreie in mir Übelkeit verursachten und meine Nerven zerstörten. Wir würden NIE mehr in Ruhe gemeinsam zu Abend essen können, NIE mehr mit der Maus spielen, NIE mehr zusammen einkaufen gehen können. Es würde sich NIE ein Alltag einstellen. Dessen war ich mir, heulend, sicher. Während ich diese Worte hier schreibe, muss ich lachen. Denn dieses NIE, das bin ich. Ich neige zu Übertreibungen und Panikvorstellungen von allem und jedem. Und dieses NIE begleitet mich mein Mutterleben lang. Und es ist UNSINN! Ein paar wenige Wochen später war alles normal. Ich brachte die Maus kuschelnd und vorlesend ins Bett, während der Mann im Wohnzimmer das Mäuschen bespaßte und nachdem wir in aller Ruhe gemeinsam zu Abend gegessen hatten. Und unglaublicherweise konnten wir auch ein paar Tage nach meinen Horrorgedanken gemeinsam einkaufen und mit der Maus spielen gehen. Es ist lauter geworden, chaotischer, unaufgeräumter, enger - aber selbst ich habe es geschafft, nicht komplett überfordert durchzudrehen. Und wenn ich das schaffe, dann schafft es jeder, der auch nur einen Gedanken an ein zweites Kind denken kann.

Und dann wäre da noch die Angst um ein krankes Kind. An dieser Stelle kann ich leider nicht weiterhelfen. Ich bin unendlich dankbar für meine beiden gesunden Kinder, aber ich kann die Ängste und Fragen komplett nachvollziehen. Auch wir haben diese Gedanken durchgespielt. Denn all die Fragen, die man sich sowieso schon stellt, werden wirklich ad absurdum geführt, wenn man diese Überlegungen und Szenarien weiterspinnt. Aber ich denke und hoffe und glaube fest daran, dass auch dieser Fall, sollte er eintreten, gut gemeistert werden kann. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann dass bei Familie und Kindern die Theorie meist viel erschreckender und unüberwindbarer erscheint, als es die Praxis hinterher tatsächlich ist.

Ich wünsche an dieser Stelle allen werdenden Zweitmamas eine tolle Schwangerschaft mit wenig trüben Gedanken und Ängsten und - allen noch grübelnden Eltern rate ich, einfach an all die Sorgen und Überlegungen zu denken, die man sich schon vor dem ersten Kind gemacht hat. Und dann erinnern wir uns doch alle wieder daran, schmunzeln und fassen all das mit den passenden Worten von Wilhelm Busch zusammen:

Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt!

Mittwoch, 22. Januar 2014

Gastgrummler (1): Herzmutter

Schon länger denke ich darüber nach, eine Gastblogger-Serie hier zu starten, da ich in den letzten Wochen und Monaten wirklich so viele tolle BloggerInnen kennenlernen durfte. Die Ehre der ersten Gastgrummlerin gebührt der lieben Janina mit ihrem Blog Herzmutter: Sie ist ehrlich, offen, beschönigt nichts und bringt die Dinge einfach auf den Punkt. Ich würde sagen, kaum ein Blog passt so gut zu mir, meinem Blog und meinen drei Hs (Herz, Hirn, Humor) wie dieser. Und ihr Beitrag bringt genau das bestens zum Ausdruck, vielen Dank! - Falls einer oder eine von euch auch Lust hat, einen Beitrag hier zu schreiben, der möge mich via Twitter, Facebook oder Email einfach anhauen! Danke ;)

Hier ist er also, der erste Gastbeitrag von Janina:

Ode an die Grummelmama


Liebe Grummelmama – oder sollte ich schreiben: mein zukünftiges Ich? Zwar kenne ich dich nicht persönlich, aber ich lese schon lange bei dir mit und wollte mich bei dir bedanken – nicht nur dafür, den ersten Gastartikel schreiben zu dürfen, sondern auch, weil du mir einen Blick in die Zukunft schenkst.

Natürlich weiß ich nicht, ob und wann ich das zweite Kind bekommen werde (nicht, dass es gerade danach aussieht, drei rote Kreuze im Kalender) aber du hast es ja nun schon seit vier Jahren gewuppt bekommen, Mama zu sein und gleichzeitig deine einzigartige Grummeligkeit zu bewahren 
– und das ist meiner Meinung nach eine absolut bewundernswerte Eigenschaft!

Mama werden, gleichgeschaltet sein?


Ja da haben wir es wieder, das alte Leid. Man wird Mama und damit stürzen nicht nur Myriaden von Hormonen auf einen ein, sondern auch gesellschaftliche Erwartungen und Anforderungen. Jeder erwartet etwas von einem, nicht zuletzt sondern mit großem Nachdruck die Familie. Jetzt gehört man „dazu“ zu den Erwachsenen, egal wie alt und beruflich erfahren man vorher war, man hatte trotzdem noch irgendwie den Kinderstatus. 
Irgendwie kotzt mich das an – klar, es ist echt ne Leistung, die Schwangerschaft zu überstehen (und dabei nicht zu den nervtötenden „Mir fällt alles ach so leicht und Schwangerschaft ist keine Krankheit – Tussen“ zu gehören) und das Kind auf die Welt zu bringen (wem sag ich das), aber die eigentliche Arbeit fängt doch dann erst an... als ob das die wahre Schwelle ins Reich der ultimativen Langeweile und des Erwachsenendaseins wäre. Als ob man da nicht auch so hingekommen sein könnte.

How to stay Grummelmama


Ich muss gestehen, ich habe bestimmt fast ein Jahr gebraucht, um wieder sagen zu können, ich fühle mich wie ich selbst. Aber damit ist es ja noch lange nicht überstanden – man muss den Spagat schaffen zwischen Vorbild und Erzieherin (och nöö!) und irgendwo noch die ursprüngliche Persönlichkeit bewahren. 
Ich hoffe du beschimpfst mich jetzt nicht als Jammerfrau! Dann bin ich eben eine. Nä nä nänä nä! Du jedenfalls machst mir Mut und das nicht nur aufgrund deiner Grummeligkeit – dass man auch nach einigen Jahren im Mamabusiness noch man selbst sein kann und sich nicht den Konventionen der Gesellschaft oder des Mama Blogoversums beugen muss, um Erfolg zu haben. 

Seien wir erfrischend anders und machen es einfach so, wie wir es schon immer gemacht haben: the grummel way of life!

Liebste Grüße, deine Janina

Sonntag, 19. Januar 2014

Schreibende Jammerfrauen und andere Berufungen

Vor ein paar Tagen stieß mich der Mann auf den Artikel "Schreiben und Kinder sind unvereinbar" von Julia Franck in der Welt. Jetzt, wo ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht habe, wollte ich doch noch ein paar Worte zu diesem Thema loswerden, denn in den letzten Wochen wird ja eine regelrechte Unvereinbarkeits-Debatte von Müttern und Frauen geführt, die teilweise nachvollziehbar ist, teilweise aber auch sehr auf ein Niveau abrutscht, welches den berüchtigten Jammerfrauen-Artikel in der FAZ herausforderte.

Schreiben und Kinder sollen also unvereinbar sein. "Richtige" Schriftsteller brauchen Ruhe, Abgeschiedenheit und Einsamkeit, um ihre Werke zu Papier zu bringen, Gedanken zu formen und die Kreativität fließen zu lassen und können keine Kinder, Sorgen und Krankheiten in ihrem Schaffensprozess gebrauchen. So zumindest kommt es vielen Autoren vor, die keine oder NOCH keine Kinder haben. Scheinbar soll die Elternschaft sogar eine Art Todesurteil für junge Schriftsteller sein, was nun doch überdramatisch dargestellt scheint, sogar für mich, die eine wahre Drama-Ader in sich hat.
Was mich jetzt an dieser Debatte nun doch etwas stutzig gemacht hat, ist die Tatsache, dass der Prozess des Schreibens dabei so vereinheitlicht und pragmatisiert wird. Gibt es nicht ebenso viele unterschiedliche Arten des Schreibens wie es verschiedene Schriftsteller, Texter, Journalisten, Dichter, Drehbuch- oder Theaterstück-Autoren oder Blogger gibt? Wie kann man das Schreiben per se gerade als Schriftstellerin oder Schriftsteller so starr und als gegeben definieren?

Jeder Mensch, der es sich zum Hobby oder Beruf gemacht hat, Buchstaben zu Worten, Sätzen und Texten zusammenzufügen, arbeitet doch auf seine ganz eigene Art mit seinen Werkzeugen. Die einen schreiben am Stück ganze Kapitel, die anderen jeden Tag ein paar wenige Seiten. Manche brauchen keine Entwürfe und kommen nach einer Stunde mit den besten Texten daher, andere müssen erst lange an Konzepten und Theorien arbeiten, bis sie ihr Gerüst gedanklich so weit erbaut haben, dass sie loslegen können. Die einen arbeiten am liebsten in der Nacht, die anderen können nur am frühen Morgen kreativ sein. Und selbst diese unterschiedlichen Arten des Schreib-Prozesses können fließend ineinander übergehen und/oder sich im Laufe des Schreiber-Lebens gewaltig ändern. Man wird älter, die Umstände und die Interessen entwickeln und verschieben sich - das Schreiben reift wie ein guter Käse oder Wein mit all seinen Nuancen und Noten. Soweit, so gut. Ein Schriftsteller, der plötzlich nicht nur seine Arbeit hat, sondern Vater oder Mutter wurde, muss lernen, seinen Prozess wieder neu zu überdenken. Man kann nicht mehr dann schreiben, wann es einen überkommt, man muss Planungen machen, Zeitfenster nutzen, die einem vom Alltag angeboten werden, es müssen neue Wege des kreativen Prozesses beschritten und erkundet werden.

ABER: Was genau hat das jetzt nur mit der Schriftstellerei zu tun? Es ist richtig, ich kann heute nicht mehr dann schreiben, wann ich Lust dazu habe. Ich muss das Schreiben weniger als kreative Marotte und mehr als Beruf sehen, der in mehr oder weniger geregelten Bahnen zu verlaufen hat. Aber geht das jetzt nur uns Buchstaben-Artisten so, oder stehen nicht alle arbeitenden Eltern genau vor diesem "Problem", wenn man es jetzt zu einem machen möchte? Wer Kinder hat, der kann nicht mehr alles zu jeder Zeit tun. Das ist wahr. Aber wer Kinder hat, der hat doch nicht automatisch sein Recht auf Eigenes verwirkt! Kinder schlafen, sind in Kindergärten, Kitas, sie spielen, sind bei Freunden, Verwandten, gehen irgendwann wieder eigene Wege - und in all dieser gar nicht so schrecklich kurzen Zeit muss Mann oder Frau eben den Beruf oder die Berufung unterbringen.

Und nochmal aufs Schreiben gemünzt: Meine erste veröffentliche Kurzgeschichte war eine Geschichte für Kinder, die ich SO ohne meine beiden Töchter vielleicht nie geschrieben hätte. Meine Gedanken- und Ideenwelt, mein Horizont und meine Sichtweise auf und um Dinge veränderten sich gewaltig durch ihre Geburt. ICH veränderte mich. Und mit mir mein Schreiben. Und ich kann und will nicht sehen, wie man zwei der existentiellsten Dinge in meinem Leben einfach so schnöde als "unvereinbar" titulieren kann. Da stampfe ich mit dem Fuß auf und verschränke die Arme, um laut "NÖ!" zu sagen. Frauen und Männer, Väter und Mütter: Ihr seid nicht "nur", sondern "auch". Verhaltet euch dementsprechend, holt eure Köpfe wieder aus dem Sand und macht verdammt nochmal einfach das, was ihr machen wollt. Ihr könnt das nämlich. Nicht nur TROTZ, sondern vor allem MIT Kindern - nur hat nie jemand behauptet, das dies ein Spaziergang würde.

Blogparade: Heiteres Beruferaten - 7 mögliche Traumjobs meines Kindes

In den letzten Wochen bekomme ich ständig Blogstöckchen, Einladungen zu Blogparaden oder Tagging-Fragen zugeschickt. Ich freue mich auch immer wie ein Schnitzel, aber ich schaffe das alles einfach nicht! Für zwei Paraden habe ich mich aber nun doch entschieden - und die erste Runde startet heute hier. Eingeladen hat mich die Bloggerin mit dem wunderschönen Namen Dajana (ich muss es immer wieder erwähnen) vom Mit Kinderaugen Blog - und die Parade-Starterin ist Wiebke mit ihrem Blog Verflixter Alltag. Dann mal los!

Die Maus wird ja demnächst schon stolze 5 Jahre alt und da ist die Berufswahl ja schon in greifbare Nähe gerückt. Immerhin muss die heutige Jugend schon recht früh entscheiden, was sie werden wird, damit sie mit Beginn ihrer Volljährigkeit schon ein paar Jahre Berufserfahrung auf dem jungen Buckel vorweisen kann ;) Das Mäuschen hat noch ein bisschen länger Zeit, daher gehe ich hier mal nur auf die Erstgeborene ein.

Wedding- oder Partyplanner:
Die liebste Beschäftigung derzeit ist es, ihr Kinderzimmer mit allem Schnickschnack und Gedöns, das sie finden kann, für eine Party zu dekorieren, die dann auch bitte mit dem nötigen Enthusiasmus stattfinden muss. Der Mann ist ihr liebster Handlanger bei diesen Vorbereitungen und könnte gerne mitgebucht werden. Fast täglich werden Nicht-Geburtstage und ähnliche Imaginations-Partys abgehalten und wer nicht spurt und sich standesgemäß amüsiert - wird nächstes Mal trotzdem wieder eingeladen.

Fließband-Picasso:
Wie alle Kinder in ihrem Alter schafft es die Maus auch, täglich eine wahre Flut an "Extra für dich!"-Gemälden zu fabrizieren. Und ehrlich gesagt wird es langsam etwas schwer, die nötige Begeisterung dafür aufzubringen. Könnte man damit ein Geschäft eröffnen, würde es jedoch niemals an Nachschub fehlen - und ich würde nicht mehr in den Papier-Fluten ertrinken!

Schauspielerin im Drama-Bereich:
Die Maus hat die unnachahmliche Gabe der puren Übertreibungskunst mit in die Wiege gelegt bekommen. Nicht einmal geschulte Fachohren können den echten Schmerz vom dramatischen Übertreibungsgeschrei unterscheiden. Der Oscar für die überzeugendste Darstellung eines schlimmen Tier-Angriffs ging also im vergangenen Sommer an die Maus für ihre Rolle in "Angriff der Killer-Käfer". Nicht gesehen?

Maus (schrill schreiend und heulend im Garten am Tisch): Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah, es tut sooooooooo weeeeeeeeeeeeeeeeeeeh, macht ihn weeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeg!!!!!!!
Co-Star: Ein Marienkäfer, der auf ihrem Bein saß.

August im Zirkus:
Es gibt kaum jemanden, der so gezielt immer in Fettnäpfchen auf metaphorischer und nichtmetaphorischer Ebene tritt, wie mein Kind. In meinem Heimatbundesland, dem Saarland, würde man sie liebevoll als "arisch dabbisch" bezeichnen. Sie stolpert und plumpst und läuft wogegen, wirft um, räumt ab und zieht Unfälle direkt magisch an. In einer Manege und mit lustigen Clowns-Schlappen und Spritzblumenhut würde sie der Star des Abends sein! (Ich weiß, das war jetzt etwas gemein, aber jeder, der sie kennt und erlebt, muss mir zustimmen.)

Psychotherapeutin:
Schon sehr früh entwickelte die Maus eine wirklich erstaunliche Empathiefähigkeit ihren Mitmenschen gegenüber und tröstet, ermuntert und heitert auf, wo Not am Mann ist. Sie findet immer die richtigen Worte und weiß ganz genau, wer sie wo am nötigsten braucht, sei es zu Hause oder im Kindergarten. Sie würde eine wirklich gute und liebevolle Therapeutin abgeben, wenn sie sich diese großartige Eigenschaft erhalten kann.

Sängerin:
Klar, das ist, wie das Malen, eine Sache, die jedes Kind in diesem Alter prima drauf hat. Die Maus auch. Sie singt mit ernster Miene und vollster Inbrunst Lieder in jeder Sprache und Tonlage, was kombiniert mit ihrer Drama-Ausbildung ein Schmaus für Ohren UND Augen bietet. Ich bin mir allderings nicht sicher, auf welcher Stufe ihre Darbietung auf der bohlenschen Bewertungsskala stehen würde - aber wen interessiert schon dessen Meinung?

Märchen-Tante:
Seit Winzlingstagen liebt die Maus Bücher. Sie liebt Geschichten über alles und will ständig vorgelesen bekommen, "liest" ihrer kleinen Schwester selbst vor oder hört Hörspiele auf ihrem rosa Barbie-CD-Player. Sie beschwert sich schon immer, dass sie endlich in die Grundschule möchte, um selbst endlich lesen zu können - und zu Hause und im Kindergarten diktiert sie liebend gerne eigene Geschichten, die auch wirklich Potential haben. Wenn sie nicht eine Schreiberina wie ihre Mutter wird, wird sie mindestens eine Märchen-Tante, die geschichtenbegeisterten Kindern in Büchereien aufregende Abenteuergeschichten vorträgt.

So, dies und mehr könnte ich mir für die Maus vorstellen. Ich bete und hoffe, dass sie mir diese Einschätzungen verzeihen wird, sollte sie eines Tages lesen können und auf diese Seiten hier stoßen.
Taggen möchte ich niemanden, aber jeder, der das hier liest, noch nicht mitparadet hat und sich berufen fühlt, der möge es mir nachtun! Vielen Dank :)


Freitag, 10. Januar 2014

Gender oder Gensie?

Schon ziemlich lange beobachte ich (Tochter einer alleinerziehenden und voll arbeitenden Mutter) die ganzen Genderdiskussionen, die sich scheinbar um alles drehen, was nicht schnell genug auf dem (oder der) Baum (oder Bäumin) ist. Um es gleich am Anfang klarzustellen: Ich bin keine Feministin. Ich bin keine Emanze. Wer jetzt hier schon augenrollend schnaubt, der sollte am besten gar nicht weiterlesen, um sich viel Ärger und Aufregung zu ersparen. Allen anderen möchte ich gerne meine Sicht der Dinge weiter erläutern.

Frauen wollen Soldatinnen werden, Manager, hohe Tiere bei Polizei und Staat. Frauen wollen alles dürfen, was Männer auch dürfen. Aus Prinzip. Und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Frauen wollen für gleiche Arbeit gleiches Geld. Absolut nachvollziehbar. Frauen wollen Jobs, OBWOHL sie Kinder haben (oder wollen). Auf jeden Fall! Frauen wollen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung - und bis hierher gehe ich mit allen Frauen mit, ohne wenn und aber. Ich ja. Doch die meisten Frauen können nicht ohne wenn und aber. Sie wollen Extrawürste. Sie müssen nicht die gleichen Sporttestanforderungen bestehen bei Polizei oder Bundeswehr. Sie müssen nicht die gleichen Frisuren oder das gleiche Gepäck tragen. Nur mal als kleine Beispiele. Warum ist das so? Weil sie keine Männer sind.

Diesen letzten Satz lasse ich einfach mal so stehen und greife ihn gleich wieder auf, nachdem ich noch ein paar Worte zur Frauenquote verloren habe. Möchte ich einen Job bekommen, nur weil ich eine Frau bin und damit eine Quote für ein Unternehmen erfülle, das sonst in Teufels sehr heiße Politküche gerät? Nein. Ich möchte einen Job bekommen, weil ich am besten dafür geeignet bin. Das wäre für MICH Gleichberechtigung. Diese Gleichstellung von Menschen - nicht die von Männern und Frauen - wäre das, was ich für eine Gesellschaft wie unsere anstreben würde. Aber nicht auf Biegen und Brechen. Und hier kommen wir wieder zu dem Satz zurück, den ich vorhin einfach mal so stehen ließ: Weil sie keine Männer sind. Weil Frauen Frauen sind, können sie Kinder bekommen. Sie bluten einmal im Monat. Sie sind oft körperlich unterlegen. Das sind Fakten, die für MICH keine Frau Schwarzer der Welt wegdiskutieren kann. Ob sie nun tatsächlich Kinder bekommen wollen, während ihrer Periode NICHT weniger (körperlich) leistungsfähig sind als zu anderen Zeiten im Monat oder ob sie es schaffen, schneller, höher und weiter zu laufen oder zu springen als Männer, das steht nicht mehr auf dem Faktenblatt.

Ich selbst habe mich für die klassische Rolle der Mutter zweier Töchter entschieden, die aufgrund von schwierigen Betreuungsverhältnissen in Krankheitsfällen der Kinder eine selbstständige Home-Office-Lösung anstrebt, während der Mann die Brötchen außer Haus verdient. Ich mache den Haushalt, gehe einkaufen, schwatze mit Nachbarinnen am Gartenzaun, koche (meistens) das Essen und tue sonst das, was eine Frau in feministischen Albträumen so tut. Der Mann kümmert sich um das Auto, dübelt Dinge an Wände, repariert, baut auf und tut sonst das, was ein Mann so tut. ABER - und nun wird es spannend: Er spielt auch mit seinen Töchtern, kümmert sich um die Wäsche, bügelt, übernimmt oft das Essen und andere Dinge im Haushalt und kann mit unserer Nähmaschine umgehen (im Gegensatz zu mir). Hier tut jeder das, was gerade getan werden muss. Im Kleinen funktioniert das prima.

Im Großen scheint das unmöglich zu sein. Im Großen müssen Debatten um Straßenschilder geführt werden, auf denen die Piktogramme nicht genderneutral sind. Im Großen müssen Bücher durchgehetzt werden, weil die Kinder mit fiesen Rollenklischees wie "Die Prinzessin wartet auf die Erlösung durch ihren Prinzen" verdorben werden. Im Großen wird gegen spärlich bekleidete Frauen auf Plakaten gewettert, weil sie unseren jungen Frauen falsche Signale für ihre Zukunft aussenden. Im Großen wird der Studentenausweis in "Studierendenausweis" umbenannt, um... Ja, um was eigentlich? Um die Millionen von Studentinnen zu beruhigen, die jeden Tag weinend aufstehen, weil sie sich plötzlich mit dem Wort "Student" nicht mehr identifizieren können? Irgendwie weiß ich gar nicht mehr, um was genau es hier eigentlich geht. Im Großen.
Ich habe nur das Gefühl, dass die FeministINNEN und ihre AnhängerINNEN gar keine Gleichberechtigung wollen. Sie wollen keine Genderneutralität. Sie wollen das, was sie so sehr anprangern, einfach umdrehen. Sie wollen MEHR als das, was sie den Männern zusprechen. Sie wollen alle Rechte, aber nicht alle Pflichten. Sie wollten zur Bundeswehr DÜRFEN, aber nicht MÜSSEN. Und das Beispiel ist für mich klassisch.

Aber wohin soll das führen? Dabei gibt es schon so lange so viele Bereiche, in denen sich auch die Männer hätten erheben können. Bereiche, in denen sie schon früh aus ihren Wunschberufen gemobbt werden - oder schon am Anfang zur Ausbildung dahin. Oder was glaubt ihr, warum es so wenige Erzieher, Grundschullehrer, Zahnarzt- oder Arzthelfer gibt? Habt ihr schon eine Männerinitiative gehört, die laut nach einer männlichen Bezeichung für "Hebamme" schreit? Oder sich darüber beschwert, dass auf dem Spielstraßen-Schild ein Vater mit seinem Sohn Fußball spielt und nicht mit seiner Tochter Puppen? Oder lange Diskussionen über die Ungerechtigkeit von Frauenparkplätzen führt, weil es schließlich auch schwache Männer gibt, die überfallen werden könnten? Oder eine Emanze, die sich zu Zeiten der Wehrpflicht über die Ungerechtigkeit dessen echauffiert hätte, dass den Männern ein ganzes Jahr gestohlen wird, während ihre weiblichen Mitschüler schon studieren oder in Ausbildungen sein dürfen?

Ich könnte noch stundenlang diese Art der Unlogik erläutern, aber dies ist nicht der richtige Ort dafür. Ich als Mutter und Frau möchte einfach nur sagen, dass Frauen keine Männer sind. Und Männer keine Frauen. Aber was zur Hölle ist schlimm daran? Das ist, was ich nicht begreife. Warum kann man nicht versuchen, zusammen das Beste aus allen Eigenschaften zu machen, die die Natur beiden Seiten geschenkt hat. ZUSAMMEN und nicht gegeneinander. Als Männer und Frauen, als Väter und Mütter. Und sich nicht immer die Rosinen rauspicken wollen, aber den Rest liegenlassen. Das gilt für beide Seiten.

Ich für meinen Teil sehe nicht, was schlimm daran ist, wenn die Prinzessin auf die Erlösung durch ihren Prinzen wartet - und dann glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende mit ihm zusammen ist. Das ist, was ich meinen Töchtern gerne mal vorlese. In ihrem rosa Kinderzimmer mit den Prinzessinnen von Disney an den Wänden und den Barbies in der Ecke. Und wenn sie dann in ein paar Jahren Hebamme werden möchten, finde ich das toll. Und wenn sie Elektronik studieren möchten, auch. So what? Werdet lockerer da draußen und richtet eure Superwoman-Kräfte auf die wichtigen Dinge im Leben, die da im Argen liegen und verschwendet sie nicht für Kämpfe, die nur aus Prinzip ausgefochten werden wollen. Und denkt an die tausenden Frauen, die während der WM die Fußballspieler nur auf ihre Körper reduzieren oder sich die Finger im Kino danach lecken, wenn junge Schauspieler ihr Shirt ausziehen - und lächelt darüber, was von Männern gehalten wird, die sich gleiches laut trauen würden im umgekehrten Fall. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und jetzt muss ich meine Nägel lackieren. Ihr entschuldigt mich.


Samstag, 4. Januar 2014

Fadensuche

2014... Irgendwie passt diese Bezeichung dem Jahr noch nicht. Geht es euch auch so, dass man erst einige Wochen braucht, bis man den neuen Jahresnamen verinnerlicht hat? Bisher klingt "2014" noch so futuristisch für mich, so nach Zukunftsvisonen und schwebenden Autos oder spacigen Flugobjekten... Der vierte Januar ist heute. Und das Wetter ist grau und regnerisch, viel zu warm und bisher war der Winter hier total schneelos, bis auf einen einzigen Tag, der etwas gepudert startete. Mich stört es nicht, die Tage werden langsam wieder länger und wir steuern (optimistisch gedacht) auf den Frühling zu.

Aber eine Sache kommt mir doch ewig vor. Die Zeit, in der Maus und Mäuschen nun schon zu Hause sind. Ohne Kindergarten, ohne Kita. Sind es Wochen? Monate? Gar ein Jahr schon? Immerhin gingen sie zuletzt 2013 morgens beide aus dem Haus. 2 Wochen Ferien plus vorherige Krankheits-Zuhausebleiberei von immer mindestens einem Kind. Langsam geht es an die Substanz und ich bin mehr als nur froh, dass der Mann so eine Geduld hat. Mit den Kindern UND mir.

Noch 3 Mal schlafen, dann ist endlich Öffnungstag! Wie ein kleines Kind freue ich mich darauf! (Darf man den Vergleich hier überhaut anführen?) Kein pupstillionstes Mal dieselben Hörspiele anhören, kein Playmobil, kein Lego, kein Mandalamaniamalmarathon mehr! Kein permanentes "Mama, das Mäuschen hat...", kein "Mamaaaaaaaaaa, Mäuschen soll....", kein "Boaaaaaaaaaaa, Mäuschen! Mamaaaaaaaaaaa!". Keine gelangweilte fast 5jährige mehr, die nach rund um die Uhr bespielt werden nicht mehr weiß, was sie mit sich selbst anfangen soll. Kein renitentes Trotzphasen-Mäuschen mehr, das scheinbar nichts anderes mehr machen möchte, als Dinge, die es nicht darf. So gar nicht darf. Nie. Kein Zeit totschlagen bis Abendessen mehr, das schon vormittags anfängt. Kein Bilderbuchbilderbenennen mehr auf dem Teppich im Wohnzimmer, auf dem mit Sicherheit eine Grummelmama-Hintern-Furche zu sehen sein wird, wenn die Woche zu Ende geht.

Es wird still sein. Nur ich, mein Kaffee und mein PC. Ich werde schreiben können, hoffentlich den ein oder anderen Euro verdienen dürfen - und nicht reden müssen.

Ich will nicht mehr reden. Kennt ihr das? Ich KANN meine Stimme nicht mehr hören, WILL sie nicht mehr hören. Will nicht mehr immer und immer wieder die gleichen Sätze raushauen müssen. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Heute weiß ich, warum meine Eltern immer diesen doofen "Am besten nehmen wir es auf Langspielplatte auf"-Spruch so oft anführten. Heute müsste man das natürlich auf CD brennen oder auf den MP3-Player kopieren, aber das Prinzip bleibt das gleiche. Ich habe mittlerweile sogar das Gefühl, dass mein Hirn nicht mehr richtig arbeitet, keine ordentlichen und sinnvollen Gedankenabfolgen mehr zusammenbringt. Daran wollte ich euch auch gleich mit diesem Post teilhaben lassen. Es ist kein roter Faden mehr möglich, "The roter Faden has left the Grummelbrain". Vastehta?

Genug des Ringens von Verzweiflung und Hoffnung. Denn ein Gutes hat die ganze Ferien-Sache ja auch: Die Bazillen und Viren blieben all die Tage und Wochen in ihren Brutstätten. Kein Husten, kein Schnupfen, kein Krabbelvieh auf Kinderköpfen. Ich kann sogar stolz und freudig vermelden, dass wir um unsere traditionelle vorweihnachtliche Magen-Darm-Grippe rumgeschippert sind! Und auch wenn ich weiß, dass Scharlach, Angina und Bronchitis es sich in den Puppenecken und Bauzimmern gemütlich gemacht haben und mit hibbeliger Vorfreude die Tage bis zur Öffnung zählen, es nicht erwarten können, sich endlich wieder mit den kindlichen, kleinen Immunsystemen anzulegen und in den meisten Fällen einen Sieg vermelden zu können, muss ich sagen: SO geht es ja auch nicht weiter. Denn so sehr ich meine Kinder auch liebe, umso mehr freue ich mich, wenn ich sie erst am Mittag wohlbespielt und ausgetobt aus ihren Kitas und Kigas abholen kann.
Oder um es mit Pink zu sagen:

GO AWAY,  GIVE ME A CHANCE TO MISS YOU!