Freitag, 10. Januar 2014

Gender oder Gensie?

Schon ziemlich lange beobachte ich (Tochter einer alleinerziehenden und voll arbeitenden Mutter) die ganzen Genderdiskussionen, die sich scheinbar um alles drehen, was nicht schnell genug auf dem (oder der) Baum (oder Bäumin) ist. Um es gleich am Anfang klarzustellen: Ich bin keine Feministin. Ich bin keine Emanze. Wer jetzt hier schon augenrollend schnaubt, der sollte am besten gar nicht weiterlesen, um sich viel Ärger und Aufregung zu ersparen. Allen anderen möchte ich gerne meine Sicht der Dinge weiter erläutern.

Frauen wollen Soldatinnen werden, Manager, hohe Tiere bei Polizei und Staat. Frauen wollen alles dürfen, was Männer auch dürfen. Aus Prinzip. Und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Frauen wollen für gleiche Arbeit gleiches Geld. Absolut nachvollziehbar. Frauen wollen Jobs, OBWOHL sie Kinder haben (oder wollen). Auf jeden Fall! Frauen wollen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung - und bis hierher gehe ich mit allen Frauen mit, ohne wenn und aber. Ich ja. Doch die meisten Frauen können nicht ohne wenn und aber. Sie wollen Extrawürste. Sie müssen nicht die gleichen Sporttestanforderungen bestehen bei Polizei oder Bundeswehr. Sie müssen nicht die gleichen Frisuren oder das gleiche Gepäck tragen. Nur mal als kleine Beispiele. Warum ist das so? Weil sie keine Männer sind.

Diesen letzten Satz lasse ich einfach mal so stehen und greife ihn gleich wieder auf, nachdem ich noch ein paar Worte zur Frauenquote verloren habe. Möchte ich einen Job bekommen, nur weil ich eine Frau bin und damit eine Quote für ein Unternehmen erfülle, das sonst in Teufels sehr heiße Politküche gerät? Nein. Ich möchte einen Job bekommen, weil ich am besten dafür geeignet bin. Das wäre für MICH Gleichberechtigung. Diese Gleichstellung von Menschen - nicht die von Männern und Frauen - wäre das, was ich für eine Gesellschaft wie unsere anstreben würde. Aber nicht auf Biegen und Brechen. Und hier kommen wir wieder zu dem Satz zurück, den ich vorhin einfach mal so stehen ließ: Weil sie keine Männer sind. Weil Frauen Frauen sind, können sie Kinder bekommen. Sie bluten einmal im Monat. Sie sind oft körperlich unterlegen. Das sind Fakten, die für MICH keine Frau Schwarzer der Welt wegdiskutieren kann. Ob sie nun tatsächlich Kinder bekommen wollen, während ihrer Periode NICHT weniger (körperlich) leistungsfähig sind als zu anderen Zeiten im Monat oder ob sie es schaffen, schneller, höher und weiter zu laufen oder zu springen als Männer, das steht nicht mehr auf dem Faktenblatt.

Ich selbst habe mich für die klassische Rolle der Mutter zweier Töchter entschieden, die aufgrund von schwierigen Betreuungsverhältnissen in Krankheitsfällen der Kinder eine selbstständige Home-Office-Lösung anstrebt, während der Mann die Brötchen außer Haus verdient. Ich mache den Haushalt, gehe einkaufen, schwatze mit Nachbarinnen am Gartenzaun, koche (meistens) das Essen und tue sonst das, was eine Frau in feministischen Albträumen so tut. Der Mann kümmert sich um das Auto, dübelt Dinge an Wände, repariert, baut auf und tut sonst das, was ein Mann so tut. ABER - und nun wird es spannend: Er spielt auch mit seinen Töchtern, kümmert sich um die Wäsche, bügelt, übernimmt oft das Essen und andere Dinge im Haushalt und kann mit unserer Nähmaschine umgehen (im Gegensatz zu mir). Hier tut jeder das, was gerade getan werden muss. Im Kleinen funktioniert das prima.

Im Großen scheint das unmöglich zu sein. Im Großen müssen Debatten um Straßenschilder geführt werden, auf denen die Piktogramme nicht genderneutral sind. Im Großen müssen Bücher durchgehetzt werden, weil die Kinder mit fiesen Rollenklischees wie "Die Prinzessin wartet auf die Erlösung durch ihren Prinzen" verdorben werden. Im Großen wird gegen spärlich bekleidete Frauen auf Plakaten gewettert, weil sie unseren jungen Frauen falsche Signale für ihre Zukunft aussenden. Im Großen wird der Studentenausweis in "Studierendenausweis" umbenannt, um... Ja, um was eigentlich? Um die Millionen von Studentinnen zu beruhigen, die jeden Tag weinend aufstehen, weil sie sich plötzlich mit dem Wort "Student" nicht mehr identifizieren können? Irgendwie weiß ich gar nicht mehr, um was genau es hier eigentlich geht. Im Großen.
Ich habe nur das Gefühl, dass die FeministINNEN und ihre AnhängerINNEN gar keine Gleichberechtigung wollen. Sie wollen keine Genderneutralität. Sie wollen das, was sie so sehr anprangern, einfach umdrehen. Sie wollen MEHR als das, was sie den Männern zusprechen. Sie wollen alle Rechte, aber nicht alle Pflichten. Sie wollten zur Bundeswehr DÜRFEN, aber nicht MÜSSEN. Und das Beispiel ist für mich klassisch.

Aber wohin soll das führen? Dabei gibt es schon so lange so viele Bereiche, in denen sich auch die Männer hätten erheben können. Bereiche, in denen sie schon früh aus ihren Wunschberufen gemobbt werden - oder schon am Anfang zur Ausbildung dahin. Oder was glaubt ihr, warum es so wenige Erzieher, Grundschullehrer, Zahnarzt- oder Arzthelfer gibt? Habt ihr schon eine Männerinitiative gehört, die laut nach einer männlichen Bezeichung für "Hebamme" schreit? Oder sich darüber beschwert, dass auf dem Spielstraßen-Schild ein Vater mit seinem Sohn Fußball spielt und nicht mit seiner Tochter Puppen? Oder lange Diskussionen über die Ungerechtigkeit von Frauenparkplätzen führt, weil es schließlich auch schwache Männer gibt, die überfallen werden könnten? Oder eine Emanze, die sich zu Zeiten der Wehrpflicht über die Ungerechtigkeit dessen echauffiert hätte, dass den Männern ein ganzes Jahr gestohlen wird, während ihre weiblichen Mitschüler schon studieren oder in Ausbildungen sein dürfen?

Ich könnte noch stundenlang diese Art der Unlogik erläutern, aber dies ist nicht der richtige Ort dafür. Ich als Mutter und Frau möchte einfach nur sagen, dass Frauen keine Männer sind. Und Männer keine Frauen. Aber was zur Hölle ist schlimm daran? Das ist, was ich nicht begreife. Warum kann man nicht versuchen, zusammen das Beste aus allen Eigenschaften zu machen, die die Natur beiden Seiten geschenkt hat. ZUSAMMEN und nicht gegeneinander. Als Männer und Frauen, als Väter und Mütter. Und sich nicht immer die Rosinen rauspicken wollen, aber den Rest liegenlassen. Das gilt für beide Seiten.

Ich für meinen Teil sehe nicht, was schlimm daran ist, wenn die Prinzessin auf die Erlösung durch ihren Prinzen wartet - und dann glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende mit ihm zusammen ist. Das ist, was ich meinen Töchtern gerne mal vorlese. In ihrem rosa Kinderzimmer mit den Prinzessinnen von Disney an den Wänden und den Barbies in der Ecke. Und wenn sie dann in ein paar Jahren Hebamme werden möchten, finde ich das toll. Und wenn sie Elektronik studieren möchten, auch. So what? Werdet lockerer da draußen und richtet eure Superwoman-Kräfte auf die wichtigen Dinge im Leben, die da im Argen liegen und verschwendet sie nicht für Kämpfe, die nur aus Prinzip ausgefochten werden wollen. Und denkt an die tausenden Frauen, die während der WM die Fußballspieler nur auf ihre Körper reduzieren oder sich die Finger im Kino danach lecken, wenn junge Schauspieler ihr Shirt ausziehen - und lächelt darüber, was von Männern gehalten wird, die sich gleiches laut trauen würden im umgekehrten Fall. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und jetzt muss ich meine Nägel lackieren. Ihr entschuldigt mich.


4 Kommentare :

  1. Oh, das habe ich gar nicht gesehen! Vielen Dank für dein Lob, freut mich ehrlich :o)
    Liebe Grüße!

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  2. Aus einer naturwissenschaftlichen Sicht kann ich die diesen wunderbar unverkrampften Beitrag voll unterstützen. Hätte es nämlich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Nachwuchs erhöht, wenn Frauen und Männer gleiche Interessen und Fähigkeiten hätten, dann wären wir heute nach Millionen Jahren der Evolution auch gleich. Ganz offensichtlich war es aber von Vorteil, dass es zwischen Männern und Frauen ein Arbeitsteilung gab und sich die Geschlechter ergänzen. An diesem Grundprinzip hat sich auch in unsere Zeit nichts geändert. Dass nun Frauen auch Ingenieurwissenschaften und Physik studieren können, ändert nichts daran, dass sie in diesen Disziplinen nach wie vor stark untervertreten sind. Ich habe diesen Sachverhalt im Beitrag:

    http://www.atschwarz.com/frauenquote-fuer-nobelpreise/

    mal etwas auf die Spitze getrieben. Die Frauen sollen Naturwissenschaften studieren, weil sie daran interessiert sind und nicht, weil Universitäten irgendwann daran gemessen werden, dass alle Studiengänge zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen belegt sind.

    Männern, die gerne Erzieher werden und mit kleinen Kindern arbeiten möchten, werden aber schnell in die pädophile Ecke gestellt. Auch dort ist von echter Gleichberechtigung nicht viel zu sehen.

    Fazit: Frauen und Männer sollen sich ergänzen und nicht bekämpfen.

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    1. Lieber Aaron,

      vielen Dank für deine Antwort und den Link zu deinem Text, der mich sehr erheitert hat ;) Ich habe es als Frau in der heutigen Zeit nicht leicht - WEIL ich immer Angst haben muss, mit meiner Meinung blöd angesehen zu werden. Aber leider geht mir dieser Kampf zwischen den Geschlechtern ziemlich auf die Nerven. Daher finde ich deinen letzten Satz hier oben ganz toll. So und nicht anders sollte es sein. In Sachen Fortpflanzung klappt das doch auch gut, warum nicht in anderen Bereichen des Lebens?

      Liebe Grüße (von einer Frau, die unfassbar mies in den Naturwissenschaften war)!

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