Auch wenn ich es noch immer nicht ganz wahrhaben will: In etwa drei Wochen
ist Weihnachten. Und was schon in den letzten beiden Jahren für Verwirrung
sorgte, wird dieses Jahr wieder zur echten Herausforderung für den Mann und
mich - und vor allem für die Maus. Mit ihren 4 1/2 Jahren merkt sie
mittlerweile doch sehr deutlich, dass es eine gewisse Diskrepanz zwischen den
Aussagen zum Thema "Wer bringt die Geschenke?" gibt. Diese
Erwachsenen können sich nämlich alle nicht wirklich entscheiden!
Früher war alles einfacher, finde ich. Und auch wenn dieser Satz unfassbar
abgedroschen und meistens totaler Unsinn ist, war doch meine einzige Verwirrung
als Kind, dass das Christkind, welches unangefochten dasjenige war, das die
Geschenke brachte, gar kein Mädchen-Engel mit Kleidchen und Flügeln war,
sondern tatsächlich das Jesuskind sein sollte. Wobei diese Art von falscher
Vorstellung auch gerne von Christkindel-Märkten unterstützt wird, auf deren
Logos doch eindeutig weibliche Rauschgold-Christkinder prangen. Aber alles
andere war eindeutig. Es war einfach. Christkind = Weihnachten. Osterhase =
Ostern. Fertig. Sogar die Zeiten, in denen diese Feste gefeiert wurden, waren
recht umrissen festgelegt. Eine Sache, die sich heute kaum noch durchsetzen
lässt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Geschäfte und Medien,
die das Chaos noch vergrößern. Ihr seid super!
Aber jetzt habe ich den Faden verloren. Ach ja, früher war alles einfacher,
heute ist alles anders. Man kann geradezu von Lagern sprechen. Von
Teambildungen, die einzig und alleine dazu ins Leben gerufen wurden, um die
noch an Wunder glaubenden Kinder zu verwirren – und ihre armen, sowieso schon
vorweihnachtsgestressten Eltern in Erklärungsnöte zu bringen.
Team Weihnachtsmann vs. Team Christkind
Ein Kampf der Medien, der Werbung, der Giganten. Ein Gefecht, das immer
schwerer zu gewinnen wird für Team Christkind. Ich will an dieser Stelle gerne
deutlich machen, dass ich nichts, aber auch gar nichts gegen den Weihnachtsmann
habe. Er ist bestimmt ein echt netter Kerl! Entgegen vieler Annahmen hat ja
auch nicht die Coca-Cola Company diese Figur erfunden, sie schaffte nur in den
1930er Jahren ein neues Outfit für den dicken Kerl. Der Weihnachtsmann per se
existiert schon sehr lange weltweit und kommt in vielen Ländern, um den Kindern
an Weihnachten eine Freude zu machen. Doch bei uns, zumindest in meinem Inner
Circle, wird mit Weihnachten eben das Christkind in Verbindung gebracht. Jesus,
der an Weihnachten zur Welt kam. Krippe, Maria, Josef, Esel, Gold, Weihrauch
und Myrrhe - all sowas eben. Und genau das vermittelten wir der Maus auch von Anfang
an. Doch seit sie in Kindergärten und Medienwelten unterwegs ist, trifft sie
ständig auf diesen anderen Typen. Auf Santa Claus, Père Noël, Väterchen Frost.
Und sie fragt sich, wer jetzt Recht hat. Und ob vielleicht am Ende ALLES
nur erfunden ist.
Besonders schlimm finde ich die heutige Wischi-Waschi-Kultur, in der dann
auch noch der Nikolaus mit dem Weihnachtsmann in einen unmotivierten Topf
geworfen wird und dieser üble Fauxpas fast niemandem mehr aufzufallen scheint.
Der heilige Nikolaus in den Klamotten des Weihnachtsmannes im Outfit von
Coca-Cola? Der in der gesamten Vorweihnachtszeit - die Ende August startet -
sein geschenkliches Unwesen treibt und den Kindern was vermitteln will? Dass
Weihnachten einfach dann ist, wenn man es sich selbst wünscht? Dass es
vollkommen egal ist, welche Bräuche wann stattfanden, weil es nur zählt, dass
irgendjemand irgendwann möglichst viele und möglichst teure Geschenke bringt?
Ich weiß nicht, wie ihr es mit all dem haltet, wer euren Kindern wann die
Geschenke bringt. Ob man heute noch ausreichend vermitteln kann, dass sich
Weihnachten nicht nur um Spielsachen und neue Klamotten dreht, sondern wirklich
tiefere und wichtigere Werte festigen soll. Ich denke nur daran, wie ich damals
von der ganzen Weihnachtszeit verzaubert wurde und für mich alles voller
Wunder, Stimmung und Traditionen war. Nicht sehr religiös, nicht sehr streng,
aber eben vollkommen unabhängig von mediengezeichneten Bildern und Meinungen.
Nicht Rewe oder Tengelmann bestimmten, wann die Weihnachtszeit begann, sondern
meine Eltern und der Kalender. Ich war nicht schon im Sommer davon überzeugt,
dass nun Weihnachten sei, nur weil im Supermarkt die ersten Schokonikolausweihnachtsmänner
aufgestellt wurden - weil meine Eltern bestimmen konnten, was ich glauben und
mir vorstellen sollte und niemand sonst. Nur meine Familie konnte beschließen,
wann ich meine kindliche Glaubenswelt verlassen sollte und wann nicht. Und
genau das würde ich mir auch wünschen. Denn irgendwann geht all dieser Zauber
verloren. Unaufhaltsam und immer früher. Zu viel kulturelles und kalendarisches
Durcheinander führt nur zu Gleichgültigkeit. Und wen wundert es letztendlich,
wenn Grummelmütter wie ich nie in Weihnachtsstimmung kommen, weil sie schon im
September die Nase voll von Lebkuchen und Spekulatius neben den Grillsaucen haben
und Kinder einfach nicht genug Ausdauer besitzen, sich statt ein paar Wochen
schon monatelang auf Weihnachten freuen zu müssen?
Egal, zu welchem Team man
letztendlich gehört, am Ende geht es doch nur um leuchtende Kinderaugen und die
Verschleierung des ganzen Stresses, dem Eltern in der Zeit ausgesetzt sind.
Weniger ist mehr. Finde ich.
Montag, 2. Dezember 2013
Team Christkind!
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