Montag, 17. Februar 2014

Vom Dritten

Wie alle meine lieben Leserinnen und Leser ja wissen, habe ich zwei wunderbare Töchter, die ich über alles liebe. Wir verbringen wunderschöne Stunden miteinander, lesen, malen, backen, spielen, hören Musik und Hörspiele und haben uns alle schrecklich lieb. Ob ich verrückt geworden bin, fragt ihr euch? Jein. Warum ich das hier schreibe, fragt ihr euch? Wartet ab, kommt noch.

Vor fast 5 Jahren änderte sich mein Leben komplett, wurde auf den Kopf gestellt und durcheinandergewirbelt. Von der Maus. Die damals noch unser kleines Babychen war. Und uns zeigte, was es heißt, Eltern zu sein. 3 1/2 Jahre später warf das Mäuschen dann wieder alles durcheinander, was wir uns mit der Maus gerade aus dem Chaos heraus aufgebaut hatten. Seit fast 5 Jahren sind wir jetzt Eltern.
Und genau das ist der Grund, warum wir - vor allem ich - von einem Kind fast täglich sprechen:

Vom Dritten.

"Aha, sie will doch noch eins", werden jetzt einige denken und sich wundern, hatte ich dieses Thema doch schon vor einiger Zeit für erledigt befunden. Ich will es schnell erklären:
Wir sprechen fast täglich vom dritten Kind, so oft, dass es fast schon zur Familie gehört. Wir reden von ihm, wenn wir festellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren Kacka- und Pipiwindeln wechseln und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer es NICHT machen muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn wir feststellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren einen Kinderwagen vor uns herschieben und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer ihn NICHT schieben muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn die Maus in der Nacht anfängt zu weinen, weil sie einen schlechten Traum hatte, dabei das Mäuschen aufweckt und hier die nächtliche Hölle losbricht.
Dann heißt es "Und DU willst noch ein DRITTES Kind?!"
Wir reden von ihm, wenn man an einem regnerischen Wintertag versucht, mit der Maus ein Spiel zu spielen und gleichzeitig das Mäuschen vom Babyzillatum abhalten möchte und dann merkt, wie sinnlos das ist - und nun beide zusammen die Bude verwüsten.
Dann heißt es "Und DU willst ECHT noch ein DRITTES Kind?!?!"
Wir reden von ihm, wenn der Einkaufsausflug zu viert mal wieder dermaßen nervig und chaotisch abläuft, weil die Maus entweder UNTER dem Einkaufswagen liegen oder daran surfen will und das Mäuschen derweil statt brav zu sitzen lieber den Laden umräumt und wir so genervt sind, dass wir uns mal wieder schwören, das NIE wieder zu tun.
Dann heißt es "Und DU willst ALLEN ERNSTES noch ein DRITTES Kind?!?!?!"
Wir reden von ihm, wenn das eine Kind kaum wieder gesund ist, während das andere schon wieder krank wird und man aus Schnupfen-Husten-Heiserkeit an Magen-Darm auf Mandelentzündung kaum herauskommt und schon total unklar ist, wer hier eigentlich wen womit schon wieder angesteckt hat.
Dann heißt es "Und DU willst DA IM ERNST NOCH EIN DRITTES KIND?!?!?!?!?!"

Wenn es heißt, dass es dann heißt, dann heißt das, dass ICH das sage. Denn der Mann wollte ja gerne noch ein drittes Kind. EIN DRITTES! Doch mittlerweile ist es doch so, dass er diesen Gedanken vielleicht doch ein winziges bisschen mehr in sein virtuelles Eisfach gelegt hat und mit mir zusammen auf die Zeit wartet, wo hier weniger Chaos herrschen wird. Vielleicht.
Ich möchte nicht sagen, dass ein drittes Kind unmöglich ist. Dass es eine echt bescheuerte Idee wäre. Oder total unvorstellbar. Erschreckend. Nein. Das möchte ich nicht sagen. Aber ich möchte sagen, dass ein drittes Kind, die Vorstellung von ihm, für MICH unmöglich, echt bescheuert, total unvorstellbar und erschreckend ist. Ja, das ist so. Ich muss ganz deutlich sagen, ICH habe da keine Lust mehr drauf.

Ich habe keine Lust mehr auf stinkende Windeln und noch stinkendere Windeleimerfüllungen.
Ich habe keine Lust mehr auf Kinderwagenschieben und Kleinkinder-Hinterherrennereien.
Ich habe keine Lust mehr auf auf weinende Babys in der Nacht.
Ich habe keine Lust mehr auf Babyzillas, die normales Spielen unmöglich machen.
Ich habe keine Lust mehr auf schweißtreibende Einkaufstouren mit Kleinstkindern, die erkunden wollen.
Ich habe keine Lust mehr auf noch eine kleine Bazillenschleuder.
Ich habe keine Lust mehr darauf.
(Von einer dritten Schwangerschaft und deren Folgen mal ganz abgesehen)

Ich habe Lust auf zwei Töchter, mit denen mal in ein Restaurant gehen kann, die sich beide selbstständig anziehen können, mit denen man zusammen am Tisch sitzen und malen, basteln oder kneten kann, mit denen man in der Nacht normal kommunizieren kann, sollte etwas sein, die mir beim Einkaufen "helfen" statt es zu sabotieren, die mittags mal bei Freunden zum Spielen sind, denen man sagen kann "Heute passt XY auf euch auf, Mama und Papa gehen ins Kino".

Also: Verzeih mir, drittes Kind. Ich würde dich sicher lieben. Sehr sogar. Aber mit uns wird es leider nichts. Und sei mir auch nicht böse, wenn wir noch oft in solchen Momenten von dir sprechen und dir jegliche Hoffnung nehmen werden.

ICH jedenfalls ziehe meinen Hut vor allen Müttern, die mehr als zwei Kinder haben oder wollen. ICH würde das nicht schaffen, ohne den Rest meines Verstandes zu verlieren. Und der ist nur noch klitzeklein...

18 Kommentare :

  1. So isses! Amen! Over and out!

    Beim Gedanken an ein drittes Kind mache ich mir auch immer am meisten Sorgen um meinen Verstand. Und den vom Papa. Und den von den Kindern. Denn das würde uns allen gar nicht gut tun.

    Liebe Grüße,
    Marisa

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  2. Das unterschreibe ich. Nerven und Verstand reichen bei uns nicht. Aber trotzdem macht es mich jedesmal ein kleines bisschen traurig. Denn ich würde das dritte sehr lieben. SO doll.
    Und dann denke ich: Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, und dementsprechend irgendwie fitter und belastbarer und statistisch gesehen weiter weg von den Risiken, dann....
    Also, im Paralleluniversum vielleicht. Tja.

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  3. Ja, mich macht es manchmal auch traurig, weil ich so gerne noch ein Mädchen hätte. Wirklich von Herzen gerne. Ich habe mir immer eine Tochter gewünscht, aber ich bin mir sicher, dass das dritte auch ein Junge werden würde :) Und ich wäre auch gerne eine von diesen Müttern, die völlig locker und gelassen eine Horde Kinder wuppt. Aber die bin ich nicht. Leider... Buuuuh....

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    1. So geht es uns auch. Mit einem Sohn ;) Aber das dritte Kind würde ganz sicher ein Mädchen werden :D Und ich bin leider auch keine Wupp-Mutter... Weder mit Mädchen, noch mit Jungs...

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  4. Sooo schlimm ist Nummer drei nun auch nicht. ;) Obwohl ich ja den Luxus habe, das ich nicht weiß wie es mit "nur" 2 Kindern gewesen wäre. Einfach reingeschubbst worden in das Abenteuer "Großfamilie".

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    1. Nee, nee, Kat, Zwillingsmütter zählen nicht :-P An dieser Stelle stelle ich mir vor, dass ich nicht nur ein drittes Kind, sondern vielleicht sogar Zwillinge kriegen könnte!! Hilfe! Nein, alles ist so gut, wie es ist... ;)

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    2. Zwillingsmütter gehören für mich zu den Weltwundern! Ich möchte immer, wenn ich eine Zwillingsmutter auf der Straße sehe, zu ihr gehen und applaudieren. EHRLICH!

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  5. Bin absolut genau so gestrickt. Unsere Mädels sind jetzt 4 und fast 7 und auch wir sind mit den beiden vollauf bedient (und glücklich). Wir sagen auch heute noch immer mal wieder - würdest du nochmal von vorne anfangen wollen??? Um dann aus vollem Herzen NEIN! zu antworten. Es ist so schön, dass wir aus dem "Gröbsten" raus sind. Keine Windeln mehr, kein Mittagsschlaf, keine Zähne und - das Beste - nur noch wenige Kindergarten-Bazillen, gegen die wir noch nicht immun sind! Herrlich. Wenn ich ein kleines Baby sehe wird mir ganz warm ums Herz und ich denke "oh, wie wunderbar niedlich und winzig dieses Geschöpf und wie wunderbar dass es nicht meins ist!" :-) Ich liebe meine Kinder und wenn Geld keine Rolle spielen würde und ich Putzfrau, Köchin und Kinderfrau (24h) beschäftigen könnte, würde ich vielleicht ins Grübeln kommen. Aber da das außer Frage steht - bin ich glücklich so wie es ist.

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    1. Genau so! Die Zähne hatte ich ganz vergessen zu erwähnen, die brauch ich auch nicht nochmal. Oder die Impfungen. Oder oder oder... Und mir geht es auch so mti einem kleinen Baby :D Wunderbar niedlich und winzig und überhaupt - aber zum Glück nicht meins ;)

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  6. Lasst Euch von einer 3fach Mama sagen - ein drittes Kind läuft nicht so nebenher!
    Ich habe nur zwei Hände kann nicht mehr als 2 Dinge gleichzeitig.
    So ein drittes ist schon noch mal ne echte Herausforderung!

    Auch wenn es gemein klingt als 3fach Mama (und ich liebe meine Tochter - mein 3. Kind abgöttisch) ich kann es sehr gut verstehen, wenn man nach 2en aufhört! :-)

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    1. Meine große Tochter fasste das auch mal zusammen " Zwei Erwachsene, zwei Kinder". Ich wüsste gar nicht, wie ich das anstellen soll! Ich sag ja, Hut ab! Und nein, das klingt gar nicht gemein, nur total verständlich!

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  7. Oh, wie mußte ich schmunzeln bei Deinem Artikel!
    Vor 3 1/2 Jahren kam bei meinem Mann der Wunsch nach "noch ein bißchen mehr Kind" auf. Unsere zwei Mädels (damals 1,5 und 3,5 hatten gerade eine wunderbare Phase. Sie spielten miteinander, Die Große war gerade im Kindergarten und die Zweite von Beginn an sehr pflegeleicht. Und wir hatten noch ein paar Kapazitäten übrig. Rückblickend mag man das gar nicht so glauben.
    Wir hörten uns also bei den Dreifacheltern ein wenig um und einstimmig kam die Antwort: Das Dritte läuft so mit. Alles ist super...
    Mein Mann und ich, wir waren uns einig, ein halbes Kind wäre toll.

    Langer Rede kurzer Sinn, wir haben uns für ein mitlaufendes Kind entschieden, was keines sein wollte.
    Schon in der Schwangerschaft war mir bis zur Halbzeit so übel, daß ich 3 kg abnahm.
    Haben die beiden Großen im Säuglingsalter unglaublich viel geschlafen, dachte No.3 gar nicht daran. Mehr als 20min tagsüber waren nicht drin. Und immer wollte sie rumgetragen werden.
    Gleichzeitig bekam No.2 pünktlich zum 2. Geburtstag ihr ICH. Die Trotzphase dauert bis jetzt (sie ist 5 1/2) an.
    Mit drei Kindern ist es hart. Gerade wenn sie noch so klein sind. Rücksicht ist für alle noch ein Fremdwort und wird es wohl auch noch lange bleiben.
    Und man hat wirklich nur 2 Hände....

    ABER: Ich würde es jederzeit wieder tun. Und sei es nur für die manchmal seltenen Momente in denen alles paßt.
    Man selbst muß seine Ansprüche an sich enorm reduzieren. Ja. Aber schön ist es mit den Dreien trotzdem. Und spannend. Zu sehen, daß drei so unterschiedliche Wesen dabei herauskommen wenn die genetischen Karten neu gemischt werden.
    Aber mehr als drei kann ich auch nicht.
    Da muß ich zu No.4 sagen: "Sorry, we're closed!"

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    1. Haha, siehst du? Genau das ist es auch, wovor ich Angst hätte. WENN ich auch nur einen Gedanken an ein drittes Kind verschwenden würde. Meine Große schlief perfekt, was, wenn das Zweite nicht so schliefe? Tat es. Beide tun es. Und ein drittes Mal will ich das Schicksal nicht herausfordern... :D Und das mit dem Nebenherlaufen... Daran glaube ich eh nicht. Das behaupten die doch alle nur, damit man selbst auch noch ein drittes Kind bekommt und dann lachen sie einen aus... Nee, nee ;) Aber ich sage ja, ich würde es lieben. Ganz klar. Und dann bereut man das auch nicht. Aber ich, mein Herz und meine Hormone fühlen sich komplett. Ende. Aber euch viel Spaß mit No.4 *kicher* - vielleicht ja doch? Vielleicht liefe das nebenher? :D

      Liebste Grüße!

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  8. Ich habe schon Angst vor dem zweiten Kind. BIn mir echt nicht sicher, ob ich das organisatorisch und nervlich hinbekomme. Auf gar keinen Fall will ich mir mich mit mehr als zwei Zwergen vorstellen. Ich habe keine Ahnung, wie die Mamas das schaffen. Echt. Für mich ist das unvorstellbar. So ziehe also auch ich den Hut. Vor gelassenen Zweifacheltern habe ich schon Respekt. Ich bewundere da in der Kita immer so ein oder zwei Mamas, die locker sind, das eine Kind in die Kita bringen, das zweite andauernd auf dem Arm haben, noch blendend aussehen, immer lachen.... und deren Kinder noch dazu total ausgeglichen und lieb sind. WOW! Will auch so sein. Manchmal. Bin es nur nicht. Ich bin zu sehr Chaotin und das Mamasein geht mir nicht leicht von der Hand. :)

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja, so ging es mir vor dem Mäuschen auch... Aber da war ich mir eben noch sicher, dass wir noch nicht fertig sind hier, dass die Maus nicht alleine bleiben sollte. Wie ist das bei euch? Wenn diese Gedanken nämlich im Kopf herumspuken, dann ist das letzte Wort noch nicht gesprochen :)

      Und ich weiß nicht, ob du es schon wusstest (denn ich halte das ja sehr geheim), aber ich bin auch Chaotin und das Mamasein geht auch mir nicht leicht von der Hand ;)

      Liebste Grüße :o)

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  9. Ich könnte momentan nicht genug Kinder bekommen. Aber ich steh ja noch beim ersten Kind. Nach dem zweiten denke ich da vielleicht auch anders ;-)

    Ich habe Dich übrigens nominiert (ich hoffe es hat noch kein anderer getan) für den Liebsten Award: http://verflixteralltag.blogspot.de/2014/02/liebster-award-und-sunshine-blogger.html
    Würd mich freuen, wenn Du mitmachst. Wiebke

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    1. Ach Wiebke, das ist ein gutes Zeichen - denn SO dachte ich da noch nie drüber! Nicht genug von Kindern bekommen... Nee, das ist ein Satz, den ich noch nie dachte oder aussprach. Vielleicht bist du so eine Art von Mutter, der das alles leicht fällt und die das alles easy gestemmt kriegt! Ich wünsche es dir, wenn du es dir wünschst :o)

      Und wegen dem Award: Ich bin von ein paar anderen nominiert und ich muss echt gucken, dass ich das mal hinkrieg! :D Ich werde das wohl zusammenbasteln - dank dir!!! <3

      Liebe Grüße :o)

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