Dienstag, 22. Oktober 2013

WC-Day

Manchmal gibt es Tage, an denen hätte man lieber im Bett bleiben sollen. Heute ist so ein Tag. Das Wetter ist grau und kühl, obwohl es heute der schönste Tag in der Woche werden sollte, das Mäuschen ist mit dem falschen Fuß aus dem Schlafsack gekrochen, die Maus ist in allerbester Kleineschwester-Ärger-Laune und zu allem Überfluss habe ich mir auch noch mit dem fiesesten Brotmesser tief in den Finger geschnitten. Memo an mich: Auch die linke Hand ist sehr wichtig für mütterliche Tätigkeiten einer Rechtshänderin. Und mit jeder Handlung, jedem Schritt oder jeder Begegnung mehr an einem solchem Tag ist man sich sicher, dass dieser Tag ein richtiger Griff ins Klo ist.

Kennt ihr solche Tage, an denen ihr schon ganz kurz nach dem Aufstehen merkt, dass euch alles auf den Pinsel geht? Dass ihr heute lieber mit jemandem tauschen würdet, der keine Kinder und keine Verpflichtungen hat, vielleicht ein Häuschen am Strand mit einer Hängematte an einer Palme besitzt und den ganzen Tag nichts zu tun hat als dort zu hängematten und zu lesen? Stellt ihr euch auch manchmal vor, wie es wäre, einfach die Koffer zu packen und all dem Irrsinn zu entfliehen, nur für ein paar Tage?

 Habt ihr auch solche Momente, in denen ihr schon beim kleinsten Blick in den Spiegel einfach schreien und wegrennen wollt, in eine dunkle Höhle, wo euch niemand sehen kann? In denen NICHTS aus dem Kleiderschrank auch nur ansatzweise passen oder gar gut aussehen will und ihr auch nach gefühlten Stunden des Zurechtmachens auszusehen scheint wie Olchi-Mama? Und dann geht man aus dem Haus, weil man eben aus dem Haus gehen MUSS, weil man eben NICHT in einer dunklen Höhle wohnt, in der man sich verkriechen kann - und dann trifft man ständig Frauen, die aussehen wie verfluchte Victoria's Secret Models, die so tun, als wäre es der beste Tag der Woche - nur werden sie dir nie ihr Geheimnis verraten...

Erinnert ihr euch an solche Zeiten, in denen ihr auf gar nichts mehr Lust hattet und einfach nur die Zeit anhalten wolltet, um kurz darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, euch für die spannende Karriere einer Kampfjetpilotin entschieden zu haben oder zusammen mit anderen perfekt aussehenden Menschen um die Welt zu reisen, um Photos von exotischen Orten für Hochglanzmagazine zu schießen? Denn solche Menschen müssen natürlich keine Wohnung putzen, sich überlegen, was es zum Abendessen gibt, öde Einkäufe erledigen oder alle drei Sekunden eine Kinderrotznase abwischen. Ja, ich glaube sogar zu wissen, dass solche Menschen nicht mal zur Toilette gehen oder essen müssen!

Und dann sitzt man da, mit einem Kaffee in der Hand und denkt an die Zeiten zurück, in denen man in der anderen Hand statt einer Butterbrezel noch eine Zigarette hielt (zumindest mein altes Laster) und die größte Sorge des Tages die war, dass sich eventuell Langeweile einstellen könnte - und dann sieht man sich um. Die Maus ist im Kindergarten, das Mäuschen in der Kita und der Mann im Labor. Durchatmen. Man selbst sein. So tun, als ob.

Plötzlich sieht man das Bild mit den drei merkwürdigen Vögeln darauf, die auf einem Zug sitzen, der ans Meer fährt (zwei wollen schwimmen, der Dritte mit einem Boot fahren), das die Maus einem gestern freudestrahlend gemalt und überlassen hat. Man sieht das Lieblingsbuch des Mäuschens, das immer aufgeregt und lachend mit "Wau" bezeichnet wird, während es seinen kleinen, bewindelten Popo auf Mamas Schoß parkt, um sich mit ihr zusammen das Buch anzusehen. Man kuschelt sich in die Weste des Mannes und fühlt sich ein bisschen so wie damals, als man die ersten Male miteinander ausgegangen ist.

Und genau dann spürt man, wie leer die Wohnung ohne diese ewig nervenden, nörgelnden, nie still seienden, notorisch chaotischen Gesellen ist - und stellt fest, dass ein einsames Haus am Strand, eine Kampfjetpilotenausbildung, Victorias Geheimnis oder Weltreisen auch nur in der Phantasie aufregend wären und dass man eigentlich genau da ist, wo man sein möchte.
Diese kleinen Momente sind es dann immer, die mir die Kraft geben, einen solchen Klogrifftag zu überstehen und auf bessere zu hoffen, um es nicht eines Tages doch wie Arthur in "Per Anhalter durch die Galaxis" ausdrücken zu müssen:

 "Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde?"

(Vorgestern war übrigens Grummarcesible Day bei Sarah! Ich hatte schlichtweg vergessen, es hier zu verlinken, Schande über mich!)

2 Kommentare :

  1. Oh ja, und wie ich diese Tage kenne! Wo man schon beim Aufstehen weiß: "Das wird heute nichts mehr!" - und dann wieder so kleine Momente erlebt, die dem Ganzen doch einen größeren Sinn geben.
    Wieder einmal wunderbar geschrieben, liebe Grummelmama!

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    1. Vielen Dank dir <3 Freue mich zu lesen, dass ich nicht alleine dastehe mit solchen Tagen :)

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