Man sagt ja immer, Deutschland wäre ein sehr kinderfeindliches Land. Kindergarten-Bauvorhaben werden durch Klagen gestoppt, überall stehen die berühmten "Rasenfläche betreten verboten" - Schilder, richtige Kinderecken sind Raritäten in Restaurants oder öffentlichen Gebäuden, normal sind eher Kistchen mit abgeranzten Büchern oder Spielen, um das schlechte Gewissen zu beruhigen oder ein Häkchen hinter einen imaginären "to do" - Punkt zu machen. Aber wer macht dieses Land zum vermeintlichen Kindermuffelland?
Wir spazierten am Weltspartag mit Maus und Mäuschen zur örtlichen Sparkasse, um das Geschenk für die Maus abzugreifen und ihre schwarze Plastiksau schlachten und daraus ein Sparbuch machen zu lassen. Zunächst war auch alles noch ganz schön. Das Mäuschen sah auf Papas Arm putzig aus, die Maus suchte sich mit leuchtenden Augen ein Playmobil Spielzeug aus und wartete, während die Bankangestellte das armselige Kleingeld des Schweines durch den Zählautomaten jagte. Dann kam ein anderer Angestellter, der uns in einen seperaten Kundenraum brachte, um die Sparbuchangelegenheit zu klären. Dazu bräuchte er einen Kinderausweis oder das Stammbuch. Blöd. Daran hatten wir natürlich nicht gedacht. Der Mann erklärte sich dazu bereit, schnell nach Hause zu flitzen (etwa 3 Gehminuten) um es zu suchen. Entgeistert machte ich meinem tiefen Wunsch Luft, er möge das noch niedliche Mäuschen bitte beim Flitzen mitnehmen. Der Wunsch wurde mir noch erfüllt. Bis dahin alles prima.Warum ich das erzähle? Wartet, kommt gleich.
Ich saß also auf dem geschäftlichen Wippstuhl im seperaten Kundenraum, der Bankangestellte saß hinter seinem Schreibtisch und wir übergrinsten hüstelnd und schulterzuckend die unangenehme Stille im Raum. Die Maus betrachtete still und ruhig ihr Geschenk und kapierte so gar nicht, warum wir eigentlich noch hier rumhingen. Und dann... Dann wurde ihr langweilig. Und mein sonst so altkluges und großes Kind fing plötzlich an, sich wie ein Kleinstkind zu verhalten. Krabbelte durch den Raum, aus dem Raum, unter den Schreibtisch des wartenden Bankkerls, schlug ihren Sparkassen-Luftballon überall dagegen, kicherte wie eine Irre und redete dabei mit mir wie eine Zweijährige, was mich echt zur Weißglut treibt. Das schlimme an so einer Bank ist ja, dass es so ruhig ist! Unglaublich ruhig! Ist man als Doppelmutter überhaupt nicht mehr gewöhnt, so ein stiller Ort mit stillen Menschen, die stille Dinge still erledigen! Und wegen ebendieser Stille traute ich mich auch nicht, die Maus mit mehr als zischenden Mama-ist-stinkig-Lauten zu beschießen oder böse Blicke zu versenden. Normal reicht das auch aus, doch in dieser Stille sah meine Maus wohl die Chance, mal so richtig auf die Kacke zu hauen und machte einfach weiter. Nun gallopierte sie quiekend durch die Bank, die Angestellten lächelten gezwungen und mir bracht der Schweiß in Sturzbächen aus. Nach gefühlten Stunden war der Mann noch immer nicht da und mir taten schon die Schultern vom vielen Zucken weh und ich fragte unseren Bankkerl hoffnungsvoll, ob er nicht noch etwas anderes zu tun hätte (als saublöd vor mir zu sitzen und mich mitleidig anzusehen). Nein. Hätte er nicht. Keine Sorge. Prachtvoll.
Nach unfassbar vielen gefühlten Stunden, also 5 Minuten später, kam dann doch der Mann mit dem Stammbuch angetrabt. Der Bankkerl freute sich mindestens so wie ich darüber und durfte sich endlich ans Werk machen. Doch auch das dauerte wieder. Die Maus, durch die Anwesehnheit des Papas etwas zur Ruhe gebracht, langweilte sich mittlerweile wirklich sehr und auch das Mäuschen hatte keine Lust mehr, niedlich auf Papas Arm auszusehen und beschloss, lieber nörgelnd und nölend von Papas Arm zu wollen. Um uns herum immer noch Bankstille. Irgendwann hatten wir dann irgendwie alles erledigt, haben jetzt irgendein Sparbuch zu irgendwelchen Konditionen mit irgendeinem Betrag darauf - und konnten endlich die Bank verlassen.
Und die Moral von der Geschicht?
1) Das Bankgeheimnis wäre gelüftet, das stille Örtchen ist gar nicht die Toilette!
2) Ob Deutschland wirklich kinderfeindlich ist, weiß ich nicht - aber alleine das Gerücht machte mich zur Mittäterin, denn ob all das, was das Mäuschen in der Bank anstellte, nun wirklich so schlimm gewesen wäre, wären wir eben NICHT in einer Bank gewesen, wage ich zu bezweifeln.
3) Seriöse Erledigungen wie Bankgeschäfte sind KEINE Kinderbespaßungen, auch nicht am Weltspartag.
Ich lerne aus solchen Ereignissen eigentlich immer, dass wir hier in Deutschland viel zu unentspannt mit allem umgehen. In anderen Ländern ist es vollkommen normal und sogar mehr als freudig geduldet, dass überall Kinderlachen und Gekicher ertönt - auch an Orten, an denen das normal gar nicht der Fall ist (oder vielleicht sogar BESONDERS an solchen Orten). Kinder dürfen toben, laut sein, sich freuen, lachen, hüpfen und springen - und uns unentspannten deutschen Eltern sollte das eigentlich weder peinlich sein noch Schweißsturzbäche hervorrufen. Aber irgendwie kann ich das nicht. Noch nicht. Aber ich versuche ehrlich, daran zu arbeiten. Und wenn wir alle, Eltern, Bankkerle, Kassiererinnen, Leute in Wartezimmern oder Menschenschlangen, Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln, speisende Menschen in Restaurants oder ruheliebende und unbekinderte Nachbarn zusammen daran arbeiten, dann werden wir vielleicht bald auch ein Land, in dem Kinderlachen den Alltag dominiert und nicht das ewige "Psssssssst" von unnötig gestressten Grummelmüttern wie mir. Wäre doch irgendwie schön, oder?
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Freitag, 8. November 2013
Pssst, Weltspartag!
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Samstag, 12. Oktober 2013
Eingewöhnt
Ihr wundert euch sicher, warum die alte Grummelmama hier nichts mehr schreibt. Meine Facebook Follower wissen es schon: Ich bin in der Kita-Eingewöhnung mit dem Mäuschen. Und alle, die sowas schon durch haben, wissen genau, was das bedeutet. Nämlich stundenlanges Rumsitzen in überhitzen Räumen, in denen zu allem Überfluss (und als wäre nicht alles schon schlimm genug) auch noch wildfremde Kleinstkinder herumspringen.
Wie kam es überhaupt dazu? Da wir hier leider weit ab von Gut, Böse und Familienanschluss wohnen und ich deshalb niemanden habe, der hin und wieder ein paar Stunden das Mäuschen nehmen kann, während ich tun kann, was eine Grummelmama vormittags so tun muss, haben wir schon bei der Maus beschlossen, relativ früh eine Kita zu suchen. Das große Glück ist, dass direkt im Nebenhaus zwei Kleinkindergruppen untergebracht sind, die auch noch Platz für uns hatten! So war die Maus mit 18 Monaten fällig - und das Mäuschen nun schon mit zarten 13. Richtig wohl war und ist mir nicht bei der Sache, da ich sie schon noch sehr klein finde, aber sie meisterte diese Woche mit mir zusammen dort richtig gut, was meine von schlechtem Gewissen geplagte Mutterseele doch etwas beruhigte. Sie findet es toll, spannend und super - und ich steure auf den Moment zu, an dem ich guten Gewissens die Kita verlassen und mich Haushalt, Arbeit und einem bisschen Nichtstun widmen kann.
So eine Eingewöhnung ist übrigens eine ganz spezielle Sache. Für eine Grummelmama wie mich ist sie in etwa wie ein Indoorspielplatzbesuch, den man mit Spaßbad und Babymassage kombiniert hat. GRAU-EN-VOLL.
Man kommt morgens an, möglichst später als alle anderen, damit man den unnötigen "Ach, ihr seid die Neuen!" Gespräche der anderen Eltern ausweichen kann. Schuhe ausziehen, Hausschlappen an und rein in die gute, auf ca. 40°C geheizte Stube. Großes Hallo seitens der Erzieher, die sich "totaaaaaaaal" freuen, dass das Mäuschen auch wieder da ist. Mäuschen düst nach drei Sekunden Schüchternheit ab ins Nebenzimmer zum Kastanienspielen. Und die arme Grummelmama? Setzt sich auf einen ergonomisch geformten Erzieherstuhl in die Ecke und versucht zu lesen.Versucht. Denn alle paar Sekunden kommt ein anderes verrotztes und hustendes Fremdkind vorbei und piekst einen mit Spielbesteck, bewirft einen mit bunten, vollgeschlotzten Plastikbällen oder will auf meinen Schoß klettern.
(Im Grunde könnte man die Eingewöhnungszeit auch "Keimgewöhnungszeit" nennen. Unglaublich, dass man diese Zeit lebend überstehen kann.)
Wenn die kleinen Bazillenschleudern einen dann mal in Ruhe lassen, kommt eine der drei Erzieherinnen zu einem, um ein pädagogisch wertvolles Erst-, Zweit- oder Drittgespräch zu halten. "Ja, das mache ich zu Hause auch so". "Nein, davon halte ich ehrlich gesagt nicht viel". "Ja, das kann sie schon". "Nein, das tut sie nicht".
Ein Ratschlag an alle Ersteingewöhnenden: Vertretet UNBEDINGT eure Meinungen. Nur weil die Damen und Herren eine Ausbildung oder gar ein Studium hinter sich haben, das sie dazu befähigt, eure Kinder zu betreuen, kennt NUR ihr eure Eingewöhnungsbrut und deren Gewohnheiten, Vorlieben - und vor allem deren wunde Pünktchen. Ich habe bei der Eingewöhnung mit der Maus damals den Fehler gemacht, nicht die Grummelklappe aufzumachen, wenn mir etwas schräg vorkam und das Ende vom Lied waren 4 (!) komplette, furchterregende Wochen der schieflaufenden Eingewöhnung.
Aber weiter im Ablauf: Es geschieht nun das, was ich als schlimmste Folter der Elternzeit empfinde und immer empfunden habe. Der Singkreis mit Namensrunde, an dem ich natürlich teilnehmen muss, damit das Mäuschen auch "entspannt reinfinden kann". Überhaupt muss alles "entspannt" passieren. Nur leider geben einem die Erzieherinnen nichts von ihren Entspannungsdrogen ab. Nie!
Nachdem die niesenden Zwerge genug niedliche, entspannte Lieder gesungen und Chaos in der Gruppe verbreitet haben, wird wieder aufgeräumt und zum Zwischensnack geblasen. Man glaubt kaum, wieviel Zeit bei den einfachsten Tätigkeiten vergehen kann, wenn sie mit 10 Kleinstkindern erledigt werden müssen. Nach dem Snack, der gefühlte Stunden dauerte, wird gewickelt. Ganz entspannt ein Kind nach dem anderen. Ich unterdrücke derweil Würgereflexe, weil ich schon nicht auf die Ausscheidungen meiner Kinder stehe, braune Windelfüllungen von Fremdzwergen jedoch in höchstem Maße widerlich finde.
Nach der Operation Wickeltisch beschließt man, doch einen Spaziergang zu machen. Im Klartext bedeutet das, dass 10 Kleinstkinder zum Rausgehen bewegt und vorher angezogen werden müssen. Nach gefühlten Stunden und Toilettengängen der Erzieher und meiner Wenigkeit geht es dann tatsächlich auch los.
Im Anschluss an einen unfassbar öden Spaziergang geht es wieder zurück in die Gruppe. Wenn es gut gelaufen ist, darf ich mir einen Kaffee besorgen und mich vor die Gruppentür verziehen. Nur ich, mein Buch und ein Kaffee. Klingt göttlich. Doch leider beginnt meist zu diesem Zeitpunkt die Wickelrunde der Nebengruppe, die leider keinen eigenen Wickeltisch im Gruppenraum hat und mit allen Kindern nach und nach entspannt über den Flur in den Baderaum laufen muss. Also kommt auch hier ständig ein Fremdkind vorbei, das mich hustend und verrotzt mit Spielbesteck piekst, mit bunten, vollgeschlotzten Plastikbällen bewirft oder auf meinen Schoß klettern will. Auf dem Gang ist es übrigens viel zu kalt und ich warte darauf, mit einer Lungenentzündung dieser Kleinkindergartengeisterbahn zu entkommen.
Zurück in der Gruppe folgen dann wieder pädagogisch wertvolle Gespräche der Erzieher, die ganz begeistert sind, wie toll das Mäuschen das alles meistert - was mich wohl am allermeisten freut, da der Moment absehbar wird, an dem ich nicht mehr dieser unerträglichen Eingewöhnungsentspannung ausgesetzt bin.
Was soll ich noch sagen? Das Mäuschen ist krank und gestern nicht in die Kita gegangen, die erhoffte Lungenentzündung hat mich nicht ereilt, nur ein hundsgewöhnlicher Schnupfen - und ich hoffe und bete, dass nächste Woche die letzten Tage des Eingewöhnens angebrochen sind und das Mäuschen alleine Tag für Tag die für mich unerträgliche Langeweile eines Kleinkinderkitavormittags durchlaufen kann. Ganz entspannt natürlich.
Wie kam es überhaupt dazu? Da wir hier leider weit ab von Gut, Böse und Familienanschluss wohnen und ich deshalb niemanden habe, der hin und wieder ein paar Stunden das Mäuschen nehmen kann, während ich tun kann, was eine Grummelmama vormittags so tun muss, haben wir schon bei der Maus beschlossen, relativ früh eine Kita zu suchen. Das große Glück ist, dass direkt im Nebenhaus zwei Kleinkindergruppen untergebracht sind, die auch noch Platz für uns hatten! So war die Maus mit 18 Monaten fällig - und das Mäuschen nun schon mit zarten 13. Richtig wohl war und ist mir nicht bei der Sache, da ich sie schon noch sehr klein finde, aber sie meisterte diese Woche mit mir zusammen dort richtig gut, was meine von schlechtem Gewissen geplagte Mutterseele doch etwas beruhigte. Sie findet es toll, spannend und super - und ich steure auf den Moment zu, an dem ich guten Gewissens die Kita verlassen und mich Haushalt, Arbeit und einem bisschen Nichtstun widmen kann.
So eine Eingewöhnung ist übrigens eine ganz spezielle Sache. Für eine Grummelmama wie mich ist sie in etwa wie ein Indoorspielplatzbesuch, den man mit Spaßbad und Babymassage kombiniert hat. GRAU-EN-VOLL.
Man kommt morgens an, möglichst später als alle anderen, damit man den unnötigen "Ach, ihr seid die Neuen!" Gespräche der anderen Eltern ausweichen kann. Schuhe ausziehen, Hausschlappen an und rein in die gute, auf ca. 40°C geheizte Stube. Großes Hallo seitens der Erzieher, die sich "totaaaaaaaal" freuen, dass das Mäuschen auch wieder da ist. Mäuschen düst nach drei Sekunden Schüchternheit ab ins Nebenzimmer zum Kastanienspielen. Und die arme Grummelmama? Setzt sich auf einen ergonomisch geformten Erzieherstuhl in die Ecke und versucht zu lesen.Versucht. Denn alle paar Sekunden kommt ein anderes verrotztes und hustendes Fremdkind vorbei und piekst einen mit Spielbesteck, bewirft einen mit bunten, vollgeschlotzten Plastikbällen oder will auf meinen Schoß klettern.
(Im Grunde könnte man die Eingewöhnungszeit auch "Keimgewöhnungszeit" nennen. Unglaublich, dass man diese Zeit lebend überstehen kann.)
Wenn die kleinen Bazillenschleudern einen dann mal in Ruhe lassen, kommt eine der drei Erzieherinnen zu einem, um ein pädagogisch wertvolles Erst-, Zweit- oder Drittgespräch zu halten. "Ja, das mache ich zu Hause auch so". "Nein, davon halte ich ehrlich gesagt nicht viel". "Ja, das kann sie schon". "Nein, das tut sie nicht".
Ein Ratschlag an alle Ersteingewöhnenden: Vertretet UNBEDINGT eure Meinungen. Nur weil die Damen und Herren eine Ausbildung oder gar ein Studium hinter sich haben, das sie dazu befähigt, eure Kinder zu betreuen, kennt NUR ihr eure Eingewöhnungsbrut und deren Gewohnheiten, Vorlieben - und vor allem deren wunde Pünktchen. Ich habe bei der Eingewöhnung mit der Maus damals den Fehler gemacht, nicht die Grummelklappe aufzumachen, wenn mir etwas schräg vorkam und das Ende vom Lied waren 4 (!) komplette, furchterregende Wochen der schieflaufenden Eingewöhnung.
Aber weiter im Ablauf: Es geschieht nun das, was ich als schlimmste Folter der Elternzeit empfinde und immer empfunden habe. Der Singkreis mit Namensrunde, an dem ich natürlich teilnehmen muss, damit das Mäuschen auch "entspannt reinfinden kann". Überhaupt muss alles "entspannt" passieren. Nur leider geben einem die Erzieherinnen nichts von ihren Entspannungsdrogen ab. Nie!
Nachdem die niesenden Zwerge genug niedliche, entspannte Lieder gesungen und Chaos in der Gruppe verbreitet haben, wird wieder aufgeräumt und zum Zwischensnack geblasen. Man glaubt kaum, wieviel Zeit bei den einfachsten Tätigkeiten vergehen kann, wenn sie mit 10 Kleinstkindern erledigt werden müssen. Nach dem Snack, der gefühlte Stunden dauerte, wird gewickelt. Ganz entspannt ein Kind nach dem anderen. Ich unterdrücke derweil Würgereflexe, weil ich schon nicht auf die Ausscheidungen meiner Kinder stehe, braune Windelfüllungen von Fremdzwergen jedoch in höchstem Maße widerlich finde.
Nach der Operation Wickeltisch beschließt man, doch einen Spaziergang zu machen. Im Klartext bedeutet das, dass 10 Kleinstkinder zum Rausgehen bewegt und vorher angezogen werden müssen. Nach gefühlten Stunden und Toilettengängen der Erzieher und meiner Wenigkeit geht es dann tatsächlich auch los.
Im Anschluss an einen unfassbar öden Spaziergang geht es wieder zurück in die Gruppe. Wenn es gut gelaufen ist, darf ich mir einen Kaffee besorgen und mich vor die Gruppentür verziehen. Nur ich, mein Buch und ein Kaffee. Klingt göttlich. Doch leider beginnt meist zu diesem Zeitpunkt die Wickelrunde der Nebengruppe, die leider keinen eigenen Wickeltisch im Gruppenraum hat und mit allen Kindern nach und nach entspannt über den Flur in den Baderaum laufen muss. Also kommt auch hier ständig ein Fremdkind vorbei, das mich hustend und verrotzt mit Spielbesteck piekst, mit bunten, vollgeschlotzten Plastikbällen bewirft oder auf meinen Schoß klettern will. Auf dem Gang ist es übrigens viel zu kalt und ich warte darauf, mit einer Lungenentzündung dieser Kleinkindergartengeisterbahn zu entkommen.
Zurück in der Gruppe folgen dann wieder pädagogisch wertvolle Gespräche der Erzieher, die ganz begeistert sind, wie toll das Mäuschen das alles meistert - was mich wohl am allermeisten freut, da der Moment absehbar wird, an dem ich nicht mehr dieser unerträglichen Eingewöhnungsentspannung ausgesetzt bin.
Was soll ich noch sagen? Das Mäuschen ist krank und gestern nicht in die Kita gegangen, die erhoffte Lungenentzündung hat mich nicht ereilt, nur ein hundsgewöhnlicher Schnupfen - und ich hoffe und bete, dass nächste Woche die letzten Tage des Eingewöhnens angebrochen sind und das Mäuschen alleine Tag für Tag die für mich unerträgliche Langeweile eines Kleinkinderkitavormittags durchlaufen kann. Ganz entspannt natürlich.
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Es (spiel)platzt der Kragen
Jeder, der mich ab und an liest, weiß, dass ich kein großer Freund des Spielplatzkosmos bin. Was aber nicht heißt, dass ich mich mit meinen Kindern dort nie blicken lasse. Im Gegenteil. Wir sind sehr oft dort zugange - und wie schon erzählt, gehöre ich eher zu den abseitsstehenden Handymüttern, die sich von anderen Nicht-Handy-Müttern fernhalten. Gestern stand ich also fernab von Gut und Böse beim Kinderwagen und bewachte das schlafende Mäuschen. Himmel und Menschen hatten sich wegen des schönen Wetters dort versammelt und es wimmelte nur so von dreckigen Kindern, verklebten Babys und schwatzenden Müttern. Ein Bild des Grauens für mich.
Aber darum soll es ja heute gar nicht gehen.
Ich stand also beim Kinderwagen und beobachtete die Maus. So wie immer, denn ob Handy oder nicht - ich lasse meine Kinder nie aus den Augen. Sie hatte großen Spaß beim Tunnelrutsche rutschen und rannte wieder und wieder den staubigen Berg hoch, um ein weiteres Mal mit einem schrecklich quiekenden Geräusch die Sause zu machen. Unten standen - wie immer - ein paar besonders spaßige Gesellen, die keine Freude am Rutschen, wohl aber am Sandwerfen und Stöckereinstecken hatten. Große, diabolische Freude. Neben mir im Sand saß ein etwa sechs Monate altes Baby, das trotz kalter Temperaturen keinen Body trugt (was mir auch noch nie begegnet ist in diesem Alter), in Ruhe Sand futterte und sich seines Lebens freute. Direkt neben dem Baby hielten es zwei Achtjährige für eine super Idee, mit einem Riesenast auf den Sand zu schlagen. Soweit das Szenazio.
Ich beobachtete relativ angespannt und argusäugig sowohl das Rutsch- als auch das Riesenastgeschehen, bis letzters mit zu bunt wurde. Mit supergrummeligem Fremdmuttergesicht wies ich die zwei Asthelden drauf hin, dass es doch eher uncool wäre, das Baby mit dem Ast zu erschlagen, so dass die beiden sich genervt und verschämt trollten. Ob das Baby überhaupt eine Mutter oder einen Vater dabei hatte, war mir nicht ersichtlich. Vielleicht war es auch heute alleine unterwegs, hatte sich robbend zum Spielplatz geschleppt oder war mit dem Bus angereist, in dem es möglicherweise seinen Body gegen eine Fahrkarte eingelöst hatte. Wer weiß das schon genau?
Nachdem ich diese Gefahrenquelle für wildfremde Winzlinge gebannt hatte, widmete ich mich wieder meiner rutschenden Quiektochter. Ein paar arme Rutscher bekamen schon eine nicht unbeachtliche Menge Sand ins Gesicht und in die Augen und ich schaute mich - wie immer - nach den Müttern der Wurfterroristen um. Gefühlte 100 Frauen standen ziemlich abseits in Grüppchen, schlürten Kaffee und tauschten sich über Gott und die Welt aus - nur keine schien zu diesen Rotzgören zu gehören. Ich beschoss, die kleinen Randalebrüder und -schwestern mit ein paar meiner gefürchteten "Hör sofort damit auf, sonst..."-Blicken zu beschießen, was offensichtlich null fruchtete.
Und da passierte es: Die Maus kam unten aus der Röhre und bekam eine mit Perfektion gezielte Portion Sand mitten in die Augen. Riesen Geschrei ihrerseites, Lachen aufseiten der Terrorkinder - und eine Grummelmama, der in diesem Moment die Sicherung durchknallte. Ich rannte zur Rutsche, packte mein Kind, wischte ihm den Sand aus den Augen und brüllte zuerst die Attentäter an, warum sie eigentlich auf dem Spielplatz keinen anderen Spaß fänden, als anderen Kindern Sand und Stöcke auf und in den Kopf zu befördern und dass sie mich mal erleben sollten, wenn ich sowas nochmal mitbekäme!
Dann schnappte ich mir, die Maus unter den einen Arm geklemmt, den Buggy mit dem noch immer schlafenden Mäuschen und stürmte in Richtung der Quasseltratschmuttis. Unfassbar geladen brüllte ich in ihre Richtung, ob sie es eigentlich normal fänden, dass ihre Blagen ungestraft die ganze Zeit Mist anstellen könnten, ohne dass es hier irgendjemanden juckte - und dass ich entgültig die Schnauze voll davon hätte, dass hier keiner einschreitet, weil Klatsch und Tratsch und Kaffee scheinbar wichtiger seien, als auf seine Rotzgören aufzupassen. Dann stürmte ich wutschnaubend weiter und verließ unter ungläubigen Blicken und bösartigstem Kopfschütteln das Spielplatzgelände.
Tja. Ich bin nicht sicher, ob ich mich dort je wieder blicken lassen kann, ohne durch die Vogelfreiheit einer durchgeknallten Mutter größter Gefahr ausgesetzt zu sein. Aber ich würde es immer tun. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig es die meisten Eltern kratzt, wenn Ludwig, Jette und Ben-Maximilian gezielt mit Stöcken in die Rutschröhe holzen, Sand hineinwerfen oder an anderer Stelle mit dreikäsehochgroßen Blechschaufeln oder mannslangen Ästen um sich schlagen. Antiautoritär mögen es die einen nennen - für mich ist das totalstes Desinteresse und eine Gefährdung für meine Quiekkinder. Oder lasst es mich kurz mit einem geliehenen Werbesloagan ausdrücken:
Elite-Spielplätze.de: Ökodemiker & Muddis ohne Niveau.
Ein Nachtrag: Falls die Darstellung im verärgerten Eifer des Gefechts zu einseitig war, möge man mir verzeihen. Auch mein Kind ist kein Unschuldslamm. Quasi jedes Kind kann zum Spielplatzschreck mutieren und man darf schon in jungen Jahren den Gruppenzwang nicht unterschätzen - aber wenn sich MEIN Kind derartig benimmt, reicht mein oben beschriebener Blick meist aus, um dies sofort zu unterbinden. Und wenn nicht, verleihe ich dem Blick auch gerne Nachdruck, indem ich die Randalemaus aus dem Geschehen entferne. Danke. Weitermachen.
Aber darum soll es ja heute gar nicht gehen.
Ich stand also beim Kinderwagen und beobachtete die Maus. So wie immer, denn ob Handy oder nicht - ich lasse meine Kinder nie aus den Augen. Sie hatte großen Spaß beim Tunnelrutsche rutschen und rannte wieder und wieder den staubigen Berg hoch, um ein weiteres Mal mit einem schrecklich quiekenden Geräusch die Sause zu machen. Unten standen - wie immer - ein paar besonders spaßige Gesellen, die keine Freude am Rutschen, wohl aber am Sandwerfen und Stöckereinstecken hatten. Große, diabolische Freude. Neben mir im Sand saß ein etwa sechs Monate altes Baby, das trotz kalter Temperaturen keinen Body trugt (was mir auch noch nie begegnet ist in diesem Alter), in Ruhe Sand futterte und sich seines Lebens freute. Direkt neben dem Baby hielten es zwei Achtjährige für eine super Idee, mit einem Riesenast auf den Sand zu schlagen. Soweit das Szenazio.
Ich beobachtete relativ angespannt und argusäugig sowohl das Rutsch- als auch das Riesenastgeschehen, bis letzters mit zu bunt wurde. Mit supergrummeligem Fremdmuttergesicht wies ich die zwei Asthelden drauf hin, dass es doch eher uncool wäre, das Baby mit dem Ast zu erschlagen, so dass die beiden sich genervt und verschämt trollten. Ob das Baby überhaupt eine Mutter oder einen Vater dabei hatte, war mir nicht ersichtlich. Vielleicht war es auch heute alleine unterwegs, hatte sich robbend zum Spielplatz geschleppt oder war mit dem Bus angereist, in dem es möglicherweise seinen Body gegen eine Fahrkarte eingelöst hatte. Wer weiß das schon genau?
Nachdem ich diese Gefahrenquelle für wildfremde Winzlinge gebannt hatte, widmete ich mich wieder meiner rutschenden Quiektochter. Ein paar arme Rutscher bekamen schon eine nicht unbeachtliche Menge Sand ins Gesicht und in die Augen und ich schaute mich - wie immer - nach den Müttern der Wurfterroristen um. Gefühlte 100 Frauen standen ziemlich abseits in Grüppchen, schlürten Kaffee und tauschten sich über Gott und die Welt aus - nur keine schien zu diesen Rotzgören zu gehören. Ich beschoss, die kleinen Randalebrüder und -schwestern mit ein paar meiner gefürchteten "Hör sofort damit auf, sonst..."-Blicken zu beschießen, was offensichtlich null fruchtete.
Und da passierte es: Die Maus kam unten aus der Röhre und bekam eine mit Perfektion gezielte Portion Sand mitten in die Augen. Riesen Geschrei ihrerseites, Lachen aufseiten der Terrorkinder - und eine Grummelmama, der in diesem Moment die Sicherung durchknallte. Ich rannte zur Rutsche, packte mein Kind, wischte ihm den Sand aus den Augen und brüllte zuerst die Attentäter an, warum sie eigentlich auf dem Spielplatz keinen anderen Spaß fänden, als anderen Kindern Sand und Stöcke auf und in den Kopf zu befördern und dass sie mich mal erleben sollten, wenn ich sowas nochmal mitbekäme!
Dann schnappte ich mir, die Maus unter den einen Arm geklemmt, den Buggy mit dem noch immer schlafenden Mäuschen und stürmte in Richtung der Quasseltratschmuttis. Unfassbar geladen brüllte ich in ihre Richtung, ob sie es eigentlich normal fänden, dass ihre Blagen ungestraft die ganze Zeit Mist anstellen könnten, ohne dass es hier irgendjemanden juckte - und dass ich entgültig die Schnauze voll davon hätte, dass hier keiner einschreitet, weil Klatsch und Tratsch und Kaffee scheinbar wichtiger seien, als auf seine Rotzgören aufzupassen. Dann stürmte ich wutschnaubend weiter und verließ unter ungläubigen Blicken und bösartigstem Kopfschütteln das Spielplatzgelände.
Tja. Ich bin nicht sicher, ob ich mich dort je wieder blicken lassen kann, ohne durch die Vogelfreiheit einer durchgeknallten Mutter größter Gefahr ausgesetzt zu sein. Aber ich würde es immer tun. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig es die meisten Eltern kratzt, wenn Ludwig, Jette und Ben-Maximilian gezielt mit Stöcken in die Rutschröhe holzen, Sand hineinwerfen oder an anderer Stelle mit dreikäsehochgroßen Blechschaufeln oder mannslangen Ästen um sich schlagen. Antiautoritär mögen es die einen nennen - für mich ist das totalstes Desinteresse und eine Gefährdung für meine Quiekkinder. Oder lasst es mich kurz mit einem geliehenen Werbesloagan ausdrücken:
Elite-Spielplätze.de: Ökodemiker & Muddis ohne Niveau.
Ein Nachtrag: Falls die Darstellung im verärgerten Eifer des Gefechts zu einseitig war, möge man mir verzeihen. Auch mein Kind ist kein Unschuldslamm. Quasi jedes Kind kann zum Spielplatzschreck mutieren und man darf schon in jungen Jahren den Gruppenzwang nicht unterschätzen - aber wenn sich MEIN Kind derartig benimmt, reicht mein oben beschriebener Blick meist aus, um dies sofort zu unterbinden. Und wenn nicht, verleihe ich dem Blick auch gerne Nachdruck, indem ich die Randalemaus aus dem Geschehen entferne. Danke. Weitermachen.
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Sonntag, 29. September 2013
Bücherverbrennung 2013
Seit einiger Zeit tobt ja die Debatte um das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" - und gipfelt nun vorerst in einer ins Leben gerufenen Petition, die das Buch verbieten lassen soll. So weit, so gut.
Ich kenne dieses Buch nicht - und mit mir die meinsten anderen Mütter auch nicht, die diese Petition laut wetternd unterzeichnen. Zunächst ist mir nämlich nur eins suspekt. Ein Buch verbieten zu lassen. Es gibt so viele Bücher auf dem Markt, die ich für nicht gut, fragwürdig oder sogar schädlich halte - aber sie verbieten lassen? Wie sagt man doch so schön: Papier ist geduldig. Und mir erschließt sich einfach nicht, welchen Sinn es haben würde, solche Ratgeber zu indizieren. Über sowas sollten wir hinaus sein, finde ich.
Wie gesagt, ich habe dieses Buch nicht gelesen, habe es nie lesen müssen. Doch soweit ich mich informiert habe, geht es hier nicht darum, Wort für Wort einer Anweisung von zwei Menschen zu folgen, sondern eine Art Hilfestellung für Kinder zu finden, die wirkliche Probleme mit dem Einschlafen haben. Und noch mehr für ihre Eltern, die meiner Meinung nach meist die Hauptschuld tragen. Was auch gar nicht böse gemeint ist, ich kenne diese Art Schuld nur zu gut. Schließlich kämpft doch das ganze Leben lang unsere Vernunft gegen das, was das Herz sagt. Doch die Grundhaltung, einem Baby die Chance zu geben, sich ans Einschlafen alleine zu gewöhnen, finde ich nicht fragwürdig, sondern okay. Niemand verlangt von den Eltern, ihr Kind stundenlang schreien zu lassen, ohne ihm Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Alle paar Minuten zu ihm zu gehen, um ihm genau das zu vermitteln, ist doch auch das, was das Buch rät? Auch vom "Versuch abbrechen" ist dort häufig die Rede, wie ich las? Aber darum soll es mir auch gar nicht gehen und am allerwenigsten möchte ich hier für dieses fragwürdige Werk eine Lanze brechen - den auch ICH bin nicht der Meinung, so ein Training oder Programm könne helfen. Ich denke nur, dass ein Verbot eines solchen Werkes sicher nicht die vielen Eltern verhindert, die ihr Baby tatsächlich eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken stundenlang schreien lassen, bis es müde und entmutigt vollkommen entkräftet einschläft. Wer die Grundhaltung zu einem solchen Verhalten hat, der wird es auch durchziehen, ohne ein solches Buch gelesen zu haben. Und ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass DIE Eltern, die so mit ihren Kindern umgehen, es gar nicht für nötig halten, Ratgeber zu befragen. Jede Mutter und jeder Vater, der sich die Mühe und Gedanken macht, sich in Büchern über die bestmögliche Weise der Erziehung informieren zu wollen, hat meiner Meinung nach Grips genug, um abstrahieren und abwägen zu können, was er liest und tut.
Ein bisschen geht es mir mit diesem Buch wie mit der ganzen Diskussion über Lebensmittellügen und Werbeverbote. Wer ernsthaft jahrelang glaubte, Milchschnitte sei gesund für sein Kind, weil auf dem Verpackungsbilchen ein Glas Milch und Honig abgebildet sind, dem ist weder mit Werbeverboten noch mit Kalorienampeln zu helfen. Wer erst durch fettgedruckte Hinweisschilder erfährt, dass Chips dick machen, der wird keine noch so detaillierten Nahrungsmittelangaben verstehen. Wer plötzlich total überrascht war, dass der Granulattee vom lieben Claus fast komplett aus Zucker besteht, dem helfen auch keine Produktverbote weiter. Nicht, dass ich all das unwichtig, gut oder unterstützenswert finde. Aber es ist doch so: Auf der einen Seite wird dem Verbraucher totale Eigenständigkeit unterstellt und vorausgesetzt, auf der anderen Seite ist man der Meinung, Aufklärung für Doofe starten zu müssen, um die Nahrungsmittelwelt sicherer zu machen. Was denn jetzt?
Auf jeden Fall sollte man aufhören, alles nur in Schwarz oder Weiß unterteilen zu wollen. Es gibt noch mehr auf dieser Welt als Eltern, die ihr Baby vernachlässigen und solche, die es zu sehr betüddeln. Jedes Kind ist anders und brauch andere Arten der Erziehung und Zuwendung - und ebenso sind es die zugehörigen Eltern. Jede liebende Mutter und jeder fürsorgliche Vater wird sein Kind gut genug einschätzen können, an dieser einen Stelle nicht mehr auf ein Buch zu hören, wenn er oder sie das Gefühl bekommt, es schade seinem Baby. Und kein Buch der Welt wird das ändern können - denn ein Buch zwingt niemanden zu etwas. Zum Glück.
Und am Schluss möchte ich mich noch Heinrich Heine (1817) anschließen, der einmal sagte:
„Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“
Und nach diesem dramatischen Blogpostfinale noch ein Hinweis ganz anderer Art! Heute ist Sonntag, heute ist Grummarcesible Day! Wen es interessiert, der möge heute bei der lieben Sarah auf Inmarcesible zu Gast sein und lesen, was unsere Woche so brachte.
Ich kenne dieses Buch nicht - und mit mir die meinsten anderen Mütter auch nicht, die diese Petition laut wetternd unterzeichnen. Zunächst ist mir nämlich nur eins suspekt. Ein Buch verbieten zu lassen. Es gibt so viele Bücher auf dem Markt, die ich für nicht gut, fragwürdig oder sogar schädlich halte - aber sie verbieten lassen? Wie sagt man doch so schön: Papier ist geduldig. Und mir erschließt sich einfach nicht, welchen Sinn es haben würde, solche Ratgeber zu indizieren. Über sowas sollten wir hinaus sein, finde ich.
Wie gesagt, ich habe dieses Buch nicht gelesen, habe es nie lesen müssen. Doch soweit ich mich informiert habe, geht es hier nicht darum, Wort für Wort einer Anweisung von zwei Menschen zu folgen, sondern eine Art Hilfestellung für Kinder zu finden, die wirkliche Probleme mit dem Einschlafen haben. Und noch mehr für ihre Eltern, die meiner Meinung nach meist die Hauptschuld tragen. Was auch gar nicht böse gemeint ist, ich kenne diese Art Schuld nur zu gut. Schließlich kämpft doch das ganze Leben lang unsere Vernunft gegen das, was das Herz sagt. Doch die Grundhaltung, einem Baby die Chance zu geben, sich ans Einschlafen alleine zu gewöhnen, finde ich nicht fragwürdig, sondern okay. Niemand verlangt von den Eltern, ihr Kind stundenlang schreien zu lassen, ohne ihm Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Alle paar Minuten zu ihm zu gehen, um ihm genau das zu vermitteln, ist doch auch das, was das Buch rät? Auch vom "Versuch abbrechen" ist dort häufig die Rede, wie ich las? Aber darum soll es mir auch gar nicht gehen und am allerwenigsten möchte ich hier für dieses fragwürdige Werk eine Lanze brechen - den auch ICH bin nicht der Meinung, so ein Training oder Programm könne helfen. Ich denke nur, dass ein Verbot eines solchen Werkes sicher nicht die vielen Eltern verhindert, die ihr Baby tatsächlich eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken stundenlang schreien lassen, bis es müde und entmutigt vollkommen entkräftet einschläft. Wer die Grundhaltung zu einem solchen Verhalten hat, der wird es auch durchziehen, ohne ein solches Buch gelesen zu haben. Und ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass DIE Eltern, die so mit ihren Kindern umgehen, es gar nicht für nötig halten, Ratgeber zu befragen. Jede Mutter und jeder Vater, der sich die Mühe und Gedanken macht, sich in Büchern über die bestmögliche Weise der Erziehung informieren zu wollen, hat meiner Meinung nach Grips genug, um abstrahieren und abwägen zu können, was er liest und tut.
Ein bisschen geht es mir mit diesem Buch wie mit der ganzen Diskussion über Lebensmittellügen und Werbeverbote. Wer ernsthaft jahrelang glaubte, Milchschnitte sei gesund für sein Kind, weil auf dem Verpackungsbilchen ein Glas Milch und Honig abgebildet sind, dem ist weder mit Werbeverboten noch mit Kalorienampeln zu helfen. Wer erst durch fettgedruckte Hinweisschilder erfährt, dass Chips dick machen, der wird keine noch so detaillierten Nahrungsmittelangaben verstehen. Wer plötzlich total überrascht war, dass der Granulattee vom lieben Claus fast komplett aus Zucker besteht, dem helfen auch keine Produktverbote weiter. Nicht, dass ich all das unwichtig, gut oder unterstützenswert finde. Aber es ist doch so: Auf der einen Seite wird dem Verbraucher totale Eigenständigkeit unterstellt und vorausgesetzt, auf der anderen Seite ist man der Meinung, Aufklärung für Doofe starten zu müssen, um die Nahrungsmittelwelt sicherer zu machen. Was denn jetzt?
Auf jeden Fall sollte man aufhören, alles nur in Schwarz oder Weiß unterteilen zu wollen. Es gibt noch mehr auf dieser Welt als Eltern, die ihr Baby vernachlässigen und solche, die es zu sehr betüddeln. Jedes Kind ist anders und brauch andere Arten der Erziehung und Zuwendung - und ebenso sind es die zugehörigen Eltern. Jede liebende Mutter und jeder fürsorgliche Vater wird sein Kind gut genug einschätzen können, an dieser einen Stelle nicht mehr auf ein Buch zu hören, wenn er oder sie das Gefühl bekommt, es schade seinem Baby. Und kein Buch der Welt wird das ändern können - denn ein Buch zwingt niemanden zu etwas. Zum Glück.
Und am Schluss möchte ich mich noch Heinrich Heine (1817) anschließen, der einmal sagte:
„Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“
Und nach diesem dramatischen Blogpostfinale noch ein Hinweis ganz anderer Art! Heute ist Sonntag, heute ist Grummarcesible Day! Wen es interessiert, der möge heute bei der lieben Sarah auf Inmarcesible zu Gast sein und lesen, was unsere Woche so brachte.
Mittwoch, 18. September 2013
Zweinzelkind
Die Maus ist im Kindergarten, ich gieße mir eine heiße Tasse Kaffee ein, werde langsam fit und spiele mit dem Mäuschen auf dem Teppich im Wohnzimmer. Sie schleppt mir Bücher an, die wir schon hunderfach angesehen haben, macht "Wau!" zu allem, was vier Beine hat, rennt auf ihren kleinen Beinchen durch die Wohnung und ist so schnell von allem begeistert, was man mit ihr macht. Oder wir gehen spazieren, bummeln gemütlich mit dem Kinderwagen durch die Altstadt. Sie zeigt auf alles und winkt jedem, alles ist "Bau!" (Baum, ihr neustes Lieblingswort), sie lässt mich sogar in Kleidungsgeschäften nach langweiligen Mamasachen gucken. Dann setzen wir uns an den Markt oder an den See und spielen Nachlauf oder Ball - und ist dabei so niedlich, ich könnte sie einfach nur knuddeln.
Das Mäuschen ist beim Papa und die Maus und ich machen Große-Mädels-Nachmittag zusammen. Das ist unser monatliches Ritual und wir genießen es beide sehr. Wir gehen in die Stadt, lesen stundenlang Bücher in der Kinderecke der Stadtbücherei, gucken uns jedes Spielzeug im Kinderladen genau an, kaufen auch meistens eine Kleinigkeit, futtern ein Eis beim Lieblingseisladen oder Crêpes am Marktstand. Dann geht es noch auf den Spielplatz, wenn das Wetter mitspielt und wir rutschen, rennen, schaukeln und toben.
Sie ist so ein Schatz, schon meine richtig große Maus, mit der man Spaß haben und sich unterhalten kann -
und ist dabei so süß, ich könnte sie einfach nur knuddeln.
Doch wehe, wehe sie treffen aufeinander!
Sobald die Maus die Augen aufmacht und das Mäuschen ins Zimmer stürmt (wir sind meist schon vor der Großen wach) ist die Ruhe und Niedlichkeit vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Stressmonster! Mäuschen zieht Maus an den Haaren, Maus jagt Mäuschen durch die Wohnung (finden alle spaßig, nur die Mama nicht um diese Uhrzeit), Mäuschen wirft Mausens Stifte durch das Zimmer, Maus schreit wegen dieser Aktion Zeter und Mordio, Maus versteckt Mäuschens Schnuller so im Bett, dass dieses ihn nicht mehr finden kann, Mäuschen brüllt wegen dieser Aktion wie am Spieß.
Sobald die Maus aus dem Kindergarten kommt und das Mäuschen Mittagsschlaf gemacht hat, ist die Ruhe und Niedlichkeit wieder vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Terrormäuse! Mäuschen lässt Maus nicht in Ruhe mit Mama ein Buch angucken, Maus sieht es nicht ein, dass Mäuschen mit ihrem Playmobil spielt, Mäuschen hat keine Lust zu warten, bis Mama und Maus ein Bild beklebt haben und wütet in der Küche, Maus hat keine Lust zu warten, bis Mama und Mäuschen Bauklötze gespielt haben und sitzt laut meckernd und trotzig in der Ecke.
Es könnte alles so einfach sein. So schön. So friedlich. So perfekt - wenn man ein Zweinzelkind hat. Sobald daraus jedoch ein Geschwisterkind wird, ist es nicht mehr zu bremsen. Beinahe unheimlich, wie Kinder diesen Schalter umlegen können. Und auch verständlich. Nichtsdestotrotz auch grauenvoll anstregend für die arme Mutter, die sich in solchen Momenten sogar sträflich an Goethe vergreift:
Zwei Seelen wohnen, ach! in ihrer Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Schwesternlust
sich an die Maus mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Frust
zu den Mäuschens Stofftierahnen.
Und wie immer tue ich das, was man als Mutter immer tut. Ich warte, bis eine bessere Zeit kommt, in der wir alle drei gemeinsam auf dem Teppich im Wohnzimmer spielen und Bücher ansehen können und bis ich keine Zweinzelkinder mehr brauche, um sie zum Knuddeln süß und niedlich zu finden. Und falls jetzt hier jemand liest, der schon ältere Kinder hat als ich:
Bitte zerstört nicht meine Hoffnungen. Lügt einfach.
Das Mäuschen ist beim Papa und die Maus und ich machen Große-Mädels-Nachmittag zusammen. Das ist unser monatliches Ritual und wir genießen es beide sehr. Wir gehen in die Stadt, lesen stundenlang Bücher in der Kinderecke der Stadtbücherei, gucken uns jedes Spielzeug im Kinderladen genau an, kaufen auch meistens eine Kleinigkeit, futtern ein Eis beim Lieblingseisladen oder Crêpes am Marktstand. Dann geht es noch auf den Spielplatz, wenn das Wetter mitspielt und wir rutschen, rennen, schaukeln und toben.
Sie ist so ein Schatz, schon meine richtig große Maus, mit der man Spaß haben und sich unterhalten kann -
und ist dabei so süß, ich könnte sie einfach nur knuddeln.
Doch wehe, wehe sie treffen aufeinander!
Sobald die Maus die Augen aufmacht und das Mäuschen ins Zimmer stürmt (wir sind meist schon vor der Großen wach) ist die Ruhe und Niedlichkeit vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Stressmonster! Mäuschen zieht Maus an den Haaren, Maus jagt Mäuschen durch die Wohnung (finden alle spaßig, nur die Mama nicht um diese Uhrzeit), Mäuschen wirft Mausens Stifte durch das Zimmer, Maus schreit wegen dieser Aktion Zeter und Mordio, Maus versteckt Mäuschens Schnuller so im Bett, dass dieses ihn nicht mehr finden kann, Mäuschen brüllt wegen dieser Aktion wie am Spieß.
Sobald die Maus aus dem Kindergarten kommt und das Mäuschen Mittagsschlaf gemacht hat, ist die Ruhe und Niedlichkeit wieder vorbei. Beide verwandeln sich binnen Sekunden in Terrormäuse! Mäuschen lässt Maus nicht in Ruhe mit Mama ein Buch angucken, Maus sieht es nicht ein, dass Mäuschen mit ihrem Playmobil spielt, Mäuschen hat keine Lust zu warten, bis Mama und Maus ein Bild beklebt haben und wütet in der Küche, Maus hat keine Lust zu warten, bis Mama und Mäuschen Bauklötze gespielt haben und sitzt laut meckernd und trotzig in der Ecke.
Es könnte alles so einfach sein. So schön. So friedlich. So perfekt - wenn man ein Zweinzelkind hat. Sobald daraus jedoch ein Geschwisterkind wird, ist es nicht mehr zu bremsen. Beinahe unheimlich, wie Kinder diesen Schalter umlegen können. Und auch verständlich. Nichtsdestotrotz auch grauenvoll anstregend für die arme Mutter, die sich in solchen Momenten sogar sträflich an Goethe vergreift:
Zwei Seelen wohnen, ach! in ihrer Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Schwesternlust
sich an die Maus mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Frust
zu den Mäuschens Stofftierahnen.
Und wie immer tue ich das, was man als Mutter immer tut. Ich warte, bis eine bessere Zeit kommt, in der wir alle drei gemeinsam auf dem Teppich im Wohnzimmer spielen und Bücher ansehen können und bis ich keine Zweinzelkinder mehr brauche, um sie zum Knuddeln süß und niedlich zu finden. Und falls jetzt hier jemand liest, der schon ältere Kinder hat als ich:
Bitte zerstört nicht meine Hoffnungen. Lügt einfach.
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Freitag, 13. September 2013
Schubkraft
Die Geschichte der Wachstumsschübe ist eine Geschichte voller Missverständnisse - könnte man meinen. Die einen Mütter schwören, dass ihre heranwachsende Brut JEDEN einzelenen dieser von Van de Rijt und Plooij beschriebenen Sprünge genau pünktlich durchgemacht hat. Die anderen Mütter lächeln nur müde und halten das alles für ausgemachten und erfundenen Unsinn. Doch was ist eigentlich dran an "Oje, ich wachse!" und seinen Wachstumsschüben, die die Zwerge (und vor allem ihre Mütter) alle paar Wochen wieder neu quälen und vor unbekannte Abenteuer stellen?
Ich habe ja bekanntlich zwei oje, wachsende Kinder. Ich weiß gar nicht mehr, was zuerst da war - das Buch oder die Maus? Jedenfalls wusste ich, was mir bevorstehen sollte und nachdem der erste Wachstumsschub, der um die 5. Lebenswoche herum alle erfreuen sollte, dann auch tatsächlich pünktlich und mit voller Wucht geschah, machte mir das Buch noch mehr Angst. Das sollte jetzt also alle paar Wochen aus meinem kleinen, süßen Mädchen werden? Ein nervendes, quengelndes, mit nichts zu beruhigendes kleines Monsterchen? Ja. Genau das sollte es. Die Maus nahm jeden einzelnen der Schübe mit Anlauf mit, und nach jedem Schub war ich mir sicher, DAS war der schlimmste Schub von allen gewesen. Zugegeben verstehe ich auch schon, was die buchkritischen Mamas dazu bewegt, all das nicht zu ernst zu nehmen. Denn wie heißt es so schön? Richtig: Irgendwas ist immer. Im ersten Jahr beschäftigt ein heranwachsendes Wesen so ziemlich alles dermaßen, dass es aus der nicht mal erlernten Ruhe kommt. Rhythmus finden, neue Leute kennenlernen, Nahrungsumstellungen, Zähne, Bauchschmerzen und all die anderen Horrorerlebnisse eines Menschleins, das gerade ein paar Wochen auf diesem Planeten wohnt.
Dennoch kann ich sagen, dass die Maus wirklich pünktlich auf die Sekunde dann schubte (ihren Rhythmus suchte, neue Leute kennenlernte, ihre Nahrung umstellen musste, zahnte, von Bauchschmerzen gequält wurde), wenn Van de Rijt es mir versprochen hatte. Und ich hatte schon nach den ersten paar Sprüngen keine Lust mehr. Nein, bitte nicht wieder "zurück zu Mama", wenn sich der nächste Sprung ankündigt. Kein "isst mehr, schläft weniger" und schon gar kein "wird als nörgelig, unzufrieden und schwierig beschrieben". Mir grauste immer schon davor, schon VOR dem Schub das nächste Kapitel anzusehen und ins Schwitzen zu geraten. Natürlich nahm die Maus immer nur die negativen Dinge mit - wobei das Buch in seinen Sprung-Ergebnissen auch von Kapitel zu Kapitel zu protzigeren Übertreibungen neigte. Nein, mein 6 Monate altes Kind konnte nach dem Sprung weder stehen noch laufen - aber ich war trotzdem froh, ihn überlebt zu haben. Gemischt mit den Zähnen waren diese Schübe jedenfalls eine echte Grummelmamaherausforderung. Und als die Autoren auf der letzten Seite nach dem 55. Woche Schub auch noch still und leise darauf hinwiesen, dass noch 2 weitere Schübe folgen sollten, hatte ich wirklich die Schnauze voll von all dem. Und da schwor ich mir: Nie wieder ein Kind. DAS mache ich ganz sicher nicht ein zweites Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!
Und als das Mäuschen dann da war, pustete ich den Staub von dem Buch und schlug es auf. Ich hatte verdrängt, was darin stand und ich war nicht sicher, ob ich die Erinnerung daran auffrischen wollte. Merkwürdigerweise hatte ich mittlerweile zwei dieser Bücher und konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann und woher das zweite dazugekommen war. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass Mütter und Väter Gott sein Dank sehr viel von dem schnell vergessen und verdrängen, was sich während der Geburt und die Monate danach so abspielt, sonst wäre dieser Planet wohl nur von Waschbären und Tauben bewohnt. Doch als ich das Buch wieder in den Händen hielt und die ersten paar Seiten überflogen hatte, wurde mir ganz schlecht. Und wir sprechen hier nicht von einer "Oh Mist, ich habe vergessen, Oma anzurufen"-Übelkeit, sondern von der ausgewachsenen "Oh Gott, morgen früh ist mündliche Prüfung und ich habe dieses Kapitel vergessen zu lernen"-Übelkeit. Kurz überlegte ich schon, ob ich das Mäuschen vielleicht noch gegen einen Gutschein eintauschen könnte - aber merkte schnell, dass sich niemand auf diesen Handel einlassen würde. Also hieß es: Volle Schubkraft voraus in die nächste Sprungrunde.
Und siehe da: Das Mäuschen schubte nicht wie die große Schwester. So oft ich auch blätterte und rechnete und las, kein Schub wurde derart ausgelebt, wie ich es gewohnt war. Gegen Ende der Zeiten, die in dem Buch beschrieben waren, hatte sie ein bis zwei miese Tage. Aber nicht mehr. Auch die bisherigen sechs Zähne nahm sie relativ gelassen entgegen, obwohl sie die nach 11 Monaten Zahnlosigkeit innerhalb von 18 Tagen herbeigezaubert hatte. Und was soll ich noch sagen? Wir haben soeben das letzte Kapitel überlebt - und warten jetzt noch auf die zwei Schübe, die noch ohne Beschreibungen folgen sollen.
Am Ende kann ich sagen: Nie wieder ein Kind! DAS mache ich ganz sicher nicht ein drittes Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!
Denn die negativen Erwartungen waren fast noch schlimmer als das, was tatsächlich passierte. Und allen Müttern, die diese Schübe, ob sie nun existieren oder nicht, noch vor sich haben: Keep calm and don't panic. Alles wird gut - und nach dem ersten Lebensjahr wirkt alles, was man bis dahin als unfassbar anstrengend empfunden hat, gar nicht mehr so schlimm. Großes Grummelmamaehrenwort.
Und wer jetzt denkt, dass der Schub EINES Kindes schon anstrengend ist, der kann HIER hautnah miterleben, wie und ob meine liebe Freundin Inmarcesible Zwillingsschübe übersteht!
Ich habe ja bekanntlich zwei oje, wachsende Kinder. Ich weiß gar nicht mehr, was zuerst da war - das Buch oder die Maus? Jedenfalls wusste ich, was mir bevorstehen sollte und nachdem der erste Wachstumsschub, der um die 5. Lebenswoche herum alle erfreuen sollte, dann auch tatsächlich pünktlich und mit voller Wucht geschah, machte mir das Buch noch mehr Angst. Das sollte jetzt also alle paar Wochen aus meinem kleinen, süßen Mädchen werden? Ein nervendes, quengelndes, mit nichts zu beruhigendes kleines Monsterchen? Ja. Genau das sollte es. Die Maus nahm jeden einzelnen der Schübe mit Anlauf mit, und nach jedem Schub war ich mir sicher, DAS war der schlimmste Schub von allen gewesen. Zugegeben verstehe ich auch schon, was die buchkritischen Mamas dazu bewegt, all das nicht zu ernst zu nehmen. Denn wie heißt es so schön? Richtig: Irgendwas ist immer. Im ersten Jahr beschäftigt ein heranwachsendes Wesen so ziemlich alles dermaßen, dass es aus der nicht mal erlernten Ruhe kommt. Rhythmus finden, neue Leute kennenlernen, Nahrungsumstellungen, Zähne, Bauchschmerzen und all die anderen Horrorerlebnisse eines Menschleins, das gerade ein paar Wochen auf diesem Planeten wohnt.
Dennoch kann ich sagen, dass die Maus wirklich pünktlich auf die Sekunde dann schubte (ihren Rhythmus suchte, neue Leute kennenlernte, ihre Nahrung umstellen musste, zahnte, von Bauchschmerzen gequält wurde), wenn Van de Rijt es mir versprochen hatte. Und ich hatte schon nach den ersten paar Sprüngen keine Lust mehr. Nein, bitte nicht wieder "zurück zu Mama", wenn sich der nächste Sprung ankündigt. Kein "isst mehr, schläft weniger" und schon gar kein "wird als nörgelig, unzufrieden und schwierig beschrieben". Mir grauste immer schon davor, schon VOR dem Schub das nächste Kapitel anzusehen und ins Schwitzen zu geraten. Natürlich nahm die Maus immer nur die negativen Dinge mit - wobei das Buch in seinen Sprung-Ergebnissen auch von Kapitel zu Kapitel zu protzigeren Übertreibungen neigte. Nein, mein 6 Monate altes Kind konnte nach dem Sprung weder stehen noch laufen - aber ich war trotzdem froh, ihn überlebt zu haben. Gemischt mit den Zähnen waren diese Schübe jedenfalls eine echte Grummelmamaherausforderung. Und als die Autoren auf der letzten Seite nach dem 55. Woche Schub auch noch still und leise darauf hinwiesen, dass noch 2 weitere Schübe folgen sollten, hatte ich wirklich die Schnauze voll von all dem. Und da schwor ich mir: Nie wieder ein Kind. DAS mache ich ganz sicher nicht ein zweites Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!
Und als das Mäuschen dann da war, pustete ich den Staub von dem Buch und schlug es auf. Ich hatte verdrängt, was darin stand und ich war nicht sicher, ob ich die Erinnerung daran auffrischen wollte. Merkwürdigerweise hatte ich mittlerweile zwei dieser Bücher und konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann und woher das zweite dazugekommen war. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass Mütter und Väter Gott sein Dank sehr viel von dem schnell vergessen und verdrängen, was sich während der Geburt und die Monate danach so abspielt, sonst wäre dieser Planet wohl nur von Waschbären und Tauben bewohnt. Doch als ich das Buch wieder in den Händen hielt und die ersten paar Seiten überflogen hatte, wurde mir ganz schlecht. Und wir sprechen hier nicht von einer "Oh Mist, ich habe vergessen, Oma anzurufen"-Übelkeit, sondern von der ausgewachsenen "Oh Gott, morgen früh ist mündliche Prüfung und ich habe dieses Kapitel vergessen zu lernen"-Übelkeit. Kurz überlegte ich schon, ob ich das Mäuschen vielleicht noch gegen einen Gutschein eintauschen könnte - aber merkte schnell, dass sich niemand auf diesen Handel einlassen würde. Also hieß es: Volle Schubkraft voraus in die nächste Sprungrunde.
Und siehe da: Das Mäuschen schubte nicht wie die große Schwester. So oft ich auch blätterte und rechnete und las, kein Schub wurde derart ausgelebt, wie ich es gewohnt war. Gegen Ende der Zeiten, die in dem Buch beschrieben waren, hatte sie ein bis zwei miese Tage. Aber nicht mehr. Auch die bisherigen sechs Zähne nahm sie relativ gelassen entgegen, obwohl sie die nach 11 Monaten Zahnlosigkeit innerhalb von 18 Tagen herbeigezaubert hatte. Und was soll ich noch sagen? Wir haben soeben das letzte Kapitel überlebt - und warten jetzt noch auf die zwei Schübe, die noch ohne Beschreibungen folgen sollen.
Am Ende kann ich sagen: Nie wieder ein Kind! DAS mache ich ganz sicher nicht ein drittes Mal mit. Um keinen Preis. Niemals. Ich bin doch nicht blöd!
Denn die negativen Erwartungen waren fast noch schlimmer als das, was tatsächlich passierte. Und allen Müttern, die diese Schübe, ob sie nun existieren oder nicht, noch vor sich haben: Keep calm and don't panic. Alles wird gut - und nach dem ersten Lebensjahr wirkt alles, was man bis dahin als unfassbar anstrengend empfunden hat, gar nicht mehr so schlimm. Großes Grummelmamaehrenwort.
Und wer jetzt denkt, dass der Schub EINES Kindes schon anstrengend ist, der kann HIER hautnah miterleben, wie und ob meine liebe Freundin Inmarcesible Zwillingsschübe übersteht!
Mittwoch, 11. September 2013
Schlaflose Helden
Heute schicke ich ein lautes und enthusiastisches "Hut ab" an alle Mamas und Papas, die seit Wochen und Monaten nicht mehr richtig schlafen, weil Zwerg und Zwergin die Nacht zum Tag machen wollen. Wie haltet ihr das aus?
Für mich war die Nacht und mit ihr mein Schlaf unfassbar wichtig. Ich schlief lange und gerne. War eine Nachteule. Konnte problemlos wochenends bis zum Mittag in den Federn liegen. Vor dem Schlafmangel und seinen Folgen hatte ich in meiner ersten Schwangerschaft wohl am meisten Angst. Als die Maus dann auf der Welt war, waren der Mann und ich uns auch einig, dass wir eine strenge Schlaferziehung durchsetzen wollten. Das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" habe ich übrigens noch nie persönlich in der Hand gehabt - nur falls jetzt schon einige mit den Augen rollen. Die ersten sechs Monate schlief die Maus in unserem Schlafzimmer. Zunächst in einer kleinen Wiege, später dann in ihrem Babybettchen. Nur die ersten paar Nächte hatte ich sie mit in unserem Bett und stellte ganz schnell fest: ICH HASSE ES. Ich konnte nicht schlafen, traute mich kaum zu atmen und war immer auf 180.
Klar, die ersten Nächte waren nicht toll. Babychen brüllte gerne, was das Zeug hielt, war hungrig, bauchschmerzig, neugeborenenpanisch. Aber wir starteten schon da die Operation: Superschlaf. Und die war eigentlich ganz einfach: wir machten NIE die Nacht zum Tag. Tags wurde sie rumgetragen, bespielt, bekuschelt. Nachts wurde geschlafen. Im Dunkeln. Im Bett. Nicht im Auto um den Block fahrend, nicht neben dem laufenden Staubsauger, nicht im Buggy durch die Straße schockelnd. Ich lag neben ihr, hielt ihr Händchen, streichelte sie, sang, fütterte sie - aber nie, nie, nie machte ich Licht und schleppte sie rum.Und, oh Wunder, das zeigte schnell Wirkung. Die Maus schlief sehr schnell durch. Die ersten Monate trank sie natürlich noch 1-2 Mal in der Nacht, aber schlief dann wieder sofort ein und wir hatten nie Probleme. (Fairerweise sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, dass ich brustproblemtechnisch zwei Flaschenkinder und es somit einfacher hatte)
Als wir über ein zweites Kind nachdachten, war die Maus etwa 2 1/2 und ein perfekt schlafendes Kind. Ein Kind, das zum Entsetzen und zum Neid vieler Eltern abends "Mama, ich will ins Bett" sagte, das man hinlegte und das dann bis morgens um 9 oder gar 10 Uhr durchschlief. Daran war ich gewöhnt. VERwöhnt. Was, wenn das zweite Kind das genaue Gegenteil von Maus werden würde? Was, wenn ich plötzlich ein sehr aktives, anstrengendes dreijähriges Rebellenmausekind hatte, das perfekt schlief UND ein ruhiges, entspanntes Relaxmäuschen, das in der Nacht permanent aufwachte? Das würde ich nicht durchstehen.
Je näher der Geburtsttermin rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich hatte wirklich Angst um meinen Schlaf - noch viel mehr als beim ersten Mal. Der Mann beruhigte mich, meinte, wird würden alles einfach so wie beim ersten Kind machen, das würde schon klappen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch davon überzeugt, dass sich Schlaferziehung und Veranlagung etwa die Waage halten.
Als das Mäuschen dann auf der Welt war, machten wir alles genau wie bei der Maus. Sie lag im Beistellbettchen neben uns, ihr Händchen in meiner Hand. Kein Rumrennen, kein Licht, kein Trara und kein Tamtam. Und was soll ich sagen? Es klappte wieder.
Damit hattet ihr jetzt nicht gerechnet, oder? Hand auf's Herz: Ich auch nicht.
Die beiden schlafen jetzt seit mehreren Monaten zusammen in einem Zimmer und es gibt keine Probleme. Das Mäuschen schläft supergut, schlief auch schnell durch und wir sind echt happy darüber. Gut, ich muss aber auch sagen, wir sind die Art von bösen Eltern, die nicht bei jedem Gejammer ins Zimmer rennen und Aufstand machen. Ich lasse meine Kinder nicht stundenlang brüllen, bis sie erschöpft einschlafen, aber ich lasse ihnen durchaus die Chance, sich selbst zu beruhigen, bevor ich es tue.
So viele sagen, dass ein Baby nie ohne Grund weint und man immer darauf eingehen muss. Das denke ich nicht. Klar, ohne Grund weinen sie nicht - aber es muss nicht immer Angst oder Panik dahinterstecken. Manchmal sind sie einfach nur übermüdet oder bockig. Und ich denke, jede Mutter kann sehr gut unterscheiden, welches Weinen was bedeutet. Und ich sehe nicht ein, dass ich für ein übermüdetes, bockiges Kind Animateur spiele. Dazu ist mir MEIN Schlaf zu heilig.
Warum ich all das hier schreibe? Weil ich trotz meiner Meinung, meiner Erfahrung und meiner Einstellung nur den Hut vor den Mamas ziehen kann, die monate- und jahrelang Familienbett praktizieren, nie länger als 3-4 Stunden Schlaf kriegen und daran auch scheinbar nicht wirklich etwas ändern wollen. Und das ist weder zynisch noch sarkastisch gemeint. Ihr seid meine Heldinnen. Und wenn ich ab 20:15h für etwa 12 Stunden meine Ruhe habe, denke ich an euch - und frage mich, was für eine Mutter ich wäre, hätte unsere Erziehung nicht gefruchtet...
Für mich war die Nacht und mit ihr mein Schlaf unfassbar wichtig. Ich schlief lange und gerne. War eine Nachteule. Konnte problemlos wochenends bis zum Mittag in den Federn liegen. Vor dem Schlafmangel und seinen Folgen hatte ich in meiner ersten Schwangerschaft wohl am meisten Angst. Als die Maus dann auf der Welt war, waren der Mann und ich uns auch einig, dass wir eine strenge Schlaferziehung durchsetzen wollten. Das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" habe ich übrigens noch nie persönlich in der Hand gehabt - nur falls jetzt schon einige mit den Augen rollen. Die ersten sechs Monate schlief die Maus in unserem Schlafzimmer. Zunächst in einer kleinen Wiege, später dann in ihrem Babybettchen. Nur die ersten paar Nächte hatte ich sie mit in unserem Bett und stellte ganz schnell fest: ICH HASSE ES. Ich konnte nicht schlafen, traute mich kaum zu atmen und war immer auf 180.
Klar, die ersten Nächte waren nicht toll. Babychen brüllte gerne, was das Zeug hielt, war hungrig, bauchschmerzig, neugeborenenpanisch. Aber wir starteten schon da die Operation: Superschlaf. Und die war eigentlich ganz einfach: wir machten NIE die Nacht zum Tag. Tags wurde sie rumgetragen, bespielt, bekuschelt. Nachts wurde geschlafen. Im Dunkeln. Im Bett. Nicht im Auto um den Block fahrend, nicht neben dem laufenden Staubsauger, nicht im Buggy durch die Straße schockelnd. Ich lag neben ihr, hielt ihr Händchen, streichelte sie, sang, fütterte sie - aber nie, nie, nie machte ich Licht und schleppte sie rum.Und, oh Wunder, das zeigte schnell Wirkung. Die Maus schlief sehr schnell durch. Die ersten Monate trank sie natürlich noch 1-2 Mal in der Nacht, aber schlief dann wieder sofort ein und wir hatten nie Probleme. (Fairerweise sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, dass ich brustproblemtechnisch zwei Flaschenkinder und es somit einfacher hatte)
Als wir über ein zweites Kind nachdachten, war die Maus etwa 2 1/2 und ein perfekt schlafendes Kind. Ein Kind, das zum Entsetzen und zum Neid vieler Eltern abends "Mama, ich will ins Bett" sagte, das man hinlegte und das dann bis morgens um 9 oder gar 10 Uhr durchschlief. Daran war ich gewöhnt. VERwöhnt. Was, wenn das zweite Kind das genaue Gegenteil von Maus werden würde? Was, wenn ich plötzlich ein sehr aktives, anstrengendes dreijähriges Rebellenmausekind hatte, das perfekt schlief UND ein ruhiges, entspanntes Relaxmäuschen, das in der Nacht permanent aufwachte? Das würde ich nicht durchstehen.
Je näher der Geburtsttermin rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich hatte wirklich Angst um meinen Schlaf - noch viel mehr als beim ersten Mal. Der Mann beruhigte mich, meinte, wird würden alles einfach so wie beim ersten Kind machen, das würde schon klappen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch davon überzeugt, dass sich Schlaferziehung und Veranlagung etwa die Waage halten.
Als das Mäuschen dann auf der Welt war, machten wir alles genau wie bei der Maus. Sie lag im Beistellbettchen neben uns, ihr Händchen in meiner Hand. Kein Rumrennen, kein Licht, kein Trara und kein Tamtam. Und was soll ich sagen? Es klappte wieder.
Damit hattet ihr jetzt nicht gerechnet, oder? Hand auf's Herz: Ich auch nicht.
Die beiden schlafen jetzt seit mehreren Monaten zusammen in einem Zimmer und es gibt keine Probleme. Das Mäuschen schläft supergut, schlief auch schnell durch und wir sind echt happy darüber. Gut, ich muss aber auch sagen, wir sind die Art von bösen Eltern, die nicht bei jedem Gejammer ins Zimmer rennen und Aufstand machen. Ich lasse meine Kinder nicht stundenlang brüllen, bis sie erschöpft einschlafen, aber ich lasse ihnen durchaus die Chance, sich selbst zu beruhigen, bevor ich es tue.
So viele sagen, dass ein Baby nie ohne Grund weint und man immer darauf eingehen muss. Das denke ich nicht. Klar, ohne Grund weinen sie nicht - aber es muss nicht immer Angst oder Panik dahinterstecken. Manchmal sind sie einfach nur übermüdet oder bockig. Und ich denke, jede Mutter kann sehr gut unterscheiden, welches Weinen was bedeutet. Und ich sehe nicht ein, dass ich für ein übermüdetes, bockiges Kind Animateur spiele. Dazu ist mir MEIN Schlaf zu heilig.
Warum ich all das hier schreibe? Weil ich trotz meiner Meinung, meiner Erfahrung und meiner Einstellung nur den Hut vor den Mamas ziehen kann, die monate- und jahrelang Familienbett praktizieren, nie länger als 3-4 Stunden Schlaf kriegen und daran auch scheinbar nicht wirklich etwas ändern wollen. Und das ist weder zynisch noch sarkastisch gemeint. Ihr seid meine Heldinnen. Und wenn ich ab 20:15h für etwa 12 Stunden meine Ruhe habe, denke ich an euch - und frage mich, was für eine Mutter ich wäre, hätte unsere Erziehung nicht gefruchtet...
Mittwoch, 7. August 2013
Erziehung?
Vor ein paar Tagen habe ich mich mit der Maus mal wieder ins Freibad getraut, immer im Stillen hoffend, dass dieser Besuch der Letzte für diesen Sommer sei. Im Grunde war zu Anfang auch alles okay. Es war nicht zu voll, nicht zu warm, nicht zu laut. Mann und Mäuschen haben wir kurzerhand zu Hause gelassen, um das Stresspotential zu minimieren und so konnte ich einfach das tun, was ich dort immer tue:
besonnenbrillt und mit der Aufmerksamkeit eines Erdmännchenweibchens auf einer Bank am Rand des Kinderbereichs sitzen und mit Tunnelblick die Maus im Auge behalten. Es war allerdings nicht so ein Kindereintopf im Becken wie sonst, so dass Zeit blieb, mir auch die fremde Brut etwas zu betrachten. Wie immer gab es die Spielsachenmopser, die übertriebenen Wasserpistolisten, die niedlichen aufgerüschten Badenixen, die schüchternen Sitzerchen und die sehr lauten Planschegeister. Zu laut. Maus gehört dazu.
Doch an diesem Tag stach ein Kind besonders aus dem Tumult heraus: Ein etwa 9jähriger Junge, offentsichtlich mit Down Syndrom, spielte im Babybecken mit einem Eimer. Soweit die Fakten, die die meisten Eltern registrierten. Dann die Fakten, die die meisten Eltern als nächstes präsentiert bekamen: Der Junge rastete plötzlich komplett aus und fing an, die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs um ihn herum wirklich ziemlich brutal zu schlagen - bis sein (auch noch) dunkelhäutiger Vater entsetzt ins Becken rannte und ihn von den anderen trennte. "Wie kann man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen?". "Die sind doch alle so brutal, ganz schlimm". "Warum war der Vater nicht direkt bei ihm, war ja klar, dass das nicht gut geht!" - solche und noch uncharmantere Sätze brummelten die Mütter um mich herum ihren Erdmännchenweibchennachbarinnen zu.
Und ich hätte gerne gekotzt. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber das ist etwas, was mich einfach unfassbar krankärgert. Denn das, was zwischen Fakt 1 und Fakt 2 passiert ist, ist scheinbar niemandem außer mir aufgefallen: Die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs, auf die der Down-Junge losgegangen war, hatten ihn die ganze Zeit geärgert, mit Wasser bespritzt und beschossen und ihm Dinge zugerufen, die ich nicht verstehen konnte. Und er ließ sich diese Behandlung auch wirklich eine Weile gefallen, doch dann wurde es ihm einfach zu viel, er fühlte sich sichtlich bedrängt und sah rot. Was ich komplett verstehen kann. Und dann war er den Kindern körperlich überlegen, eben weil er ein paar Jahre älter als sie zu sein schien.
Leider war der Papa mit seinem Sohn weggestürmt, bevor ich die Sachlage aufklären konnte, was ich wirklich gerne getan hätte - und noch jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht einfach eingegriffen und die Jungs zum Aufhören ermahnt habe, aber sich in solche Dinge einzumischen wird einfach nicht gerne gesehen am Muddipasstnuraufihrblagaufbecken. Und ich frag mich nun nicht, wie man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen kann oder denke, dass "die" doch alle so brutal sind oder warum sein Papa nicht direkt bei ihm war, weil er sich doch hätte denken können, dass das nicht gut geht - ich frage mich völlig sprachlos, wo denn die Eltern der Jungs waren, die in aller Seelenruhe einen Jungen piesacken und ärgern konnten, ohne dass ihnen Mutter oder Vater klarmachen, dass sowas einfach aller unterste Schublade ist?
So läuft es so oft. Und hier versagt die Erziehung total. Und genau aus solchen Gründen wird es nie ein richtiges und respektvolles Miteinander geben können. DAS gehört für mich eben zu einer guten Erziehung dazu. Hier hat ganz klar die Gesellschaft versagt. Nicht der Papa des Jungen, der einfach nur einen schönen, vielleicht letzten Hochsommertag für dieses Jahr haben wollte. Kinder wissen es vielleicht noch nicht besser, aber die Reaktionen der Frauen um mich herum zeigen leider deutlich, welcher Art die Aufklärung sein wird, die sie ihren Kindern zukommen lassen werden.
Leute, denkt doch einfach mal nach, bevor ihr so, entschuldigt, bescheuert seid und die schlimmsten Vorurteile, die es gibt, auch noch an eure Kinder weiterreicht. Danke.
besonnenbrillt und mit der Aufmerksamkeit eines Erdmännchenweibchens auf einer Bank am Rand des Kinderbereichs sitzen und mit Tunnelblick die Maus im Auge behalten. Es war allerdings nicht so ein Kindereintopf im Becken wie sonst, so dass Zeit blieb, mir auch die fremde Brut etwas zu betrachten. Wie immer gab es die Spielsachenmopser, die übertriebenen Wasserpistolisten, die niedlichen aufgerüschten Badenixen, die schüchternen Sitzerchen und die sehr lauten Planschegeister. Zu laut. Maus gehört dazu.
Doch an diesem Tag stach ein Kind besonders aus dem Tumult heraus: Ein etwa 9jähriger Junge, offentsichtlich mit Down Syndrom, spielte im Babybecken mit einem Eimer. Soweit die Fakten, die die meisten Eltern registrierten. Dann die Fakten, die die meisten Eltern als nächstes präsentiert bekamen: Der Junge rastete plötzlich komplett aus und fing an, die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs um ihn herum wirklich ziemlich brutal zu schlagen - bis sein (auch noch) dunkelhäutiger Vater entsetzt ins Becken rannte und ihn von den anderen trennte. "Wie kann man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen?". "Die sind doch alle so brutal, ganz schlimm". "Warum war der Vater nicht direkt bei ihm, war ja klar, dass das nicht gut geht!" - solche und noch uncharmantere Sätze brummelten die Mütter um mich herum ihren Erdmännchenweibchennachbarinnen zu.
Und ich hätte gerne gekotzt. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber das ist etwas, was mich einfach unfassbar krankärgert. Denn das, was zwischen Fakt 1 und Fakt 2 passiert ist, ist scheinbar niemandem außer mir aufgefallen: Die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs, auf die der Down-Junge losgegangen war, hatten ihn die ganze Zeit geärgert, mit Wasser bespritzt und beschossen und ihm Dinge zugerufen, die ich nicht verstehen konnte. Und er ließ sich diese Behandlung auch wirklich eine Weile gefallen, doch dann wurde es ihm einfach zu viel, er fühlte sich sichtlich bedrängt und sah rot. Was ich komplett verstehen kann. Und dann war er den Kindern körperlich überlegen, eben weil er ein paar Jahre älter als sie zu sein schien.
Leider war der Papa mit seinem Sohn weggestürmt, bevor ich die Sachlage aufklären konnte, was ich wirklich gerne getan hätte - und noch jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht einfach eingegriffen und die Jungs zum Aufhören ermahnt habe, aber sich in solche Dinge einzumischen wird einfach nicht gerne gesehen am Muddipasstnuraufihrblagaufbecken. Und ich frag mich nun nicht, wie man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen kann oder denke, dass "die" doch alle so brutal sind oder warum sein Papa nicht direkt bei ihm war, weil er sich doch hätte denken können, dass das nicht gut geht - ich frage mich völlig sprachlos, wo denn die Eltern der Jungs waren, die in aller Seelenruhe einen Jungen piesacken und ärgern konnten, ohne dass ihnen Mutter oder Vater klarmachen, dass sowas einfach aller unterste Schublade ist?
So läuft es so oft. Und hier versagt die Erziehung total. Und genau aus solchen Gründen wird es nie ein richtiges und respektvolles Miteinander geben können. DAS gehört für mich eben zu einer guten Erziehung dazu. Hier hat ganz klar die Gesellschaft versagt. Nicht der Papa des Jungen, der einfach nur einen schönen, vielleicht letzten Hochsommertag für dieses Jahr haben wollte. Kinder wissen es vielleicht noch nicht besser, aber die Reaktionen der Frauen um mich herum zeigen leider deutlich, welcher Art die Aufklärung sein wird, die sie ihren Kindern zukommen lassen werden.
Leute, denkt doch einfach mal nach, bevor ihr so, entschuldigt, bescheuert seid und die schlimmsten Vorurteile, die es gibt, auch noch an eure Kinder weiterreicht. Danke.
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